„Mein Gott, dein Gott - ein Gott?” - unter diesem Motto standen die Vorträge der Dekanatsreihe im Pfarrverband Solln. Fast 100 Besucher kamen ins Pfarrheim von St. Johann Baptist. „Juden und Christen beten zum selben Gott“, führte Referent Dr. Andreas Renz aus und fragte nach dem Gott der Muslime. Eine achtsame Antwort gebe das zweite Vatikanische Konzil in „Lumen Gentium“, wo Muslime genannt werden als Menschen, „die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten.“ In der lebendigen Diskussion betonte der Referent die Unbeschreiblichkeit Gottes, klar formuliert im Bilderverbot, und ergänzte: „Der Islam betont mehr die Barmherzigkeit Gottes, das Christentum stärker die Liebe in Jesus Christus.“ Damit gebe es aber das Problem für die Christen, ob sie an drei Götter glauben? „Ein Gott in drei Personen – diese Formel wird falsch verstanden, wenn ich da drei Personen setze.“ Der Begriff einer Person werde heute anders verstanden als damals, sonst vertrete man keinen Monotheismus mehr.
„Gott – woher weiß ich von ihm?” Bilal Akkaya, zweiter Referent und Leiter der interreligiösen Plattform IDIZEM e.V., wies auf den Koran, den Propheten und die Schöpfung hin. Wichtig waren ihm besonders die Eigenschaften von Allah: „Anfangslos, unvergänglich, einzig, schöpferisch, allmächtig und mit Wissen und Willen ausgestattet“.
Imam Fikret Fazlic betonte am zweiten Abend der Dekanatsreihe, dass neben dem Koran auch die Bibel und die Tora zu den heiligen Büchern zählten, denn „der Islam ist der Glaube an einen Gott, der sich an verschiedenen Zeiten und Orten geoffenbart hat“. Genau nachgefragt wurde nach den Propheten: „Die fünf wichtigsten Propheten sind Abraham, Noah, Mose, Jesus und Mohamed als Gesandter.“ Und Muslim sei man ab der Geburt, Christ dagegen durch die Taufe. Gefragt nacht dem Streit zwischen Schiiten und Sunniten antwortete er: „In Penzberg beten 25 Nationen verschiedener Richtungen miteinander. Es gibt kein Problem.“ Aber das Christentum und den Islam trenne doch viel, so ein Einwurf. „Es geht um Werte beim Zusammenleben jetzt hier in München. Die christlichen Werte sind die muslimischen Werte und auch die jüdischen.“
Bayram Türksezer betonte am dritten Abend zum Thema „Koran und Bibel“ die Verbaloffenbarung des Koran in arabischer Sprache. „Nur in Arabisch ist es der Originaltext und heiliges Buch“, ergänzte Dr. Stefan Wimmer von der LMU. Er betonte dann: „Der Hauptunterschied ist nicht, was drin steht, sondern der Zugang. Die Bibel ist über 1.000 Jahre entstanden und ständig überarbeitet worden. Der Koran ist so Offenbarung Punkt für Punkt durch den Erzengel Gabriel.“ Die bunte Bildsprache des Arabischen sei kaum zu übersetzen.
„Wichtig ist auch die Sprache, das Hören. Das ist ein akustischer Gottesbeweis“, so der Referent, der auf Fragen antwortete: „Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen. Der Koran ist die Mitte des Islam. Die Mitte des Christentums ist Christus. Darum müssen wir richtig Koran und Christus vergleichen.“ Beiden Religionen sei es jeweils heilig. Verständlich erklärt wurde es mit „wie das Evangeliar im Gottesdienst tragen oder ein bisschen wie die konsekrierte Hostie“. Das einem Menschen Heilige lasse er nicht zu Boden fallen.
In der Diskussion wurde nach der Gleichberechtigung der Frauen gefragt, die nach dem Koran etwa als Tochter nur die Hälfte des Erbanteils bekommt. „Heute ist es gerecht, wenn für alle das Gleiche verteilt wird“, sagte Bayram Türksezer. Das bedeute, es gebe eine Auslegung des Korans fürs Leben in der Gegenwart zumindest in Deutschland. Dies wurde von allen muslimischen Referenten bestätigt. Stefan Wimmer gab zum Schluss aus seiner langjährigen Erfahrung in Jerusalem den Impuls mit: „Die Außenwahrnehmung einer Religion ist das eine und hat oft nichts mit dem inneren Glaubensstand zu tun.“