Grundwasser-Problematik: Gutachten soll bald öffentlich gezeigt werden

Feldmoching · Ergebnis unter Verschluss

Bei dem Diskussionsabend zur Grundwasser-Problematik (v.l.): Robert Schmidt, technischer Werkleiter der Münchner Stadtentwässerung, Rudolf Fuchs vom städtischen Referat für Gesundheit und Umwelt und Markus Auerbach. ws

Bei dem Diskussionsabend zur Grundwasser-Problematik (v.l.): Robert Schmidt, technischer Werkleiter der Münchner Stadtentwässerung, Rudolf Fuchs vom städtischen Referat für Gesundheit und Umwelt und Markus Auerbach. ws

Feldmoching · Die Spannung unter den Hausbesitzern im Norden Feldmochings steigt fast ins Unermessliche – und ruft zugleich Ärger hervor: Endlich liegt nun das Ergebnis eines von der Stadtentwässerung in Auftrag gegebenen privaten Gutachtens zur Grundwasser-Problematik rund um den Nord-West-Sammelkanal der Münchner Stadtentwässerung vor. Doch die Stadtverwaltung hält die Ergebnisse strikt unter Verschluss und präsentiert sie weder den Bürgern noch dem Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl.

Grundwasser-Problematik in Feldmoching

Rudolf Fuchs vom städtischen Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU), gemeinsam mit dem staatlichen Wasserwirtschaftsamt Aufsichtsbehörde der Münchner Stadtentwässerung, erklärte die strikte Geheimhaltung bei der Sitzung des Bezirksausschusses so: »Das Gutachten ist so noch nicht rund. Es ist noch einiges nachzubessern, insbesondere die Planunterlagen. Das Gutachten enthält einige Thesen, die nicht 100 Prozent untermauert sind. Das könnte zu falschen Schlussfolgerungen führen. Das jetzige Ergebnis birgt die Gefahr von erheblichen Missverständnissen.« Deshalb habe man den privaten Gutachter um Überarbeitung und Präzisierung einiger Passagen gebeten.

Nach Ansicht des Feldmochinger Bürgers Rolf Deska, Sprecher von 30 geschädigten Hausbesitzern, ist der nahe gelegene Nordwest-Sammelkanal der Münchner Stadtentwässerung Schuld, dass in den Kellern von Häusern im Norden Feldmochings an Hepp- und anderen Straßen Grundwasser eindringt. So musste sich die Behörde bei einer Einwohner-Versammlung im Pfarrsaal St. Peter und Paul einmal mehr massive Vorwürfe von den Hausbesitzern gefallen lassen. Gegen den Aufstau des unterirdisch fließenden Grundwassers vor dem Abwasserkanal »soll schnellstmöglich etwas gemacht werden. Das ist zehn Jahre lang verbummelt worden«, forderte Anwohner-Sprecher Deska.

Das Gutachten eines privaten Kanalexperten soll Zusammenhänge klären: unter anderem, wie von den Hausbesitzern in der Hepp- und anderen Straßen vermutet, ob der nahe gelegene Abwasserkanal (der sogenannte Nord-West-Sammler) und gegebenenfalls wie stark sich der gewaltige unterirdische Betonschacht auf die Grundwasser-Situation in Feldmoching auswirkt und unter Umständen einen Aufstau des unterirdisch fließenden Grundwassers verursacht. Aber auch die Auswirkungen des im vergangenen Sommer überfluteten oberirdischen Würmkanals in Feldmoching seien in dem Gutachten mitberücksichtigt worden, erläuterte Fuchs. Der Gutachter habe zugesichert, dass man die Nachbesserungen bis Mitte März bekomme. Noch vor den Osterferien wolle man dann das Ergebnis öffentlich vorstellen. »Wir wollen Ihnen nicht das Gefühl geben, hingehalten zu werden«, versuchte Fuchs die Betroffenen zu beruhigen. Er, Fuchs, stehe im Übrigen zu seinem Wort vom vergangenen Herbst, für »größtmögliche Transparenz« zu sorgen. »Hinter diesem Versprechen stehe ich«, versicherte der städtische Mitarbeiter den anwesenden Bürgern.

Doch alle Versicherungen nützten offensichtlich nichts: Eine Feldmochingerin beharrte auf die sofortige Präsentation und sagte voller Verärgerung: »Warum bekommen wir nicht das Gutachten?« Der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD), selbst nicht im Besitz des Papiers, versuchte die aufgebrachte Bürgerin zu beruhigen: »Ich glaube nicht, dass es irgendetwas zu verbergen gibt.« Was ein anderer Feldmochinger prompt mit dem Zwischenruf quittierte: »Es scheint aber so.« Der Politiker zeigte sich unbeeindruckt und stellte ruhig und ganz gelassen fest: »Es ist wie bei einer Mathe-Schulaufgabe, über der man brüten muss.« Also, setzen, sechs – oder etwa ‘ne eins? Was wird es denn für eine Note? Das ist doch ein großer Unterschied.

Trotz allem blieb unter den Bürgern das Misstrauen. »Der Grundwasser-Stand hat sich erhöht«, berichtete Hausbesitzer Martin Obersojer, Sprecher von betroffenen Hausbesitzern. Obersojers Hof liegt in nächster Nähe zu dem Kanal. Auch Rolf Deska, ebenfalls Sprecher von geschädigten Hausbesitzern, forderte im Hinblick auf die nächste Grundwasser-Welle Sofortmaßnahmen.

Robert Schmidt, technischer Werkleiter der Stadtentwässerung, versprach, dass man innerhalb des nächsten Vierteljahres neue repräsentative Grundwasser-Messstellen am Nordwestsammler einrichten werde. Kollege Fuchs vom Referat für Gesundheit und Umwelt wies darauf hin, dass dies eine von mehreren Sofortmaßnahmen sei, die der Gutachter empfohlen habe. Die Stadtentwässerung sei bereits dabei, dies zu realisieren – unabhängig von der noch ausstehenden Präsentation des Gutachtens selbst. Außerdem würden zusätzliche Drainagen am Eishüttenweg errichtet. Eine weitere Forderung der Bürger im vergangenen Jahr war, dass das von Süden her anfließende Grundwasser den Nord-West-Sammler nicht nur unten herum, sondern auch oben herum, also direkt über dem Abwasserschacht, umströmen solle. Für eine »wirksame Überströmung des Kanals« müsse man aber zunächst den Untergrund aufgraben, um zu sehen, wie das Material beschaffen sei, erläuterte Fuchs.

Eine Hausbesitzerin, die bei der Einwohnerversammlung im Oktober 2010 ihre Verärgerung über das ihrer Meinung nach lange Nichttätigwerden der Verwaltung öffentlich beklagt hatte, gab sich erneut skeptisch: »Im Mai steigt das Grundwasser wieder. Ist die Stadt bereit etwas zu tun, dass es Sicherheit für uns Anlieger gibt?« Bei starken Regenfällen »bangt man wieder jeden Tag: Kommt Grundwasser in meinen Keller.« Fuchs konterte mit den Worten: »Ich bin kein Prophet, was das Wetter angeht.« Zugleich stellte der Mitarbeiter des Referates für Gesundheit und Umwelt eines klar: Dass bei Starkregen das Grundwasser allein durch den Nord-West-Sammler steige, das könne man nicht sagen, stellte Fuchs klar. Ein anderer aktueller Fall – beim derzeitigen Weiterbau des Abwasserkanals in Richtung Westen war kürzlich durch die unterirdischen Bauarbeiten Bentonit auf einige Felder an der Karlsfelder Straße hochgeschwemmt worden – sorgte ebenfalls für hitzige Debatten.

Martin Obersojer ließ während der Sitzung ein Tütchen mit »frischem Bentonit« unter den anwesenden Bürgern und Bezirksausschussmitgliedern herumgehen. Werkleiter Schmidt erläuterte den Fall wie folgt: Um beim Bau des Abwasserkanals den lockeren Untergrund zu festigen, werde eine Suspension hineingedrückt, um die Standfestigkeit des Erdreichs zu erhöhen. Grau-braunes Zeug ergoss sich aber auch nach oben auf einige Äcker. Ein Beweissicherungsverfahren sei am Laufen, um zu erreichen, dass die Baufirma die Schäden beseitige, so Schmidt. Anlieger Obersojer ließ sich davon aber nicht beeindrucken und forderte Sofortmaßnahmen, um die Anlieger vor weiteren Schäden zu bewahren. »Ich sage Ihnen zu, dass wir die Sache sofort prüfen werden.«

Wally Schmidt

Artikel vom 01.03.2011
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