Veröffentlicht am 22.07.2016 08:45

„Irgendwann muss man auch mal aufhören”

Josef Wahl mit seiner Frau Helga und dem Großen Morisken, den er von der Faschingsgesellschaft Würmesia verliehen bekam. Das Ehepaar hat einen Sohn und zwei Enkel. (Foto: bb)
Josef Wahl mit seiner Frau Helga und dem Großen Morisken, den er von der Faschingsgesellschaft Würmesia verliehen bekam. Das Ehepaar hat einen Sohn und zwei Enkel. (Foto: bb)
Josef Wahl mit seiner Frau Helga und dem Großen Morisken, den er von der Faschingsgesellschaft Würmesia verliehen bekam. Das Ehepaar hat einen Sohn und zwei Enkel. (Foto: bb)
Josef Wahl mit seiner Frau Helga und dem Großen Morisken, den er von der Faschingsgesellschaft Würmesia verliehen bekam. Das Ehepaar hat einen Sohn und zwei Enkel. (Foto: bb)
Josef Wahl mit seiner Frau Helga und dem Großen Morisken, den er von der Faschingsgesellschaft Würmesia verliehen bekam. Das Ehepaar hat einen Sohn und zwei Enkel. (Foto: bb)

Er hat München und vor allem auch den Münchner Westen aus allen Blickwinkeln aufs Papier gebannt: Josef Wahl. An Motiven hat es dem Maler, der 1936 in Nymphenburg geboren wurde, in Pasing seine Kinderjahre verbrachte und jetzt schon viele Jahrzehnte in Neuaubing lebt, nie gefehlt. „Malerpoet” wurde er genannt und als „bayerischer Naiver” bezeichnet, weil seine unverwechselbaren Bilder oft kleine Geschichten erzählen und uns eine heile bayerische Heimat ohne Brüche schenken, eine Idylle, die manchmal fast märchenhafte Züge annimmt.

Seit rund zwei Jahren ist es ruhig geworden um Josef Wahl. „Irgendwann muss man auch mal aufhören”, stellt er fest. Er freue sich zwar, wenn die Leute sagten, 'schade, dass es das nicht mehr gibt', aber für ihn stehe jetzt seine Frau im Mittelpunkt. „Früher war meine Frau oft alleine, weil ich viel unterwegs war. Jetzt machen wir alles zusammen. Heuer sind wir 56 Jahre verheiratet”, erzählt er. „Ich will jetzt die Zweisamkeit mit meiner Frau genießen.”

Malen war seine große Leidenschaft

Josef Wahl kann auf ein umfangreiches Lebenswerk blicken. Er hat unzählige Bilder gemalt, über 50 Bücher illustriert sowie Kalender für Firmen, Postkarten für den Wiechmann Verlag, Titelblätter für Festschriften in Aubing und Pasing sowie Porzellanteller gestaltet. Über Jahre hinweg hat er außerdem das jeweilige Motiv für die Faschingsorden der Würmesia entworfen.

„Ich habe immer schon gemalt, als Kind in Pasing, dann im Haag”, betont der Künstler. Nach Haag in Oberbayern sei seine Familie während des Krieges evakuiert worden. Seine Mutter sei nach dem Krieg dort wohnen geblieben, ihn selbst aber habe das Heimweh nach München zurückgetrieben.

„So hat es begonnen”

So kam der 14-Jährige 1950 nach Abschluss der Volkschule allein zurück in die bayerische Landeshauptstadt. Da ihm der Lehrer schon in Haag gesagt hatte, dass er der beste Zeichner der Klasse sei, begann er in München eine Lehre zum Farblithographen. 1960 legte er in diesem Beruf die Meisterprüfung ab. Als sich jedoch schon in den 60er Jahren abzeichnete, dass dem Lithographen-Beruf keine große Zukunft mehr beschieden sein würde, orientierte er sich nochmals völlig neu und absolvierte eine Banklehre. In der Hypobank in Neuaubing war er neun Jahre lang erst Kundenberater, dann stellvertretender Filialleiter. Und nebenbei malte er...

1967 machte Josef Wahl bei einem sogenannten „Sonntagsmaler-Wettbewerb” der AZ mit. 600 Bilder wurden damals ausgesucht und im Stadtmuseum ausgestellt, darunter auch einige seiner Werke. Nach diesem ersten Schritt in die Öffentlichkeit wurde der Aubinger Bildhauer, Maler und damalige Präsident des Berufsverbandes der Bildenden Künstler, Georg Müller-Mettnau, auf ihn aufmerksam und förderte ihn. 1973 konnte Josef Wahl beim Berufsverband der Bildenden Künstler fünf Bilder ausstellen. „Alle Bilder wurden verkauft”, erinnert er sich. „So hat es begonnen.”

Gründer des KK83

In den 70er, 80er und 90er Jahren sei naive Malerei gut angekommen, resümiert der Künstler. Dann sei das Interesse abgeflaut. Für Josef Wahl und seine Bilder lief es während dieser Zeit gut, so gut, dass er 1985 seinen Bankjob an den Nagel hängen und sich als freischaffender Maler selbständig machen konnte. Prominente wie Uschi Glas kauften seine Werke ebenso wie kunstinteressierte Menschen aus dem Münchner Westen, darunter auch der unvergessene Pfarrer der Neuhauser Herz-Jesu-Kirche, Fritz Betzwieser.

1983 gründete Josef Wahl den Künstlerkreis KK83 München-Pasing, der heute über 100 Mitglieder hat und dessen Ehrenvorsitzender er inzwischen ist. So wie er in seinen Anfangsjahren unterstützt wurde, war es ihm nun ein Anliegen, junge Kollegen zu fördern. Nicht nur Maler waren darunter, sondern auch Schriftsteller, Musiker und Goldschmiede, für die er Kontakte knüpfte und von denen sich so mancher etablieren konnte.

Herzlichen Glückwunsch!

Für sein künstlerisches und soziales Wirken erhielt Josef Wahl im Laufe der Jahre viele Auszeichnungen, darunter den Pasinger Kulturpreis und die Medialle „München leuchtet” in Silber. Etwas, was ihn besonders gefreut hat: Als ihm von den Münchner Turmschreibern der Poetentaler verliehen wurde, war eine Münchner Institution sein Laudator – Ernst Maria Lang, der langjährige Karikaturist der Süddeutschen Zeitung.

Josef Wahl ist vielleicht eines der letzten echt Münchner Originale, tief verwurzelt in seiner Heimatstadt, der er sein Leben lang mit dem Pinsel gehuldigt hat. Am kommenden Sonntag, 31. Juli, wird er 80 Jahre alt. Der Werbe-Spiegel wünscht ihm noch viele gesunde und erfüllte Jahre im Kreis seiner Familie.

north