Veröffentlicht am 08.03.2017 12:29

Das Schlittenbergerl der „Grabbeplatzbande”

Die Metzgerei Bauch 2016. (Foto: Bauch)
Die Metzgerei Bauch 2016. (Foto: Bauch)
Die Metzgerei Bauch 2016. (Foto: Bauch)
Die Metzgerei Bauch 2016. (Foto: Bauch)
Die Metzgerei Bauch 2016. (Foto: Bauch)

Unser Schlittenbergerl befand sich an der Waldfriedhofstraße direkt gegenüber vom ehemaligen Polizeirevier 20 und war unter der Bezeichnung „Bauchbergl“ bekannt. Wenn uns, der „Grabbeplatzbande“, wie wir genannt wurden, wegen Hausaufgabenüberforderung die Zeit nicht mehr reichte, um zum Ski- und Rodelparadies Neuhofer Berg zu marschieren, wurde der verkürzte Nachmittag am Bauchbergl verbracht.

Woher das kleine, nicht sehr hohe Schneemassiv seinen Namen hatte, ist einfach zu erklären: Im Jahr 1953 machte in der Murnauer Straße, also gleich ums Eck, in etwa an der Stelle, wo heute der Vertrieb der Münchner Wochenanzeiger (Sendlinger Anzeiger) beheimatet ist, das Metzgerehepaar Betty und Magnus Bauch ihre Metzgerei auf. Die Murnauer Straße verlief damals von der Waldfriedhofstraße zur Forstenrieder Straße, die heutige A 95. Erst in den Jahren nach 1957 wurde die Murnauer Straße so gebaut, wie sie heute ist.

Knackige Dampfwürste für kleine Wintersportler

Nachdem es zu der Zeit auch noch nicht die Wintersportbekleidung der heutigen Ansprüche gab, war es keine Seltenheit, dass wir durch und durch nass und durchgefroren waren. Zu unserer Freude gab es da die Frau Zilk aus der Metzgerei, also die Oma vom Stammhalter der Metzgerfamilie, dem kleinen Magnus. Sie brachte einen großen Topf direkt aus der Wurstküche mit heißen, knackigen Dampfwürsten, die mit einem Augenzwinkerer des Metzgermeisters an die kleinen Wintersportler verteilt wurden.

Und so kam es auch, dass mir eines Tages die Zilk Oma den kleinen Magnus auf den Schlitten packte und wir gemeinsam laut jubilierend von oben bis hinunter zum angrenzenden Zaun eine Schlittenfahrt mit etlichen Wiederholungen machten, bis die Oma ihren Enkel wieder in Obhut nahm.

Schrebergärten mussten dem Mittleren Ring weichen

Die Metzgerei Bauch ist dann wegen Platzmangel in die Thalkirchner Straße gezogen und der kleine Magnus von damals ist schon lange der Chef der Großmetzgerei, die stadtbekannt ist. Auch er verteilt eigenhändig heiße Weißwürste, wenn die Kundschaft vor Weihnachten den ganzen Gehweg entlang anstehen muss. Der Grabbeplatz, an dem wir aufwuchsen, war dort, wo heute der Max-Seidl-Weg ist. Es war eine Grünanlage mit dem Gänselieselbrunnen, von großen Linden umgeben, von denen heute noch ein paar Exemplare entlang des Weges stehen, einem Kinderspielplatz mit einer überdimensionalen Sandkiste sowie der Ausflugwirtschaft Gutmann mit Biergarten und große Kastanien direkt an der Forstenrieder Straße, die damals vom Harras bis zum Kreuzhof und weiter nach Forstenried verlief. Am heutigen Luise-Kieselbach-Platz gegenüber vom Altersheim St. Josef waren damals Schrebergärten angesiedelt, die dann wegen dem Bau des Mittleren Ring weichen mussten. Mittlerweile läuft der Verkehr im Tunnel und ich hoffe, dass man die Grünanlage annähernd wieder wie früher gestalten wird.

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ASZ-Gruppe sammelt Erinnerungen

Haben auch Sie Fotos oder Anekdoten, die aufzeigen, wie sich Sendling-Westpark innerhalb der letzten 80 Jahre verändert hat? Für ein Fotobuch mit Unterstützung der Münchner Wochenanzeiger suchen wir – eine Gruppe hauptamtlicher Mitarbeiter und ehrenamtlicher Helfer des Alten- und Service Zentrum (ASZ) Westpark – Fotos und kurze (auch mündliche) Anekdoten von Stadtteilbewohnern aus den letzten 80 Jahren.

Bitte nehmen Sie Kontakt auf mit:

Melanie Lochschmidt

ASZ Westpark

Badgasteiner Str. 5

81373 München

Tel. 089-7609824

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