Die Not von Menschen, die finanziell am Rande der Gesellschaft stehen, wird in Germering immer größer. Das merken auch soziale Einrichtungen wie die Germeringer Tafel. „Vor zwei Jahren hatten wir rund 400 Mitglieder, mittlerweile sind es fast 800, darunter 260 Kinder“, erklärte Horst Schubert, der mit Jürgen Quest die Germeringer Tafel leitet. Die Tafel versorge somit zwei Prozent der Germeringer Bevölkerung. Der hohe Anstieg ist der Flüchtlingskrise geschuldet. „70 Prozent der Menschen haben einen Migrationshintergrund“, erklärte er. Dass die Not durch die Essensspenden ein wenig gelindert werden kann, ist der Verdienst der rund 80 ehrenamtlichen Helfer. Täglich sind sie im Einsatz, um die Waren abzuholen, vorzubereiten und dann zu verteilen. „Wir fahren so gut wie alle Germeringer Lebensmittelgeschäfte an“, freut sich Quest. Neben den Supermärkten machen kleine Läden oder Privatpersonen mit. Oft kämen Germeringer mit Lebensmitteln vorbei, die sie für Bedürftige spenden. „Ich habe schon Marmelade eingekocht“, erzählte Sonja Thiele.
Vor allem wenn es um verderbliche Ware geht, muss die Tafel aber bestimmte Bedingungen erfüllen, um Lebensmittel zu bekommen. „Die Kühlkette darf nicht unterbrochen werden“, erklärte Schubert. Nach über 15 Jahre Einsatz hatte das alte Kühlauto vor einiger Zeit seinen Geist aufgegeben. „Wir haben der lieben Sonja Thiele unser Leid geklagt“, erinnerte sich Quest. Die Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Sozialdienstes und Kuratoriumsmitglied der Funke-Hopfner-Stiftung war sofort bereit, sich für den guten Zweck einzusetzen. Bei ihren Kollegen musste sie nicht viel Überzeugungsarbeit leisten. Durch eine große Spende in Höhe von 39.000 Euro konnte sich der Tafel-Verein nun einen neuen Kühlwagen anschaffen. „Er kühlt in zehn Minuten von 20 Grad auf 10 Grad“, erklärte Horst Schubert stolz. Vor allem im Sommer sei dies äußerst wichtig, damit die gespendeten Lebensmittel nicht verderben.
Trotz des hohen Anstiegs an Tafelbesuchern klappt die Verteilung problemlos. Rund 25 Helfer sind bei der Ausgabe im Einsatz. Sie haben sich ein profundes Wissen bezüglich der unterschiedlichen Lebensmittel angeeignet, geben Verarbeitungs- und Kochtipps, wissen, welche Speisen kein Schweinefleisch enthalten, was für Moslems wichtig ist. Die Berechtigten dürfen jetzt allerdings nur mehr alle 14 Tage kommen, sonst wäre der Andrang für die kleinen Räume in der Planegger Straße 9 einfach zu hoch. Und die Tafelkunden bekommen je nach Farbe ihrer Ausweiskarten bestimmte „Einkauf“-Zeiten zugeteilt.
2008 ist der Germeringer Manfred Funke-Hopfner gestorben. Er hatte veranlasst, dass mit seinem Erbe eine Stiftung eingerichtet werden soll. Zweck ist die Förderung von sozialen Projekten, darunter besonders der Sozialdienst Germering, der ihn in seiner letzten Lebensphase betreut hatte. In den vergangenen Jahren konnten rund 400.000 Euro an soziale Einrichtungen gespendet werden. Gerade in den heutigen Zeiten niedriger Zinsen sei es wichtig, dass mit Stiftungsgeldern vernünftig gewirtschaftet werde, betonte Vorstand Arnd Walther. Um weiterhin im Sinne des Stifters tätig werden zu können, seien aber Zustiftungen wichtig. Arnd appellierte an die Bevölkerung sich beispielsweise bei Jubiläen Geldbeträge für die Stiftung anstelle von Geschenken zu wünschen.