Baureferat plant Verlängerung – Bürger, BA und Polzei lehnen das Projekt kategorisch ab

Feldmoching · Zwei-Richtungs-Radweg in der Karlsfelder Straße?

Das Baureferat plant die Radweglücke in der Karlsfelder Straße in Feldmoching zu schließen. Kritisch sehen dies die Bürger, der BA und die Polizei. 	Foto: ws

Das Baureferat plant die Radweglücke in der Karlsfelder Straße in Feldmoching zu schließen. Kritisch sehen dies die Bürger, der BA und die Polizei. Foto: ws

Feldmoching · Da will die Stadt in der Karlsfelder Straße in Feldmoching eine Radweglücke, wie das Baureferat es nennt, schließen – und was machen Bürger, Polizei und Bezirksausschuss? Sie lehnen das Projekt kategorisch ab: auch aus Kostengründen, vor allem aber, weil dadurch gefährliche Verkehrssituationen für Radler und Autofahrer entstünden.

Das klingt paradox – ist es aber nicht, wenn man die Örtlichkeit kennt. Der Fall ist schwierig: Derzeit gibt es auf der Südseite der Karlsfelder Straße zwischen der Siedlung Ludwigsfeld und dem Ortsanfang in Feldmoching einen Zwei-Richtungs-Radweg. Er endet von Westen her kommend auf Höhe der Schwarzhölzlstraße.

Bürgersteig muss verbreitert werden

Von dort aus gibt es nach Osten hin, also ins Zentrum von Feldmoching, keinen Radweg, und zwar auf beiden Seiten der Fahrbahn. Das Baureferat will nun in diesem Sommer den vorhandenen Zwei-Richtungs-Radweg auf der Südseite der Karlsfelder Straße um ein kurzes Stück zur Ortsmitte hin verlängern: von der Schwarzhölzlstraße bis zur Straße Am Gottesackerweg. Dazu muss der vorhandene Bürgersteig verbreitert und in einen gemeinsamen Fuß- und Radweg ausgebaut werden. Das geht nur, wenn man die Vorgärten auf den privaten Grundstücken Karlsfelder Straße 5, 7, 11, 11 a, 13, 15 und 17 verkleinert, die Zäune versetzt und dann den Gehsteig ausbaut.

Ein Hausbesitzer nannte das Projekt schon vor einem Monat im Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl einen Schildbürgerstreich und eine »Verschwendung von Steuergeldern«. Er sei gegen dieses Vorhaben, weil »der Status Quo komplett ausreichend ist.« Dieser Ansicht ist man mittlerweile auch im Bezirksausschuss: »Die Verlängerung des Zwei-Richtungs-Radweges bringt überhaupt keinen Vorteil«, betonte Gabriele Meissner (SPD). Gremiumschef Markus Auerbach (SPD) ergänzte, dass durch den geplanten Bau des Radwegs in Feldmoching die Verkehrssituation »für Radler und Autofahrer schwierig zu meistern ist« und eine »gefährliche Stelle« entstehen werde. Sicherer sei es in diesem Fall, wenn die Radler im Ortsbereich von Feldmoching auf der Fahrbahn selbst fahren und nicht auf dem Radweg, stellte der Bezirksausschussvorsitzende klar.

Bei der zuständigen Polizeiinspektion 43 Olympiapark sieht man das genauso. Verkehrsexperte Heinz Müller erklärte auf Nachfrage, dass man in der Karlsfelder Straße im Ortsbereich von Feldmoching gar keinen Radweg brauche. Schon jetzt würden die Radler auf dem bestehenden Zwei-Richtungs-Radweg weiter westlich in der Karlsfelder Straße durch einbiegende Autofahrer aus den Nebenstraßen sehr gefährdet.

Hohe Hecken sorgen für schlechte Sicht

Durch hohe Hecken sei an diesen Stellen die Sicht auf den Radweg erschwert beziehungsweise total verwehrt. Besonders schlimm sei es beim Einbiegen von der Ferchenbach- in die Karlsfelder Straße. »Man sieht als Autofahrer nach rechts überhaupt nichts. Das ist saugefährlich«, beschreibt Müller die Situation. Dabei könne dort ja jederzeit auch von rechts ein Radfahrer kommen, handelt es sich doch um einen Zwei-Richtungs-Radweg. Für diesen bestehe im Übrigen Benutzungspflicht, erläuterte der Polizeibeamte. Es hätten sich an diesen Einmündungsbereichen in die Karlsfelder Straße schon Unfälle mit Radfahrern ereignet.

Aus diesem Grund lehne die örtliche Polizeiinspektion die vom Baureferat geplante Verlängerung des Zwei-Richtungs-Radweges in der Karlsfelder Straße im Ortsbereich von Feldmoching zwischen Schwarzhölzlstraße und Am Gottesackerweg ab, betonte der Verkehrsspezialist der Inspektion. Der Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl ist gleicher Meinung und lehnte das Vorhaben nun ab, und zwar gleich aus mehreren Gründen.

Neben der Unfallgefahr gehe durch den Bau des Radwegs im Ortsbereich von Feldmoching der dörfliche Charakter verloren, gab der BA-Vorsitzende Auerbach zu bedenken. Zudem würde der Radweg in der Karlsfelder Straße auf Höhe Am Gottesackerweg enden und könne von dort gar nicht weiter nach Osten fortgesetzt werden. Genau genommen ist es also gar keine Schließung einer Radweglücke, wie das Baureferat es nennt, sondern nur die Verlängerung eines Radweges. Bei dem Votum des Bezirksausschusses handelt es sich nicht um die sonst übliche Anhörung durch die Stadtverwaltung, sondern um ein Entscheidungsrecht des Stadtteilgremiums. Wie geht es nun in diesem Streitfall weiter? Es gibt zwei Möglichkeiten: Falls sich das Baureferat dem Votum des Bezirksausschusses beugt, ist es ganz einfach: Dann wird das für diesen Sommer geplante Projekt nicht umgesetzt und damit der Radweg nicht verlängert.

Baureferat äußert sich nicht offiziell

Falls das Baureferat auf seiner Meinung beharrt und das Vorhaben trotz der Ablehnung durch den Bezirksausschuss weiterhin befürwortet und realisieren will, entscheide Oberbürgermeister Christian Ude als Chef der Stadtverwaltung in diesem Streitfall. Davon gehen Gabriele Meissner und Markus Auerbach (beide SPD) aus. Im Baureferat selbst mag man sich noch nicht offiziell zu dem Fall äußern: Denn noch liege der Behörde die Stellungnahme samt genauer Begründung des Bezirksausschusses nicht vor, erklärte Baureferats-Sprecherin Nina Lindinger auf Nachfrage. Wally Schmidt

Artikel vom 05.04.2011
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