Ein breites Bündnis von Nichtregierungsorganisationen, angeführt von Amnesty International, veranstaltet am 18. und 19. Juni in fünf deutschen Städten Menschenketten der Solidarität. Sie verbinden Moscheen, Kirchen, Synagogen, soziale Einrichtungen, Flüchtlingsunterkünfte, Museen, Theater und Rathäuser. Am Sonntag werden sich in Berlin, Hamburg, Leipzig und München vier kilometerlange Menschenketten bilden.
Treffpunkt in München ist der Stachus am Sonntag um 12 Uhr - mit Redebeiträgen und Musik. Neben Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und Matthias Jena vom DBG Bayern werden Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften das Wort ergreifen. Danach verbindet die Kette unter dem Motto „Hand in Hand gegen Rassismus - für Menschenrechte und Vielfalt” Einrichtungen verschiedener Religionsgemeinschaften sowie die Geflüchtetenhilfe Bellevue di Monaco.
Das Bündnis tritt für ein weltoffenes, menschliches und vielfältiges Deutschland und Europa ein und steht für die Unantastbarkeit der Menschenwürde und die Wahrung der Menschenrechte unabhängig von Glaube, Herkunft, Hautfarbe und sexueller Identität. Es fordert, dass die Genfer Flüchtlingskonvention nicht in Frage gestellt oder durch nationale Asylrechtsverschärfungen untergraben werden darf.
„Für die Aufnahme der Flüchtlinge engagieren sich in Deutschland Hunderttausende. Weltweit findet dies Anerkennung. Gleichzeitig brennen Häuser, Rassisten bedrohen Menschen auf offener Straße. Flüchtlinge werden attackiert und als Terroristen diffamiert, obwohl sie selbst vor Terror fliehen. Menschen anderer Hautfarbe, Religionen, aber auch Lesben, Schwule, Transgender, hauptamtliche und freiwillige Helfer und Politiker werden beschimpft und angegriffen. Europa schottet sich ab. Der gesellschaftliche Zusammenhalt und die demokratischen Grundwerte werden auf die Probe gestellt.” So sehen die Organisatoren die derzeitige Lage.
Mit der Aktion Menschenkette treten sie für ein weltoffenes, menschliches und vielfältiges Deutschland und Europa ein. „Nur gemeinsam und miteinander werden wir die globalen Herausforderungen meistern. Wir wissen, dass vor allem die Fluchtursachen bekämpft werden müssen. Gleichzeitig dürfen wir jedoch die Augen vor der Not der Menschen, die vor Verfolgung, Terror, Krieg und Armut fliehen, nicht verschließen”, heißt es in ihrem Aufruf, „wir akzeptieren nicht, dass Menschen, die Schutz suchen, auf der Flucht nach Europa sterben.”
Weitere Informationen: http://hand-in-hand-gegen-rassismus.de .
Diese Organisationen unterstützen in München die Menschenkette:
Arbeiter-Samariter-Bund München, AWO Arbeiterwohlfahrt, Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände und Gemeinschaften in der Region München, Attac, Ausländerbeirat München, Bayerische Gesellschaft für psych. Gesundheit e.V., Bayerischer Flüchtlingsrat, Bellevue di Monaco, Bündnis München sozial, DGB, Evangelisch-Lutherisches Dekanat München, FDP München, Freunde Abrahams e.V., GRÜNE JUGEND München, GRÜNE München, HUMANISTISCHE UNION e.V. - Regionalverband München-Südbayern, Israelitische Kultusgemeinde München, Junges Bündnis für Geflüchtete, Jusos München, Katholikenrat der Region München, KJR München Stadt, LINKE München, LeTRa, München ist bunt! e.V.,, Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus, Münchner Forum für Islam e.V., Münchner Freiwillige – Wir helfen e.V., SPD München, terre des hommes München.
„Auch heute brennen Unterkünfte von Menschen, werden Menschen diskriminiert, bedroht und getötet”, erinnerte Micky Wenngatz (München ist bunt e.V.) wenige Tage vor der Menschenkette im Sendlinger SPD-Bürgerbüro (Daiserstraße 27). Dort wurde dievom Verein organisierte Ausstellung „Rechts-Total? Normal?” eröffnet (zu sehen Di-Fr 10-18 Uhr). „Man muss jedesmal, wenn einem Rassismus begegnet, widersprechen!” forderte sie. Dazu will der Verein Hilfestellung geben und die Menschen befähigen, solchen Widerspruch zu begründen und Rassismus zu erkennen. „Es ist ein Riesenglück, dass es diese Ausstellung gibt”, freute sich Wenngatz. Sie warnte davor, dass „Menschen zu Sündenböcken gemacht werden”. Genau das sei die Methode rechter Gruppierungen: zu behaupten, man habe auf schwierige globale Fragen einfache Antworten und diese an bestimmten Menschen festzumachen.
Die Ausstellung „Rechts-Total? Normal?” (diese kann auch an Schulen verliehen werden) untersucht solche rechten Strategien, die sich auch in der Mitte Gesellschaft zeigen: Sowohl solche Parolen und Klischees, die in der Vergangenheit verwendet wurden, als auch die, auf die gegenwärtig zurückgegriifen wird. Gefragt wird nach „Maulhelden und Mördern, nach Biedermännern und Brandstiftern, nach Rattenfängern und Ihren Medien und Methoden”. Die Ausstellung zeigt aber auch Möglichkeiten und Probleme des Ausstiegs sowie Wege demokratischen Engagements und der Solidarität.
MdL Florian von Brunn rief bei der Ausstellungseröffnung dazu auf, beizeiten gegen rechte Trends Position zu beziehen: „Das 'Wehret den Anfängen' ist wichtiger denn je”, meinte er und verwies auf den Widerstand der Sozialdemokraten gegen das Ermächtigungsgesetz 1933 im Reichstag. Auch heute müsse man aufklären und gegen Rechts Widerstand leisten. „Man kann Nazis und all ihren Spielarten nicht entschieden genug entgegentreten!” Daher kämpfe die SPD gegen jede Form von Rassismus und Faschismus und beziehe gegen alle, die lieber provozieren als diskutieren wollen, Stellung.