Fahrten in der S-Bahn können vor allem im Berufsverkehr ziemlich nerven. Übervolle Waggons, angespannte Stimmung – wenn dann noch eine Schülerhorde mit dicken Schultaschen daher kommt, kann die Luft schon mal „dick“ werden. Seit 2007 bildet daher die Deutsche Bahn (DB) Schüler verschiedener Schularten und Jahrgänge zu DB-Schülerbegleitern aus. Das Motto dafür lautet „überzeugen statt petzen“ oder auch Freundlichkeit und gegenseitige Rücksichtnahme statt Motzen.
Die ausgebildeten Schülerbegleiter sollen also bei Fehlverhalten jedweder Art oder gar bei Belästigungen anderer Fahrgäste die betroffenen „Streithähne“ direkt ansprechen und positiv auf sie einwirken. Das kann während der Fahrt, beim Ein- und Aussteigen oder auch an den Stationen passieren. Für die Ausbildung nehmen die drei Projektbeteiligten bei der S-Bahn München, in der jeweiligen Schule und bei der Bundespolizeiinspektion München jährlich rund 50.000 Euro in die Hand. Insgesamt über 1.500 Schülerbegleiter haben inzwischen schon ihr Zertifikat erhalten.
Seit Ende Januar sind weitere neun Schülerbegleiter hinzugekommen: neun Realschüler aus Gauting haben im Beisein der Bürgermeisterin Brigitte Kössinger ihr Zertifikat erhalten. In 20 extra Schulstunden auf zehn Wochen verteilt sind den neun Schülern wichtige Schlüsselkompetenzen wie Konfliktmanagement, Deeskalation, Körpersprache und Eigeninitiative beigebracht worden, um Konfliktsituationen oder auch Belästigungen und Beschädigungen zu verhindern.
„Es geht darum, freundlich und sachlich aufzuklären und ruhig zu schlichten“, meinte Klaus Figur, Mentor, Beauftragter für das DB-Schülerbegleiterprogramm der S-Bahn München bei der Zertifikatsübergabe. „Dann können Unachtsamkeit, Stress oder Frust gar nicht erst zu unnötigem Streit oder einer Gefahrensituation führen.“ Wichtig dabei sei aber auch, dass die DB-Schülerbegleiter ehrenamtlich und freiwillig unterwegs seien. „Sie unterliegen keinem Handlungszwang. Bei jeder Situation im Zug entscheiden sie selbst, ob ihr Eingreifen die Situation verbessern könnte oder nicht.“
Die Zertifikatsübergabe an die neun Realschüler war übrigens Anlass für einen weiteren Meilenstein in der Schulgeschichte. „Wir haben mit der S-Bahn einen Kooperationsvertrag unterschrieben“, so Schulleiter Manfred Jahreis. Neben der LBS, Swiss Life, der MTU könne sich die Schule von jetzt ab auf die S-Bahn München als weitere Säule in der Berufswahl der Schüler stützen. „Wir sind froh, solche stabilen Partner für Praktika, für ein Bewerbungstraining und für Ausbildungspartner zur Seite zu haben.“