Aschheim feiert Partnerschaften und Umgehungsstraße

Aschheim · Vielvölker-Party

Maibaumfest 2008: Auch damals haben alle Partnergemeinden schon mal mitgefeiert in Aschheim. In der Mitte Bürgermeister Englmann (mit Kette).	 Foto: VA

Maibaumfest 2008: Auch damals haben alle Partnergemeinden schon mal mitgefeiert in Aschheim. In der Mitte Bürgermeister Englmann (mit Kette). Foto: VA

Aschheim · Einen doppelten Coup hat Bürgermeister Helmut Englmann mit dem langen Fest-Wochenende vom 16. bis 18. Juli gelandet: Zur Einweihung der ersehnten und hart erkämpften Umgehungsstraße werden vielköpfige Delegationen aus allen drei europäischen Partnergemeinden erwartet.

Das französische Mougins, das tschechische Jedovnice und die griechische Insel Leros feiern mit den Aschheimern bei einem »Europäischen Fest« gleichzeitig das zehnjährige Bestehen der freundschaftlichen Bande mit der Gemeinde im Münchner Osten. Rund 150 auswärtige Gäste werden dazu erwartet. Die meisten von ihnen wohnen in dieser Zeit bei ortsansässigen Familien. So dürfte das Bürgerfest am Freitag, 16. Juli, ab 20.30 Uhr auf dem noch jungfräulichen Asphalt der nagelneuen A-99-Parallele zu einer völkerverbindenden Party werden. Sieben Bürgermeister aus fünf Staaten werden dabei das Fassbier anstechen, angefeuert von der Europa-Abgeordneten Angelika Niebler aus Vaterstetten. Mit dabei ist auch der Bürgermeister von Mougins’ italienischer Partnergemeinde Lerici, mit der sich die Aschheimer mittlerweile angefreundet haben.

Von der Sonnenstraße aus wird sich am Freitag, 16. Juli, ab 18 Uhr ein Festzug zu der 4,8 Kilometer langen Umgehungsstraße »mit allem, was Räder hat«, in Bewegung setzen, sagt Christian Schürer, im Rathaus der 8.000-Einwohner-Gemeinde zuständig für die Partnerschaften. Das soll allerdings kein gewöhnlicher Autokorso werden. Auf die Ehrengäste warten Kutschen sowie zwei Oldtimer-Busse und ein historischer Gelenkwagen. Besitzer von zwei- und vierrädrigen Veteranen-Fahrzeugen haben sich angesagt. Gegen 19.30 Uhr werden die Geistlichen bei der Kreuzung der Autobahnparallele mit der Gemeindeverbindungsstraße nach Kirchheim die neue Straße sowie ein Feldkreuz weihen. Die Partymeile auf der zum allerletzten Mal autofreien Fahrbahn erstreckt sich dann über 600 Meter auf Höhe der AFK-Geothermiezentrale.

Für Aug’ und Ohr gibt’s jede Menge Attraktionen bei diesem Europäischen Bürgerfest. So spielen unter anderem die Aschheimer Blasmusik, eine Tanzband aus Jedovnice und eine Trommler- gruppe aus dem sächsischen Augustusbad bei Radeberg, mit dem Aschheim seit der Wende befreundet ist. Zu sehen sind Flamencotänzer sowie eine Folkloregruppe aus Leros. Die Feuerwehr zeigt ihre Fahrzeuge, der Reit- und Fahrverein seine Pferde und Ponys. Zur Stärkung tischen die Vereine Kulinarisches auf. Dafür spendiert die Gemeinde Aschheim allen Bürgern einen Gutschein über 12,50 Euro, der bei einer Ausgabestelle abgeholt werden kann.

Nach dem fröhlichen Feiern am Freitagabend wird es dann am Samstagvormittag förmlicher. Von 11 bis 13 Uhr wird im Kulturellen Gebäude bei einem öffentlichen Festakt das zehnjährige Bestehen der Partnerschaften gewürdigt. Um 15 Uhr treffen sich die offiziellen Delegationen am Schäfflerwirt zur »Kreisel«-Fahrt. Dabei werden Aschheims vier neue Verkehrskreisel nach den Partnerstädten getauft: der westliche nach Mougins, der östliche nach Jedovnice, der nördliche nach Leros und der südliche nach dem sächsischen Liegau-Augustusbad. Bei den jeweiligen Ansprachen wird sich Helmut Englmann kurz fassen müssen, denn der Countdown läuft: am 17. Juli um 17.07 Uhr werden die Absperrungen an der Umgehungsstraße symbolisch weggetragen, der Verkehr, der bislang durch Aschheim rollte, kann auf der neuen Fahrbahn fließen. »Damit sich die Autofahrer gleich an die geänderte Verkehrssituation gewöhnen, bleibt bis einschließlich Montag die alte B 471 durch den Ort gesperrt«, sagt Christian Schürer. »Die Verkehrsteilnehmer werden schnell merken, dass der Weg um die Gemeinde herum zwar etwas weiter, aber ungleich schneller und komfortabler ist.« Am Samstagabend lädt der Partnerschaftsverein dann die auswärtigen Besucher und ihre Gastgeber in den Feststadl zu einem viergängigen Menü mit Vorführungen von Tänzern und Turnern sowie mit Musik der »Lustigen Isartaler« und der Blechbläser von »De Irrvarign« ein.

Auf dem Markt-/Synagogenplatz gleich neben der zeitweise autofreien alten Bundesstraße wird dann am Sonntag, 18. Juli, ab 10 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst zelebriert. Nach einem Frühschoppen im Pfarrheim vertreiben sich die Delegationen am Nachmittag die Zeit mit einer Greifvogelvorführung bei der Kelten-Grundschule, mit Führungen durch die geschichtlich-heimatkundliche Sammlung sowie einem Sommerstockschießen in der Stockschützenhalle. Der Auftritt der Tanzgruppe »Artemis« am Montag, 19. Juli, um 20 Uhr vor dem Rathaus setzt den Schlusspunkt unter das Partnerschafts- und Straßenfest.

Während andere Gemeinden schon lange mit Kommunen in der EU verbandelt waren, hat Aschheim lange gezögert. »Wir haben erst die deutsche Wiedervereinigung abgewartet und uns dann unsere europäischen Partnerschaften sorgfältig ausgesucht«, sagt Bürgermeister Englmann. Am Schwierigsten seien die Gespräche mit den tschechischen Freunden gewesen. Vor gut zehn Jahren war es dann soweit: Zwischen Mai 1999 und Juni 2000 wurden die Verträge mit Mougins, Jedovnice/Kotvrdovice und Leros in Aschheim und den jeweiligen Gemeinden unterzeichnet. Seither herrscht reger Reiseverkehr aus dem Münchner Osten in die Nähe von Cannes, nach Südmähren und zu der ägäischen Insel, organisiert von den Komitees des äußerst rührigen Partnerschaftsvereins.

Claudia Schmohl

Artikel vom 06.07.2010
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