Sie sind hochqualifiziert, motiviert und drängen nicht auf den überhitzten Wohnungsmarkt, da sie bereits in der Region wohnen – die Rede ist von Wiedereinsteigerinnen in den Beruf. „Ihre Stärken und Kompetenzen sind gefragt auf dem Arbeitsmarkt“, erklärte Renate Konrad von der Germeringer Gleichstellungsstelle. Unter dem Motto „Mein bestes Kapital bin ich“ veranstalteten die Germeringer Fraueninitiative (GeFI), das Frauen- und Mütterzentrum (Frau MütZe) und die Gleichstellungsstelle der Stadt Germering eine Börse zum beruflichen Wiedereinstieg und zur Neuorientierung für Frauen. Einen Vormittag lang drehte sich in der Stadthalle alles rund um dieses Thema. Verschiedene Weiterbildungsinstitute, die Gesellschaft Frau und Beruf sowie die Arbeitsagentur hatten wie bei einer kleinen Messe Infostände aufgebaut, gaben Infos zu Fortbildungen, Berufseinstiege, zur Karriereplanung und Berufschancen.
„Wiedereinstieg in den Beruf klingt so einfach“, gab zweiter Bürgermeister Wolfgang Andre in seinem Grußwort zu bedenken. Schließlich gebe es doch Gesetze, die dies regelten. Doch in der Realität ist der Schritt zurück in den Beruf keineswegs so leicht, vor allem wenn die Berufszeit schon länger zurückliegt. Neben den Herausforderungen sollten die Frauen vor allem auf die Chancen eines Neuanfangs blicken, mahnte er.
Ein bisschen „Mut und Frauenpower“, wie es Konrad nannte, brauchen Frauen nach der Familienpause schon, um wieder loszulegen. „Der Wiedereinstieg ist kein punktueller Wendepunkt, sondern ein Prozess“, betonte Konrad. Den Perfektionistinnen unter den Teilnehmerinnen gab sie ein paar nützliche Tipps mit auf den Weg. Denn um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, müssten Kompromisse eingegangen werden. „Organisieren Sie Ihren Alltag neu“, empfahl Konrad. Aufgaben müssten delegiert werden, eventuell Hilfen von außerhalb geholt werden wie Putzfrau, Babysitter oder Hausaufgabenbetreuung.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Buchautorin Silke Mekat, informierten fünf Germeringer Unternehmerinnen und eine männliche Führungskraft über ihre Erwartungen an Wiedereinsteigerinnen. In Zeiten fehlenden Fachkräftemangels würden qualifizierte Mütter auf dem Arbeitsmarkt dringend benötigt. Oft scheiterte dies aber an zu starren Randbedingungen, bedauerte Barbara Magg (Wirtschaftsförderung des Landratsamts). Manchmal würden sich die Frauen eine Berufstätigkeit nicht mehr zutrauen oder sie seien von Beschreibungen in den Stellenangeboten erschlagen. „Bewerben Sie sich ruhig, auch wenn das Profil nicht so passt. Die eierlegende Wolfmilchsau gibt es nicht“, ermunterte Gebe-Geschäftsführerin Sabine Pabst.
Einig war sich das Podium, dass Frauen bei einer mehrjährigen Berufspause darauf achten müssen, nicht den Anschluss zu verlieren. Sie könnten in Urlaubszeiten einspringen, als Aushilfen zur Verfügung stehen oder auf andere Weise den Kontakt zum Betrieb halten. Karina Brauer-Mack (Sparkasse Germering) berichtete von dem Pilotprojekt „Samstagsöffnung“, die fünf Stunden Arbeitszeit würden reichen, um up-to-date zu bleiben.
Moderne Arbeitsformen, bei denen das Arbeiten im „home-office“ gestattet seien, würden den Müttern entgegenkommen, erklärte Magg. „Ohne dies hätte ich es in der Anfangszeit mit meinem Sohn nicht geschafft“, gab sie zu. „Authentisch und ehrlich sein“ war der Rat, den Walter Müller von der VR-Bank den Frauen mit auf den Weg gab. Ein Wiedereinstieg könne nur klappen, wenn die eigenen Grenzen und die Zwänge innerhalb der Familie kommuniziert würden. Man könne durchaus auch von Firmen Flexibilität einfordern. „Es muss nicht sein, dass Meetings um 18 Uhr stattfinden“, betonte Simone Dappert (Headhunterin). Allerdings müssen sich die Frauen auch bewusst sein, dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf kein Frauen-Thema, sondern ein Familienthema sei. „Seien Sie sich bewusst, dass organisatorische Probleme auf Sie zukommen können“, mahnte Maike Wendt, Personalleiterin der Stadt Germering.
Workshop im Frau MütZe
Die Servicestelle Frau und Beruf bietet einen Workshop zum Thema „So klappt der Wiedereinstieg/ Anforderungen an die Bewerbungsunterlagen” . Er findet am Montag, 21. November, von 9 bis 13 Uhr im Frauen- und Mütterzentrum Germering e.V., Goethestraße 5 statt. Anmeldung bei Sabine Gerlach, Tel. (089) 72019912, sabine.gerlach@frau-und-beruf.net .