Der Waldfriedhof in Gauting hatte bisher neben dem alten und dem neuen Teil auch eine Urnenwand und den jüdischen Friedhof in seinen Mauern vereint. Nun erweitert die Gemeinde Gauting seinen historischen Friedhof um einen Friedgarten. „Der Friedgarten ist eine Urnen- und Erdbestattungsgemeinschaft, die durch uns Gärtner gepflegt wird und die eine ganz individuelle Art der Besinnung und der Begegnung sein soll“ wünscht sich der Buchendorfer Gärtner und Gartenbaumeister Wolfgang Kiefl, der nun Verwaltungsratsvorsitzender der eigens geschaffenen gärtnerischen Treuhandgesellschaft (TBF) ist. „Friedgärten sind bundesweit gar nicht mal so einzigartig. Bei uns betreten wir damit aber erst einmal Neuland.“
Am Anfang stand der Gedanke, das einzigartige Grabmal der 1939 verstorbenen Bildhauerin Hanna Koschinsky zu erhalten, erklärte Friedhofsmitarbeiterin Monika Bräuer-Gerlach. Um den verwunschenen Steinengel sei nun eine Ringbepflanzung aus immergrünen und saisonal blühenden Gewächsen gesetzt worden. Außerdem stünden zwei nach oben geschwungene Stelen schon bereit, kleine Namensplättchen der Personen aufzunehmen, die dort ihre letzte Ruhe finden.
„Die Stelen haben wir dem Steinengel nachempfunden“, so der Geschäftsführer der TBF, Stephan Jürgenlimk. „Hier finden absolut keine anonymen Beisetzungen statt. Das Angebot richtet sich an alle, die vielleicht weit weg wohnen und selten ans Grab der Angehörigen kommen und trotzdem einen sehr konkreten Ort der Trauer haben möchten. Durch die gärtnerische Pflege können sich alle auf einen immer sehr guten Gesamteindruck verlassen.“
Sechs Gautinger Gärtner kümmern sich innerhalb der TBF um Pflege, Nachpflanzungen und Gießen sowie Schneeräumen. „Hier tun wir uns alle für ein perfektes Gesamtergebnis zusammen und stehen mit unserem Namen dafür“, betont Kiefl. „Das ist eine ganz besondere Sache.“ „Eine Bestattung fand hier schon statt“, berichtet Bräuer-Gerlach. „Ich denke, da folgen schnell einige mehr.“ Ob der Friedgarten vielleicht sogar um andere Grabstellen erweitert werde, lasse sich nicht abschätzen. Jetzt sei vorerst für 30 Bestattungen Platz.
Rund 4.000 Menschen liegen auf dem Gautinger Waldfriedhof begraben. Gerade eben verabschiedete die Gemeinde Gauting eine Änderung der Friedhofsatzung, nach der nun auch Nicht-Gautinger hier ihre letzte Ruhe finden können.
„Der Friedgarten ist eine schöne Sache“, lobt Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. „Aus der Bürgerschaft erreichen uns viele Anfragen nach alternativen Beerdigungen, der Friedgarten ist dafür eine besondere Art. Ich freue mich, dass wir die erste Würmtal-Gemeinde sind, die diese Möglichkeit anbietet.“ Neben dem recht anonymen Umgang mit der Urnenwand schaffe der Friedgarten einen wirklichen Hingucker, so Kössinger weiter.
„Das Gartengefühl soll im Vordergrund stehen“, betont auch Kiefl. „Der Friedhof ist und bleibt ein Ort der Bestattung. Darüber hinaus sollen sich die Leute hier geborgen fühlen und gern kommen. Das ist uns ein echtes Anliegen.“