Fotoausstellung an der Tramhaltestelle

Milbertshofen · Symbiose fasziniert Künstler

Die Panzerwiese im Norden von München. 	Foto:  VA

Die Panzerwiese im Norden von München. Foto: VA

Milbertshofen · Die Fotoausstellung von Wlodek Filipczak findet noch bis 18. Juli an der Tramhaltestelle Schleißheimer Straße 520 statt. Die Entstehung von Heidegebieten ist auf die menschliche Bewirtschaftung zurückzuführen. Die Panzer- wiese ist so eine Heidefläche im Norden von München.

Ihren Namen trägt sie aufgrund der früheren militärischen Nutzung. Bis Ende der 80er-Jahre wurde die Panzerwiese offiziell militärisch genutzt und war für die Öffentlichkeit gesperrt. Einige Betonfragmente erinnern heute noch an diese Vergangenheit. Da die Sperrung nur über vereinzelte Schilder gekennzeichnet war, zum Schluss nicht erkennbar überwacht wurde, nahm seit den 70er-Jahren die zivile Nutzung überhand. Die Stadt München kaufte die Wiese 1994. Die Freifläche sollte städtebaulich erschlossen werden.

Ein Gutachten kam unter Verweis auf die ökologische Bedeutung zu dem Schluss, dass nur der Südteil der Wiese bebaut werden dürfe. So entstand ein neuer Ort der Begegnung der diametral unterschiedlichen Lebensräume. Ein neuer Kraftakt zwischen Natur und moderner Urbanität. Es ist eine Gratwanderung zwischen der angespannten Situation des Münchner Wohnungsmarktes und dem Bemühen um Erhalt der Natur. Es gibt wenig solcher Orte, wo Städtebau direkt auf Naturschutzgebiet stößt, wo nüchterne Nutzungsbauten in schummrigem Morgenlicht vom aufsteigenden Nebel immer wieder verschlungen werden. Genau diese Symbiose fasziniert den aus Polen stammenden Fotografen, der genau hier lebt und arbeitet. Er entdeckte den Zauber dieses Ortes und startete einen Versuch, dies mit Linse auf Fotopapier zu bannen.

Die Kamera war ein ständiger Begleiter des Fotografen, egal, ob er sich dem Alltag oder der Natur widmete. Nur so waren diese präzisen Beobachtungen, der so oft flüchtigen Momente möglich. Man muss sich Zeit lassen, wenn dieser Ort seine Wirkung entfalten soll. Der Auslöser der Fotokamera wird erst dann betätigt, wenn die Realität aus sich heraus eine poetische Verdichtung schafft. Der Ort der Präsentation hat es auch in sich. Wlodek Filipczak wählte nicht eine Galerie, um die Fotos der Öffentlichkeit zu zeigen, sonder wählte gezielt eine verlassene Tram-Haltestelle am Rande der Wiese aus.

Ein Ort, der von Menschen aufgegeben wurde und der gerade im Begriff ist von der Natur wieder einverleibt zu werden. Er möchte seine Bilder dort wo sie entstanden sind, lassen und den Menschen zeigen, die dort, leben. So ungewöhnlich der Ort ist, so ungewöhnlich ist auch die Präsentation. So entsteht ein Kreislauf aus Beobachtung und Wahrnehmung, aus Lebensraum und Kunstraum.

Artikel vom 30.06.2010
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