No a Maß und no oane – und da sitzt er heit no! Albrecht Ackerland auf der Wiesn

München · Da schau her! Ein Traum vom Oktoberfest

Wenn Sie diesen Text lesen, dann werde ich es schon wissen: Ist die historische Wiesn wirklich ein solcher Volltreffer, wie ich ihn mir seit Wochen herbeiwünsche? Seit dem gestrigen Freitag hat die historische Wiesn offen – einen Tag vor dem offiziellen Anstich. Ist das nicht ein Traum? Zu spät allerdings, um ihnen noch davon zu berichten.

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Aber Träume sind eh meist schöner als die Wirklichkeit. Lesen Sie nun also, wie es mir hoffentlich ergangen sein wird.

Ich war überwältigt, dass ein Bierzelt so sein kann, wie ich es mir eigentlich wünsche. Eine Volksmusik wurde gespielt, die einem die Schuhe auszog, so schön war das. Ich trank eine Maß nach der anderen von einem köstlichen natürtrüben Bier. Die Krüge waren randvoll und das Bier eiskalt. Es war so köstlich, dass ich mindestens sieben Maß trank und mit dem Bieseln nicht mehr hinterherkam, aber ich bekam keinen Vollrausch, wie man ihn sonst bei Menschen beobachten kann, die sieben Maß Bier trinken. Ein Wunderbier, das diesen wunderbaren Wiesnglimmer erzeugt – aber mehr eben auch nicht.

Ich saß also und trank und saß und trank und es wurde sieben und es wurde acht und es gab kein Bier mehr und die Leute wurden hinausgebeten, weil Schluss war, auf der historischen Wiesn ist immer um acht Schluss. Nur mich vergaßen sie, übersahen mich, ich weiß es nicht. Und mein Maßkrug füllte sich von selbst. Ich saß also, es war schon dunkel geworden, allein in diesem schönen Zelt, es roch nach Tanne von der Dekoration, und wie aus dem Nichts saß auf einmal zwei Tische weiter Rudi Knabl, der legendäre Zitherspieler, und spielte. Es knakste hinter mir. Jörg Hube hatte sich hingesessen, eine Maß in der Hand. Wir prosteten uns zu und ich sagte ihm, wie traurig ich es fände, dass zwar das Kulturzelt auf der historischen Wiesn nach seinem Herzkasperl benannt ist, er aber nicht dabei sein kann. Er sagt, er sei doch dabei, es kann ihn halt nicht ein jeder sehen.

Ich war froh, dass ich ihn sehen konnte und nun sogar eine Privatvorstellung bekam. Das Zelt füllte sich immer mehr, je später es wurde. Franz Joseph Strauß war da, sogar über den freute ich mich. Gustl Bayrhammer war da. Sepp Daxenberger. Therese Giehse, Ruth Drexel. Karl Valentin. Es fehlt der Platz um alle aufzuzählen. Nur eine möchte ich noch erwähnen: Lola Montez. Ganz allein – bis ich mich zu ihr setzte. Auf wen sie denn warte, fragte ich sie. Sie wollte es nicht sagen. Da wusste ich Bescheid. Froh sein soll sie, sagte ich ihr, dass der gerade heiratet. Sonst hätten wir jetzt keine so schöne Wiesn. Und ich bin doch sowieso der Tauglichere. Sie glaubte mir.

Artikel vom 16.09.2010
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