Veröffentlicht am 22.09.2016 09:04

So sehen Leser die Tramtangente

Umstritten ist eine Trambahn in der Fürstenrieder Straße nach wie vor. (Foto: ats)
Umstritten ist eine Trambahn in der Fürstenrieder Straße nach wie vor. (Foto: ats)
Umstritten ist eine Trambahn in der Fürstenrieder Straße nach wie vor. (Foto: ats)
Umstritten ist eine Trambahn in der Fürstenrieder Straße nach wie vor. (Foto: ats)
Umstritten ist eine Trambahn in der Fürstenrieder Straße nach wie vor. (Foto: ats)

Als 9 km lange Neubaustrecke soll die Tram-Westtangente Romanplatz und Aidenbachstraße einmal verbinden. Die Münchner Wochenanzeiger haben u.a. Politiker vor Ort und Leser befragt, wie sie zu dem Tram-Projekt stehen („Entlastung oder neue Probleme?” im Samstagsblatt vom 17. September). Lesen Sie Meinungen unserer Leser:

„Tram bringt noch viel zu wenig”

Helmut Gall schreibt:

„Der bisherige ungebremste Autoverkehr mit seinen immer untragbareren Folgen darf nicht weiter so stark wie bisher gefördert werden! Auch in München steigen die giftigen Abgaswerte immer noch ständig!

Leider bringt auch hierzu der vorgesehene Bau der Trambahn in der Fürstenrieder Straße hierzu noch viel zu wenig. Am meisten würde zur Verkehrsentlastung der längst überfällige Bau des S-Bahn-Südrings und anschließend des S-Bahn-Nordrings beitragen. Gleichzeitig müsste sofort der unsinnige Bau des 2. S-Bahn-Stammstreckentunnels eingestellt werden, denn dieser bringt nur Nachteile!

Was den Bau der Tramwesttangente betrifft, so müsste diese qualitativ wesentlich leistungsfähiger vor allen an den großen Straßenkreuzungen gebaut werden. Diese Kreuzungsstellen müssten bereits jetzt unterirdisch und U-Bahngerecht ausgebaut werden.”

„Engpass ist das größte Problem”

Inge Wiederhut meint:

„In Ihrer Ausgabe vom 17. September lassen Sie wieder einmal eine ganze Reihe bedeutender Leute zu Wort kommen. Was mir auffällt:

- Die Personen mit gleicher politischer Zugehörigkeit äußern ausnahmslos die gleichen Ansichten. Wo bleibt da die Verantwortung zur eigenen Meinung?

- Nur bei einer Stellungnahme konnte ich die Problematik der Laimer Unterführung ansatzweise erkennen. Dieser Engpass stellt aber mit das größte Problem dar, und das schon seit sehr vielen Jahrzehnten!

- Selbst eine große Freundin der Straßenbahn, bezweifle ich allerdings stark, ob damit eine Verkehrsberuhigung zu erreichen wäre.

- Nach wie vor unbegreiflich für mich ist allerdings die Vorstellung, dass bei jeder Haltestelle eine Ampel für den gefahrlosen Weg für die Fahrgäste zur und von der Tram in der Mitte der Straße installiert werden müsste. Das wäre natürlich auch eine Art Verkehrsberuhigung, aber sicher mit mehr Abgasen und noch mehr Stau. Da ich fast immer öffentlich unterwegs bin, finde ich die Busverbindung an der Fürstenrieder Straße nach wie vor ausreichend. Dann lieber schneller den Tunnel am Englischen Garten!

„Zu spät am Einsatzort”

Herbert Ortmeier meint:

„Zu den Hauptverkehrszeiten ist die dreispurige Fürstenrieder Straße regelmäßig zu. Schon jetzt haben Einsatzfahrzeuge von Polizei und Rettung Schwierigkeiten, sich einen Weg zu bahnen. Wenn man davon ausgeht, dass die Straßenbahntrasse vermutlich nicht für diese Fahrzeuge befahrbar sein wird, so möchte ich mir nicht vorstellen, wie etwa ein Feuerwehr-Löschzug bei einer in Fahrtrichtung zweispurigen Fürstenrieder Straße möglichst schnell voran kommen soll. Wenn dann noch geparkt wird, ist alles zu.

Mich würde interessieren, ob die euphorischen Befürworter der Tram-Westtangente die Verantwortung übernehmen, wenn Rettungsfahrzeuge zu spät den Einsatzort erreichen und womöglich Menschenleben zu beklagen sind. Ich bin mir sicher - keiner!

Von den völlig unnötigen Kosten des Umbaus sowie dem nötigen Fußgängerwechsel zu der jeweiligen Haltestelle (besonders, wenn die Tram noch schnell erreicht werden soll) gar nicht zu reden.”

„Für wen sitzt ihr im Stadtrat?”

Michael Müller fragt:

„Warum ist man eigentlich automatisch gegen die Tram, wenn man für die CSU im Stadtrat sitzt? Schon heute ist es doch so, dass in Stoßzeiten Busspuren zugeparkt sind,der Bus auf der mittleren Spur hält und nur noch eine Spur zur Verfügung steht. Warum sollte jemand heute auf den oft im Stau verspäteten Bus umsteigen? Weil es so schön ist, an der mit Feinstaub hoch belasteten Fürstenrieder Str. zu warten? Ein Umsteigen kann nur mit eigener Trasse attraktiv sein. Aber CSU-Politiker haben eher Sorge, dass auswärtige Pendler nicht schnell genug ihren Arbeitsplatz bequem mit dem Auto erreichen. Für wen sitzt ihr eigentlich im Stadtrat?”

„Ich bin sehr pessimistisch”

Alex Weterings schreibt:

„Ich kritisiere Ihren Artikel gar nicht. Eher die 'Politiker'. Sie müssen auf ihre 'Leute' hören, sie müssen Sachverstand haben, sie müssen von 'oben' nach 'unten' vermitteln. Sie müssen selbstverständlich auch entscheiden und gewählt werden!

Zur Tram-Westtangente: Das Beste, das Umfassendste, was ich in diesem Bereich gelesen habe, war vor mehreren Jahren im periodisch erscheinenden Heftchen der Stadtwerke oder des MVG veröffentlicht. Es war rein sachlich. Soweit ich mich erinnere, war die Erkenntnis, dass auch die Westtangente nur in einem Gesamt-Verkehrsplan für München Sinn macht und es deshalb nur in diesem Rahmen Sinn macht, überhaupt darüber zu reden.

Einige Grundvoraussetzungen (außer Geld):

1. München erstickt künftig - mit oder ohne Tangente - im Autoverkehr. Dieses ist gemeint im Raum-SInne, jedoch nicht zuletzt als gesundheitliches, tödliches Risiko: 'Luftverschmutzung', 'Grenzwerte'. Das bedeutet, dass auch bei bestem technischen Fortschritt die Auto-Menge in München - auch zu Lasten der Münchner selbst - durch Gesetz / Fahrverbote verringert werden muss.

2. Der ÖPNV und auch Fahrrad -a uch Park-und-Ride-Plätze für Nicht-Münchner stehen im Rahmen des Verkehrs an erster Stelle. Nur unter Beachtung meiner Nummer 1 kann sich der ÖPNV überhaupt sinvoll zeitlich bewegen.

3. Konkretere Anforderungen an den ÖPNV:

- die 2. S-Bahn-Stammstrecke muss da sein!

- S-Bahn Pasing, Münchner Norden, Münchner Osten (die Gleise sind weitgehend da).

- Ausbau U-Bahn, auch mit Kreis-Linien - und nicht nur nach Freiham, vielleicht über Germering hinaus.

- gewiss einige weitere Tunnel (auch für Autos).

- Es zeigt sich, wie schädlich es ist, dass der Autobahnring um München nicht geschlossen ist. Die 'Politik' war hier äußerst blind in Richting langfristig sachlichen Erfordernissen. Das schadet jetzt noch immer. So ein Grundsatzfehler darf nie wieder passieren!

Nur in diesem Rahmen kann man sinnvoll über die Westtangente reden.

Die Stadtwerke sehen die Tram von Romanplatz bis Aidenbachstraße als möglich an. Die Fürstenrieder Str. sollte in jeder Richtung überall mindestens zwei Autofahrspuren haben. Die Tram soll lang, aber schmal (für München neu) und mindestens zweigleisig sein, nach Möglichkeit mir Überholspuren. Parkspuren für Privatparker können nicht vorgesehen werden, Garagen wohl. Sie sagen auch, ohne wesentlcihe Einschränkung des Autoverkehrs auf der Fürstenrieder Straße ist eine Versorgung mit ÖPNV wegen Verstopfung völlig unmöglich. Da helfen auch die größten Busse nichts. Die normale Straßenbahn ist zu breit.

Die Politiker haben also einiges zu tun. Sie müssen den Münchnern klar machen, wie München lebenswert bleibt. Sie dürfen dabei nicht nur die 'Kleinigkeiten' vor Ort sehen und nicht nur den Wählern nach dem Mund reden. Im Ergebnis bin ich also sehr pessimistisch für München als lebenswerte, gesunde Stadt, wie schön sie auch ist.”

„Verkehrsproblem würde sich verstärken”

Ute Hübner schreibt:

„Die angedachte Trasse ist teilweise noch begrünt. Diese Grünflächen würden durch Gleise ersetzt werden. Es ist zu bedenken, dass schon lange die Fürstenrieder Straße eine Stau- und Lärmfalle ist. Die Buslinien 51, 151 und 168 bedienen die Stadtteile entlang dieser Straße. Geopfert wurde die eigens für Busse angelegte Fahrbahn zugunsten der parkenden Autos.

Die Tram müsste sich nach der Ampelschaltung richten; also auch nach dem Straßenverkehr. Es käme zu oft zu Verspätungen. Jetzt schon steht mehrmals täglich an den Tram- und Bushaltestellen: 'Verspätung wegen starkem Verkehrsaufkommen'. In diesem Fall würde sich das Verkehrsproblem entlang der Fürstenrieder Straße verstärken. Und nicht nur hier! Auch in der Wotanstraße (vom Romanplatz bis zur Laimer Unterführung) stellt sich das gleiche Problem. Und wie will man den gesamten Verkehr durch den Laimer Tunnel bringen? Er ist nur ein Nadelöhr!”

„Mit wie vielen Verletzten rechnen Sie?”

Egon Dorner gibt zu bedenken:

„Bei der Debatte um die Trambahn durch die Fürstenrieder Straße wird meiner Ansicht nach folgender Aspekt viel zu wenig berücksichtigt: So viel mir bekannt ist, werden bei der Strecke 17 Haltestellen benötigt. Das bedeutet, dass 34 Verkehrsinseln mitten in die betroffenen Straßen gebaut werden müsen. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass immer wieder Personen, insbesondere Kinder, noch schnell über die Straße laufen und dabei nicht auf den Autoverkehr achten. Unfälle sind dabei vorprogrammiert. Es ist zynisch, zu sagen, sie sind dann selber schuld. Auch wenn die Ampeln rot sind, haben insbesondere Kinder vor und nach der Schule anderes im Kopf als den Verkehr.

Meine Frage an alle Befürworter: Mit wie viel Verletzten oder Toten rechnen Sie im Jahr? Bei jedem Unfall sollten sich die Befürworter mitschuldig fühlen.

Ich wäre zufrieden, wenn diese Strecke nie gebaut werden würde. Auch wenn München eine sichere Stadt ist, so sollte man unsere Stadt nicht absichtlich unsicherer machen.”

„Besser Fahrpreise günstiger gestalten”

Werner Lippels mahnt kreative Lösungen an:

„Es ist in unserer Stadt schon merkwürdig, wie der Stadtrat nach Jahren immer wieder auf alte und zur damaligen Zeit sicher vernünftige Verkehrslösungen zurückgreift. Allerdings fragt man sich, warum die sog. Stadtplaner vor Jahren zahlreiche Tramgleise stillgelegt und gleich aufgelöst haben, ohne diese z.B. als Parkmöglichkeiten usw. zu nutzen. Von Planung kann man hier beileibe nicht sprechen, eher von Kurzsichtigkeit und mangelnden Visionen, was den Verkehr betrifft. Es war doch vor 30 und mehr Jahren schon erkennbar, dass die Stadt den Verkehr nicht mehr bewältigen kann. Dies wurde durch die U-Bahn lediglich hinausgezögert, aber nicht gelöst. Man muss nach Lösungen suchen, die den Stadtverkehr unattraktiv machen. Dies wäre möglich, wenn man die Fahrtkosten günstiger gestalten statt ständig anheben würde. Was macht es für die Bürger Sinn, wenn man für eine Hin- und Rückfahrt bereits über 5,50 Euro (über 10 DM!) zahlen muss? Und ferner in keiner Weise würdigt, dass die Münchner immer älter werden, aber keinerlei Privileg vom MVV erhalten? Hier sind kreative Lösungen gefragt und keine langjährigen Verkehrsbehinderungen durch eine Großbaustelle.”

„Nein, nein, nein!”

Karin Frieß ist „total gegen die Tram”:

„Die Fürstenrieder Str. ist gerade in den Morgen- und Abendstunden sowieso schon stark befahren. Der Wegfall einer Fahrbahn bringt das absolute Chaos. Manchmal staut sich der Verkehr in den Abbiegespuren an der Guardinistr., an der Ossingerstr. und besonders an der Auffahrt zur A96 in die anderen Fahrspuren. Die Buslinien die jetzt fahren sind perfekt. Eine Alternative wäre eine U-Bahn, die ist aber zu teuer. Aber eine Tram: Nein, nein, nein!”

„Es gibt Staus ohne Ende”

Theresia Weber lehnt die Tangente ab:

„Ich bin dagegen. Es staut sich jetzt schon der Verkehr. Zu gewissen Zeiten ist die Fürstenrieder Straße jetzt schon eine Steh- statt Fahrstraße. Dies würde sich mit dem Bau der Westtangente noch verschlimmern, da Fahrspuren wegfallen. Die Leute, die jetzt mit dem Auto fahren, steigen sicher nicht auf die Straßenbahn um, sonst würden sie jetzt schon den Bus nehmen. Mit dem Bau der Westtangente gibt es Staus ohne Ende.”

„Busse genügen”

Gertrud Selmer sieht „Autofeinde” am Werk:

„Ich bin gegen eine neue Trambahntrasse durch die Fürstenrieder Str. Die Busverbindungen zwischen Nymphenburg und Laim sind gut und genügen den Bedürfnissen. Durch Fahrbahnschmälerung drohen Dauerstaus. Bei den Befürwortern der Trambahnlinienerweiterung drängt sich der Verdacht auf, dass es sich um 'Autofeinde' handelt. Dies haben schon genug Unfug und Kosten zu verantworten.”

„Blödsinn und Geldverschwendung”

Beate Schrembs lehnt eine neue Tram ab:

„Die Tram durch die Fürstenrieder Str. finde ich völligen Blödsinn und unnötige Geldverschwendung. Es fällt ja bei diesem Vorhaben beiderseits eine Fahrbahn weg und wo haben wir dann eine bessere Verkehrsverbindung für den Autofahrer? Wir haben doch den Bus 151 - welcher jetzt zwar nicht ganztägig fährt - das Problem ist doch aber damit gelöst, wenn der Bus ganztägig fahren würde und die unnötigen Bauarbeiten entfallen würden. Der Bus 51 fährt doch auch ganztägig. Erst wird die Tram zugeschüttet und jetzt will man wieder eine sinnlose Baustelle eröffnen. Es wird so viel Geld unnötig verschwendet, das sieht man ja am Luise-Kiesselbach-Platz. Von Verkehrsberuhigung kann da keine Rede sein, ganz im Gegenteil. Hat die Stadt zu viel Geld? Von mir kommt ein ganz entschiedenes 'Nein' zu diesem Projekt!”

„Jetzt schon lange Schlangen”

Gudrun Bayer meint:

„Jetzt schon stehen die Autos beim Abbiegen von der Lindauer Autobahn (Richtung München) in langen Schlangen, um in die Fürstenrieder Str. zu kommen. Wie soll das werden, wenn die Straßenbahn einen Großteil der Fürstenrieder Str. einnimmt? Vermutlich noch viel schlimmer.”

„Das Geld könnte man besser einsetzen”

Elfriede Unterholzner schreibt:

„Ich wohne in der Fürstenrieder Straße. Ich finde, wir haben eine sehr gute Busanbindung. Deswegen bin ich ein Gegner der Straßenbahn. Vom Romanplatz bis Aidenbachstraße fährt der Bus 51, bis zur Drygalski-Allee Bus 151. Es sind genauso viele Haltestellen wie bei der Straßenbahn. Außerdem würde eine Fahrbahn wegfallen. Es sind Stauungen vorprogrammiert. Ich finde es unnötig, die Straßenbahn zu bauen. Das Geld könnte man viel besser einsetzen.”

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