Taufkirchens Muslime sollen eine Moschee bekommen

Taufkirchen · Ziel: Für alle offen

Oguzhan Öktem ist der Sprecher der Muslime in Taufkirchen, die auf eigene Rechnung und Verantwortung eine Moschee errichten wollen. 	Foto: H. Woschée

Oguzhan Öktem ist der Sprecher der Muslime in Taufkirchen, die auf eigene Rechnung und Verantwortung eine Moschee errichten wollen. Foto: H. Woschée

Taufkirchen · Oguzhan Öktem, der seit rund neun Jahren an der Grundschule in Taufkirchen am Wald islamischen Unterricht in deutscher Sprache für muslimische Kinder gibt, weiß, dass es bei der Infoveranstaltung am Freitag, 3. Dezember, um 19 Uhr im Versammlungsraum der VHS in der Pappelstraße viele kritische Fragen hageln wird.

Der gebürtige Münchner ist gewappnet für den Ansturm, denn er wisse, dass sein Vorhaben, eine Moschee in Taufkirchen zu bauen beziehungsweise in bereits bestehenden Räumen einzurichten, auf viele Vorbehalte stoßen wird.

Öktem steht mit seinem Wunsch beileibe nicht allein, viele der in Taufkirchen lebenden Muslime wollen sich an dem Förderverein beteiligen, der zu diesem Zweck am 5. Dezember gegründet werden soll. »Die nächste Moschee befindet sich in der Implerstraße, das ist zu weit, um sich jede Woche dort vor allem für das wichtige Freitagsgebet zu treffen«, erklärt Öktem. Zwischen 200 und 300 Quadratmeter sollten die Räumlichkeiten haben, denn die Moschee ist nicht nur als Gotteshaus gedacht, sondern auch als Treffpunkt für die muslimische Gemeinde. Näh- oder Sprachkurse könnten dort zudem angeboten werden, schwärmt Öktem.

Den Verdacht, dass sich die muslimische Gemeinde durch so ein Zentrum noch weiter von der übrigen Bevölkerung abschotten wolle, möchte Öktem zerstreuen. »Die Moschee wird für alle offen stehen, die Predigten werden auf deutsch gehalten«, kündigt er an. Hasspredigten hätten keinen Platz in der künftigen Moschee, die übrigens weder Minarett noch Gebetsturm haben soll. »Wir wollen niemandes Gefühle verletzen«, betont Öktem. Er wirbt für ein friedliches Miteinander der Religionen, wie das auch bereits in der Grundschule in Taufkirchen praktiziert wird. Hier laden sich die verschiedenen religiösen Gruppen gegenseitig ein, um von einander zu lernen und Toleranz zu üben. Finanziert werden wird die Moschee durch Spenden und Beiträge des Fördervereins, erklärt Öktem die Pläne. Es werde Zeit, dass ein solches Zentrum gegründet wird, denn rund 15 Prozent der Taufkirchner Bevölkerung seien Muslime, so der Grundschullehrer.

Bürgermeister Jörg Pötke sieht dem Ansinnen gelassen entgegen. Die Gemeinde werde kein Geld für einen Moscheebau beisteuern, so wie sie das auch bei keiner anderen Kirche vor Ort mache, dennoch stehe man dem Anliegen positiv gegenüber. In Taufkirchen bemühe man sich seit Jahren intensiv um Integration, das gemeinsame Fastenbrechen sei stets gut besucht und auch beim letzten Volkstrauertag seien viele muslimische Mitbürger der Einladung der Gemeinde gefolgt. Allerdings werde man die Ideen der Moscheeplaner im Auge behalten, denn Ziel sei ein friedliches Miteinander und keine neue Ghettoisierung. hw

Artikel vom 30.11.2010
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