Veröffentlicht am 19.05.2016 09:22

„Schweren Herzens aufgegeben”

Frank Chylek leitet das Leonhard Henninger Haus seit 16 Jahren. (Foto: ds)
Frank Chylek leitet das Leonhard Henninger Haus seit 16 Jahren. (Foto: ds)
Frank Chylek leitet das Leonhard Henninger Haus seit 16 Jahren. (Foto: ds)
Frank Chylek leitet das Leonhard Henninger Haus seit 16 Jahren. (Foto: ds)
Frank Chylek leitet das Leonhard Henninger Haus seit 16 Jahren. (Foto: ds)

Die Tagespflege im Leonhard-Henninger-Haus hat geschlossen. In den Räumen werden nun Mitarbeiterunterkünfte eingerichtet. Als der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) davon erfuhr, lud er den Leiter des Alten- und Pflegeheims der Inneren Mission München, Frank Chylek, zur Sitzung ein, um sich aus erster Hand darüber informieren zu lassen. SPD-Fraktionschef Willy Mundigl sorgte sich, wie der Bedarf an Tagespflege im Viertel denn nun gedeckt werden soll.

Es habe kaum Nachfrage nach den 15 Plätzen in der Tagespflege gegeben, berichtete Frank Chylek dem Stadtteilparlament: „Die Belegung ging kontinuierlich zurück und lag noch bei etwa zehn Prozent.“ So habe man die Tagespflege „schweren Herzens“ zum 1. Januar 2016 aufgegeben. „Daran hat mein Herz gehangen, wir hatten dort eine hervorragende Kraft im Dienst, aber was will man machen?“

1997 war die Tagespflege eröffnet worden. Wirtschaftlich sei das Angebot nie gewesen, und man habe es über die Jahre hinweg nur aufrecht erhalten können, weil die Infrastruktur im Leonhard-Henninger-Haus sowieso vorhanden war: Küche, Wäsche, Heizung und so weiter für die Heimbewohner konnten mitbenutzt werden. Oft seien die freien Plätze im Rahmen der psychosozialen Betreuung für Bewohner des Heims benutzt worden, was natürlich keine Einnahmen gebracht habe, führte der Heimleiter aus.

100 Euro am Tag

Chylek erklärte auch, was Tagespflege bedeutet: Senioren, die zuhause wohnen, kommen für acht Stunden am Tag (wochentags, Montag bis Freitag) in die Einrichtung und werden dort betreut und beschäftigt, auch die Grund- und Behandlungspflege ist dabei. „Das kostet für einen Tag etwa 100 Euro. Ich finde es nach wie vor gut und wichtig und richtig, aber es ist eben kein billiges Unterfangen.“

Konkurrenz ASZ

Nun gebe es einfach viele Leute, die für die Grund- und Behandlungspflege einen ambulanten Dienst zu sich nach Hause bestellen. Die Kosten dafür seien bis vor kurzem noch aus demselben Topf bezahlt worden wie die Tagespflege, und das Geld sei schnell aufgebraucht. Wenn man dann die niederschwelligen Angebote im Alten- und Servicezentrum (ASZ) nutze, habe man ein vergleichbares Programm. Kurz gesagt: Wer ambulante Pflege hat und ins ASZ geht, braucht keine Tagespflege mehr. So erklärte Chylek die geringe Nachfrage.

WG für Azubis

Bedarf dagegen gebe es an Wohnraum für Mitarbeiter. „Im fünften Stock unter dem Dach hatten wir schon immer unsere ,Zivi-Zimmer‘ - für FSJler, Praktikanten oder Mitarbeiter von auswärts, die dort übergangsweise wohnen und sich in München erst eine Wohnung suchen müssen.“ Zunehmend hätten im Zivi-Zimmer Leute gewohnt, die im Leonhard Henninger Haus ihre Ausbildung machen. So entstand die Idee, die Räumlichkeiten der Tagespflege in eine große Wohngemeinschaft (WG) für Azubis umzubauen. Es entstehen acht Einzelzimmer mit einer Gemeinschaftsküche und einem Gemeinschaftsraum.

Niemand der bisherigen Besucher der Tagespflege stehe nun unversorgt da, versicherte Frank Chylek: Diejenigen, die im Westend wohnen, gingen nun in die Tagespflege in der Ganghoferstraße, außerdem habe es Gäste aus Laim und Solln gegeben, die nun dort jeweils vor Ort das Angebot nutzen.

Ein „Stadtteil-Haus“

Seit mehr als 100 Jahren leistet die Innere Mission Hilfe für ältere Menschen im Westend. „Wir verstehen uns als Stadtteil-Haus“, betonte Frank Chylek, der die Einrichtung seit 16 Jahren leitet. Das evangelische Alten- und Pflegeheim bietet 117 Plätze auf vier Stationen im Pflegebereich, zwölf Plätze im Wohnbereich für Menschen, die keine Pflegestufe haben und lediglich Unterstützung im Haushalt benötigen, sowie 14 Plätze in der Kurzzeitpflege. Hier werden pflegebedürftige Menschen meist für vier bis acht Wochen stationär versorgt.

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