Veröffentlicht am 20.06.2016 11:39

Flohmarkt im eigenen Garten

Verkaufsverhandlungen an der Gartentür. (Foto: pst)
Verkaufsverhandlungen an der Gartentür. (Foto: pst)
Verkaufsverhandlungen an der Gartentür. (Foto: pst)
Verkaufsverhandlungen an der Gartentür. (Foto: pst)
Verkaufsverhandlungen an der Gartentür. (Foto: pst)

„Da hängen wieder Luftballons, da gehen wir rein“. Das junge Paar stellte die Fahrräder ab und schaute vergewissernd auf den Straßenplan, auf dem alle 55 Teilnehmer der diesjährigen „Gartenflohmärkte“ eingezeichnet waren. Zum zweiten Mal fanden sie in Germering statt. Die Idee kommt aus Amerika. Dort sind die „Garage Sales“ längst zu einer liebgewordenen Tradition geworden. Seit einigen Jahren gibt es auch in München und im Münchner Umland die „Hof“- oder „Gartenflohmärkte“. Es sind Nachbarschaftsprojekte, bei denen Anwohner ihre Flohmarktware im eigenen Hof oder Garten verkaufen. „Es verbindet, stärkt die Hausgemeinschaft und Anwohner in der Straße lernen sich besser kennen. Dazu kommt der Spaßfaktor Flohmarkt“, zählte der Initiator René Götz (Stadtfavoriten) auf. Diese besondere Form des „Sightseeing“ fernab der Einkaufsstraßen kommt bei den Besuchern gut an. Katrin Schmidt nutzte das Ganze, um den Nachbarn der Königsteiner Straße einen Besuch abzustatten. Dabei konnte es die Buchhändlerin nicht lassen, die Bücherkisten, die auf Klapptischen vor den Hauseingängen aufgebaut waren, nach interessanter Lektüre zu inspizieren. „Bücher gehen gut, eine Vintage-Kaffeekanne und einige Nice-to-have-Gegenstände habe ich auch schon verkauft“, berichtete die Bewohnerin des kleinen Reihenhauses am Anfang der Straße. Im Angebot war noch ein grünes Blumenelfenkleid, das sie einmal für die Tochter genäht hat, Kleidung und Dekoartikel. Beim Nachbarn gingen vor allem die DVDs gut. „Das nächste Mal kaufe ich mir vorher einen ganzen Sack voll bei Ebay“, scherzte er. Reich wurde er von seinen Verkäufen allerdings nicht. „Die Leute wollen kaum etwas bezahlen“.

Espresso am Gartentisch

Ein paar Schritte weiter reihte sich Bierbank an Bierbank. „Soviel Platz hätte ich bei einem normalen Flohmarkt nicht“, freute sich die Verkäuferin. Der Verkauf vor der eigenen Haustür sei einfach nur genial. „Keine Schlepperei zum Auto, kein Gerangel um einen Flohmarktplatz und als es vorher einen Regenschauer gab, konnte ich alles schnell in die Wohnung tragen“.

Schilder und Luftballons wiesen den Weg zu einem abseits liegenden Garten. Vorbei an üppig tragenden Johannis- und Stachelbeerstauden gelangten die Kunden zur Gartentür. Auf der Wiese lag eine Picknickdecke mit Flohmarktartikeln, das Schaukelgestell war zur Kleiderstange umfunktioniert worden. Am Gartentisch versammelten sich die Besucher, um einen frisch gebrühten Espresso zu trinken. In anderen Gärten gab es Blechkuchen frisch aus dem Ofen oder kühle Erfrischungsgetränke.

Statt „Standgebühr“ müssen bei den Gartenflohmärkten 15 Euro Teilnahmegebühr bezahlt werden. Wieviel Platz man dann für seine Ware beansprucht, ist jedem selbst überlassen. Allerdings ist der Verkauf auf Gehsteigen und öffentlichen Flächen aus Sicherheitsgründen nicht gestattet und René Götz empfiehlt, dass Mieter für den Gartenverkauf die Erlaubnis der Hausverwaltung oder Eigentümer einholen.

Die ersten Besucher waren übrigens die Schnäppchenjäger. „Schallplatten, alte Münzen, Briefmarken und Schmuck wurden gesucht“, erzählt Heike Weiß, in deren Garten das Hauskaninchen in seinem riesigen Freilaufgehege das bunte Treiben beäugte. Sie freute sich vor allem, dass sperrige Teile wie ein Aquarium weggegangen sind. Nur die große zusammenklappbare Hundebox war auch kurz vor Schluss noch im Angebot. Aber die findet vielleicht im nächsten Jahr einen Abnehmer.

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