„Endlich geht es los”, freute sich Markus Lutz (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Sendling (BA 6): Vergangenenen Freitag nahm die MVG mit einiger Verzögerung das neue Münchner Mietradsystem „MVG Rad” in Betrieb. An 24 Stationen stehen zunächst 1.200 Räder zum Ausleihen zur Verfügung - allerdings nicht für jeden. Und das ist der Wermuttropfen, auf den Jan Erdmann (Grüne) im BA 6 hinwies: Nutzen kann die MVG-Drahtesel nur, wer ein Smartphone hat und wer eine spezielle App auf seinem Gerät installiert. „Mich stört das, das sollte verändert werden”, sagte Erdmann, „nicht jeder hat ein Smartphone. Nicht jeder will eine App. Wir wollen den Verleih für alle!”
Ohne „App” läuft beim MVG-Rad jedoch nichts. Über GPS-Ortung lässt sich der Standort von Rad und Mieter feststellen. Die MVG versichert, dass die GPS-Module ihrer Räder nur „zum Ende der Miete” Daten übermitteln und sonst nicht aktiv seien.
125 Rad-Stationen sind insgesamt - bis Ende 2016 - geplant. Noch im Oktober sollen 15 davon eröffnet werden. „MVG Rad passt perfekt zur Radlhauptstadt München und hat das Zeug zum echten Renner”, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter bei der Eröffnung im Westend. „Die 1.200 Räder stehen für umweltfreundliche Mobilität auch jenseits der ÖPNV-Achsen und sind damit eine ideale Ergänzung zu Bus und Bahn. Daher hat die Stadt den Aufbau von 'MVG Rad' auch mit einer kräftigen Finanzspritze unterstützt.” Fünf Millionen Euro habe die Stadt als Anschubfinanzierung bereitgestellt, so Reiter.
„' MVG Rad' ist unser viertes Standbein neben U-Bahn, Bus und Tram”, erklärte MVG-Chef Herbert König. „Unsere Kunden sind damit in der Stadt ganz einfach und individuell mobil. Über unsere Apps haben sie die Möglichkeit, ihre Wege und Verkehrsmittel flexibel zu kombinieren, ganz nach Bedarf oder Lust und Laune, CarSharing inklusive. Die MVG wandelt sich so vom klassischen Verkehrsunternehmen zum umfassenden Mobilitätsanbieter der Stadt München.”
Jede Station hat in der Regel 15 Ständer und wird mit zehn Rädern bestückt, an Knotenpunkten auch mit mehr. Gleichzeitig können die Räder im festgelegten Rückgabegebiet auch außerhalb der festen Stationen gemietet und zurückgegeben werden, um möglichst kurze Wege vom Start zum Ziel zu haben.
Der Münchner Stadtrat hatte im November 2014 den Umsetzungsbeschluss für „MVG Rad” verabschiedet. Seitdem läuft der Aufbau des Mietradsystems. Für die Lieferung der Räder und Ständer an Mietstationen sowie den Betrieb und Unterhalt des Systems wurde die Firma Nextbike aus Leipzig nach einer europaweiten Ausschreibung verpflichtet. Die Leipziger sind damit auch für die Verteilung und Wartung der Räder zuständig.
Die Miete eines MVG-Rades beträgt 8 Cent pro Minute, für Isar-Card-Abo-Kunden der MVG und Studenten 5 Cent. Wer sein Rad an einer Station zurückgibt, erhält bis zu zehn Freiminuten zusätzlich. Sibylle Stöhr (Grüne), Vorsitzende des Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe, hält den Mietpreis für gerechtfertigt: „'MVG Rad' soll ja nicht das eigene Fahrrad ersetzen, sondern ist für kürzere Wege gedacht, eine Ergänzung für U- und S-Bahn, Tram und Bus”, meinte sie. Die Einzelfahrt im Innenraum koste 2,70 Euro, eine halbe Stunde MVG Rad 2,40 Euro. „Das sehe ich nicht als zu teuer an und für Vielnutzer gibt es ja das Jahrespaket”, so Stöhr.
Für das Verleihsystem sei es höchste Zeit, meint die BA-Vorsitzende: „Der Ausbau des ÖPNV (Stichwort: 2. Stammstrecke, immer wieder S-Bahn-Chaos) geht nicht voran und platzt gerade zu Stoßzeiten jetzt schon aus allen Nähten. Mehr Autoverkehr wollen wir auch nicht. Deshalb müssen wir neue, attraktive Angebote für die Münchnerinnen und Münchner schaffen, mit denen sie mobil sein können, ohne im Stau zu stehen oder auf der Stammstrecke stecken zu bleiben. Mit einem attraktives Mietradsystem wie 'MVG Rad' sind wir da auf dem richtigen Weg. Schließlich sind wir Radlhauptstadt, andere Städte haben das schon längst.”
24 Radstationen sind jetzt in Betrieb. Sie befinden sich vor allem an U-Bahnhöfen und Bushaltestellen, u.a. hier:
Botanischer Garten (Tram 17, N16; Bus 143)
Dom-Pedro-Platz
Klinikum Großhadern (U6; Bus 56, 266, 269, N40)
Kreisverwaltungsreferat (Bus 132, Haltestelle Senserstr.)
Leonrodplatz (Tram 12, 20, 21, N20; Bus 53, N43/N44)
Mittersendling (S7; Bus 53, N41, Haltestelle Adunistr.)
Partnachplatz (U6; Bus X30, 54, N40)
Planungsreferat (Tram 16, 17, 18, N16, Haltestelle Müllerstr.)
Romanplatz (Tram 12, 16, 17, N16; Bus 51, 151, N48)
Schwanthalerhöhe (U4, U5; Bus 53, 134)
SWM Zentrale (U1, U7; Tram 20, 21, N20, Haltestellen Borstei und Westfriedhof)
TUM Arcisstraße (Bus 100)
Universität (U3, U6; Bus 153, 154, N40, N41, N45)
Westendstraße (U4, U5; Tram 18, Bus 130)
Westpark (U6; Bus 63).