»Weihnachten in alter Zeit« – Eine Ausstellung des Kulturhistorischen Vereins

Feldmoching · Paradeisl und Mettensau

Helmut Keßler hat die Ausstellung »Weihnachten in alter Zeit« des Kulturhistorischen Vereins Feldmoching auf dem Gfild organisiert.	Foto: ws

Helmut Keßler hat die Ausstellung »Weihnachten in alter Zeit« des Kulturhistorischen Vereins Feldmoching auf dem Gfild organisiert. Foto: ws

Feldmoching · Wer weiß schon, was ein »Paradeisl« ist. Und kaum jemand kennt wohl die »Mettensau«. Das sind nicht etwa neudeutsche Wörter aus der Gastro- oder Party-Szene, sondern volkstümliche Begriffe aus der staden Zeit. Der »Paradeisl« ist ein dreieckiger Adventsständer mit Äpfeln und Kerzen.

Und zu Weihnachten schlachteten früher die Bauern ein Schwein, nach der Christmette wurde es gegessen, daher kommt der Name »Mettensau«. Kuriose Geschichten wie diese, aber auch viel Interessantes über »Weihnachten in alter Zeit« präsentiert der Kulturhistorische Verein Feldmoching auf dem Gfild bei der Ausstellung »Weihnachten in alter Zeit« im Gemeindehaus Feldmoching an der Ecke Josef-Frankl-Straße 55/Feldmochinger Straße. Sie läuft noch bis 9. Januar 2011 und ist geöffnet jeweils an den Wochenenden, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Helmut Keßler, Ehrenvorsitzender des Vereins, hat die Ausstellung organisiert und dafür viel Zeit und Mühe geopfert.

So hat er zum Beispiel nach einer Lithographie aus dem Jahre 1860 einen Christbaum nach der damaligen Mode nachgebaut: Auf einem Holzgestell sind Tannenzweige und Kerzen angebracht sowie Äpfel und Nüsse aufgehängt. Zu sehen sind zum Beispiel alte Lebkuchendosen, Kugeln, Krippenfiguren, Adventskalender, Rauschgoldengel, ein Weihwasserbehälter in Krippenform, ein Lebkuchenhäuschen aus Pappe sowie außergewöhnliche Krippen – alles stammt aus der Zeit um 1900, ist also mehr als 100 Jahre alt. »Das sind alles Raritäten«, freut sich Keßler. Historische Fotos vermitteln außerdem einen Eindruck, wie unterschiedlich man früher den Christbaum schmückte.

Anfangs war er wohl ziemlich spärlich verziert. Der älteste bekannte Hinweis auf einen geschmückten Christbaum mit Ständer findet sich in einer Handschrift aus dem Jahre 1604, ist auf einer Texttafel in der Ausstellung nachzulesen. In der Biedermeierzeit (1815 bis 1850) trug er bereits Kerzen, die zum Teil mit Stecknadeln angebracht oder mit geschmolzenem Wachs direkt auf die Zweige geklebt waren. Am Baum hing zu jener Zeit viel Essbares: rotbackige Äpfel, Oblaten, Obst, Nüsse, Gebäck und Süßigkeiten. Zeitgleich wurden die ersten Glaskugeln in den Baum gehängt. Seit etwa 1850 wird in Thüringen gläserner Christbaumschmuck hergestellt. Ganz anders war der Jugendstil-Christbaum: üppig dekoriert mit silbernem Glasschmuck, weißen Kerzen und Eiszapfen. Silbriges Lametta erzeugte Schneeimitationen.

Zu sehen sind auch alte Weihnachtspostkarten aus dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) sowie das Bild von einem Feldweihnachtsbaum mit Verpackung. Volkskulturpfleger Volker D. Laturell beschreibt zudem die Entstehung des Christbaums. Auf anderen Texttafeln wird anschaulich geschildert, wie aus der früheren Münchner Nikolaidult der Christkindlmarkt wurde. Die Nikolaidult, erstmals im Jahr 1310 erwähnt, fand auf dem sogenannten Haberfeld statt. Es befand sich hinter einem Nikolauskircherl, das 1584 für den Bau der Michaelskirche abgebrochen wurde. Später fand der Christkindlmarkt auf dem Viktualienmarkt statt, jetzt auf dem Marienplatz.

Maximilian Bauer, erster Vorsitzender des Kulturhistorischen Vereins Feldmoching auf dem Gfild, war bei der Vernissage voll des Lobes für die neue Ausstellung. »Sie ist ein reines Eigenprodukt unseres Vereins.« Wally Schmidt

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Artikel vom 30.11.2010
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