Sie erinnern sich an eine „tolle Zeit”: Heinrich Steinhübel und seine Freunde wurden 1951 eingeschult und erlebten ihre Kindheit in der Gotzinger Schule. Nun feierten die Erstklässler von damals ihre „Eiserne” Einschulung. In den Ferien hatte Steinhübel seine ehemaligen Klassenkameraden zusammengerufen, 65 Jahre nach dem Beginn des „Ernsts des Lebens” in ihre alte Schule zurückzukommen.
Zu Klassentreffen haben sich die „Gotzinger” natürlich auch schon früher getroffen, doch viele von ihnen sahen jetzt zum ersten Mal nach Abschluss ihrer Schulzeit „ihre Schule” wieder von innen. „Hättest du gedacht, dass du nochmal hierherkommst?” Die Frage war beim Gang durch die Flure und Treppenhäuser öfter zu hören - ebenso wie die Antwort: „Nein, aber schee is!”
Einiges hat sich in der Gotzinger Schule seit den 50er Jahren geändert: Mädchen und Jungs benutzen damals eigene Eingänge, die Kinder verschiedener Glaubensrichtungen - damals katholisch und evangelisch - waren strikt voneinander getrennt. Aus der damals evangelischen Schule wurde die Berufsschule; jetzt ist in dem Gebäudeteil die Realschule zuhause.
Das 1905 bis 1907 hochgezogene Bauwerk wurde 1994 bis 1999 saniert, bekam 2000 seine krönende Turmzwiebel und steht nun unter Denkmalschutz. Innen wurden einige der alten Malereien freigelegt, die die „Ehemaligen” bei einem Rundgang durchs Schulhaus interessiert begutachteten. Rektor Klaus Wohlmann zeigte den Schülern von früher das Gebäude und tauschte sich mit ihnen beim Betrachten alter Fotos über das Früher und Heute aus. Die meisten erinnern sich an eine „tolle Zeit” in der Gotzinger Schule und haben ein Mosaik aus vielen Bildern im Kopf: Erfolgreiche Handballspiele gehören ebenso dazu wie der Lehrer, der die Kinder im Mundharmonikaspiel drillte - bis sie so gut waren, dass sie sogar einmal im Rundfunk zu hören waren.
Rektor Klaus Wohlmann freute sich über den ungewöhnlichen Besuch: „Ich habe selten so viele interessierte Schüler um mich”, begrüßte er die große Gruppe, „ich freue mich, dass Sie der Gotzinger Schule die Treue halten.” Mit den Ehemaligen verbindet ihn viel - und eines ganz Besonders, wie Wohlmann sagte: „Ich bin auch gerne hier!”
Nicht nur Sigi Sommer gehört zu den bekannteren ehemaligen Schülern der Gotzinger Schule, sondern auch der Regisseur Rainer Werner Fassbinder, der 1982 starb. Bevor er zum wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films der 1970er und 1980er Jahre wurde, lernte er am Gotzinger Platz Lesen, Schreiben, Rechnen. Fassbinder war ein Klassenkamerad Heinrich Steinhübels und ist auf dem Erstklässler-Bild zu sehen. Finden Sie den Sechsjährigen?