Veröffentlicht am 13.02.2017 15:01

Gruß aus der Steinzeit

Fasziniert lauschen (von links) Oberbürgermeister Andreas Haas, Sylvia Doll und Ludwig von Meyer den Erklärungen von Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl. (Foto: pst)
Fasziniert lauschen (von links) Oberbürgermeister Andreas Haas, Sylvia Doll und Ludwig von Meyer den Erklärungen von Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl. (Foto: pst)
Fasziniert lauschen (von links) Oberbürgermeister Andreas Haas, Sylvia Doll und Ludwig von Meyer den Erklärungen von Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl. (Foto: pst)
Fasziniert lauschen (von links) Oberbürgermeister Andreas Haas, Sylvia Doll und Ludwig von Meyer den Erklärungen von Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl. (Foto: pst)
Fasziniert lauschen (von links) Oberbürgermeister Andreas Haas, Sylvia Doll und Ludwig von Meyer den Erklärungen von Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl. (Foto: pst)

In jedem frisch gepflügtem Acker, in jeder Baugrube und auf jedem Luftbild könnten sie auftauchen – die Spuren der Vergangenheit. „Überall gibt es etwas“, sagte Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl. Anlässlich des Jubiläums „25 Jahre Stadtarchäologie“ berichtete er im Germeringer Zeit+Raum-Museum über sein Lieblingsthema: Archäologische Ausgrabungen. Zwar hatte es auch vor 1991 immer wieder Grabungsfunde gegeben. Seit dem wurden sie aber von der Stadt koordiniert. 150 offizielle Ausgrabungen hat es in den letzten 25 Jahren im Stadtgebiet gegeben. Gefunden wurden Exponate aus den verschiedensten Zeitepochen – vom ausgehenden Steinzeitalter bis zum Mittelalter.Die Besucher führte Guckenbiehl mit Hilfe von Bildern von einer Grabungsstelle zur nächsten: Hier die Scherben eines Gefäßes der Glockenbecherkultur, da ein Skelett mit Grabbeigaben aus Eisen, dort eine Keltenschanze und immer wieder dutzende von Pfostenlöchern, die auf eine frühere Besiedlung hinwiesen.

Worin liegt aber die Faszination solcher Relikte, die angesichts des gut besuchten Vortrags so viele Menschen verspüren? Das Spannende an der Archäologie sei, dass sie eine Wissenschaft ist, die immer neue Überraschungen bietet, die fast schon detektivisches Gespür und Kombinationsgabe von den Forschern verlangt. Auch wenn die verschiedenen Zeitepochen ihre jeweiligen Phänomene haben anhand derer sie eigentlich klar unterschieden werden können sollten – die Realität sieht häufig anders aus und wirft dadurch neue Fragestellungen auf. „Erkenntnisse, die man zu haben glaubte, werden dann mit einer neuen Grabung zunichte gemacht“, erklärte Guckenbiehl, um das ungewöhnliche Fazit zu ziehen: „Man wird nicht immer schlauer.“

Und die Suche geht weiter

2009 beispielsweise wurde im Gewerbegebiet Nord ein Grab gefunden. Der Verstorbene war in der typischen Hockerhaltung des ausgehenden Steinzeitalters bestattet worden, auch die Keramikgefäße waren typisch „bis wir unter dem Skelett eine eiserne Gürtelschnalle gefunden haben“. Damit wurde das ungewöhnliche Grab in die Karolingerzeit datiert.

Auch wenn sich die Archäologen über Funde freuen, die sich für das Museum eignen – oft ist eine einzelne Scherbe bedeutsamer als eine ganze Vase. Guckenbiehl erinnerte sich noch gut an die Straßensanierung am Oberfeld. In einem ausgegrabenen Brunnen entdeckten die Archäologen neben den Knochenresten von Nutztieren und den Keramikscherben aus der Glockenbecherzeit auch die Spuren von Emmer, Gerste und Haselnuss. Bis heute ist das eine Sensation. Denn es handelte sich um den bayernweit ersten Brunnen, in dem man Funde entdeckt hatte, die belegen, dass die Menschen der Glockenbecherkultur sesshaft waren, Tiere züchteten und Getreide anbauten. Und die nächste Sensation gab es 2016. Unter der Oberen Bahnhofstraße wurde der bayernweit zweite Brunnen aus dieser Zeitepoche entdeckt.

Guckenbiehl erklärte auch, warum Germering seit über 3000 Jahren ein beliebter Siedlungsort war: Hier sei das Grundwasser nicht zu tief, es gebe gutes Weideland, den Löß-Lehmboden und einen trockenen Untergrund dank der Schotterflächen. Jetzt hofft der Archivar auf baldige neue Funde. Unter den restlichen Bauflächen im Gewerbegebiet Nord „erwarten wir Frühmittelalter“, sagte Guckenbiehl und am Kreuzlinger Feld hofft er auf Schnurkeramik.

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