Veröffentlicht am 18.09.2015 12:48

„Lassen Sie Ihren Kopf nicht verkümmern”

Obermeister Uli Faßnacht bei der Freisprechung mit Gökhan Koc, Prüfungsausschussvorsitzendem Matthias List, Hakan Karabudak, Fachlehrerin Brigitte Traub und Gregory Maximilian Borlein (von links). Die drei genannten Junggesellen hatten die besten praktischen Arbeiten bei der Gesellenprüfung. (Foto: Roland Weegen)
Obermeister Uli Faßnacht bei der Freisprechung mit Gökhan Koc, Prüfungsausschussvorsitzendem Matthias List, Hakan Karabudak, Fachlehrerin Brigitte Traub und Gregory Maximilian Borlein (von links). Die drei genannten Junggesellen hatten die besten praktischen Arbeiten bei der Gesellenprüfung. (Foto: Roland Weegen)
Obermeister Uli Faßnacht bei der Freisprechung mit Gökhan Koc, Prüfungsausschussvorsitzendem Matthias List, Hakan Karabudak, Fachlehrerin Brigitte Traub und Gregory Maximilian Borlein (von links). Die drei genannten Junggesellen hatten die besten praktischen Arbeiten bei der Gesellenprüfung. (Foto: Roland Weegen)
Obermeister Uli Faßnacht bei der Freisprechung mit Gökhan Koc, Prüfungsausschussvorsitzendem Matthias List, Hakan Karabudak, Fachlehrerin Brigitte Traub und Gregory Maximilian Borlein (von links). Die drei genannten Junggesellen hatten die besten praktischen Arbeiten bei der Gesellenprüfung. (Foto: Roland Weegen)
Obermeister Uli Faßnacht bei der Freisprechung mit Gökhan Koc, Prüfungsausschussvorsitzendem Matthias List, Hakan Karabudak, Fachlehrerin Brigitte Traub und Gregory Maximilian Borlein (von links). Die drei genannten Junggesellen hatten die besten praktischen Arbeiten bei der Gesellenprüfung. (Foto: Roland Weegen)

141 Lehrlinge in den verschiedenen Berufen des Maler- und Lackiererhandwerks haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Auf der Freisprechungsfeier der Maler- und Lackierer-Innungen München Stadt und Land und Dachau im Alten Rathaussaal sind sie nun zu Gesellen geworden.

85 Prozent der Azubis bestanden

Uli Faßnacht, Obermeister der Innung, konnte dazu über 400 Gäste begrüßen, darunter den Obermeister der Dachauer Innung, Michael Huber, den Landesinnungsmeister, Roland Morgenroth, die Leiterin der Abteilung berufliche Schulen der Landeshauptstadt München, Monika Maenner, den Leiter der Städt. Berufs-, Fach- und Meisterschule für Farbe und Gestaltung, Hans Bauer, sowie Harald Gerster von der Handwerkskammer München und Oberbayern.

85 Prozent aller Lehrlinge haben im Sommer ihre Prüfung in allen Teilen bestanden - eine über alle Berufe hinweg durchaus vorzeigbare Bestehensquote, wie sich Faßnacht freute. Unterschiede gibt es dabei in den einzelnen Berufsfeldern. „Am besten haben dieses Jahr die Fahrzeuglackierer abgeschnitten, bei denen 94 % bestanden haben. Die Maler schnitten mit 86 % und die Schilder- und Lichtreklamehersteller leider nur mit 73 % ab”, so Faßnacht. „Als Obermeister freue ich mich, dass es heuer bei den Malern vier Einser im praktischen Teil der Gesellenprüfung gegeben hat. Das ist angesichts unserer anspruchsvollen Prüfung keine Selbstverständlichkeit”; fügte er an. Ebenso erfreulich: Das Ergebnis der Praxis habe sich bei den Fahrzeuglackieren von 2014 mit 3,70 auf nun 3,04 deutlich verbessert.

Hirn und Hand werden gebraucht

Nun sind die Lehrlinger Gesellen. Damit ist ihr Weg nicht zu Ende, meinte der Obermeister: „Eine Stufe abzuschließen heißt ja nicht, die Aus- und Weiterbildung beenden. Und eine Prüfung bestanden zu haben, bedeutet keineswegs, dass das Erreichte Bestand hat.” Dazu sei die berufliche Welt viel zu schnelllebig geworden.

Dennoch haben, so Faßnacht, die jungen Gesellen alle Chancen im Handwerk, denn in ihrer Ausbildung sei es immer um Theorie und Praxis, also um Hirn und Hand gegangen. Beides brauche man.

„Deshalb werden sie auch immer und überall händeringend gesucht und müssen sich um einen guten und sicheren Arbeitsplatz keinen Kopf machen”, sagte Uli Faßnacht zu den Gesellen, denn „Kopf und Hand macht doppelt stark. Machen Sie sich das bewusst und seien Sie entsprechend selbstbewusst!”

Folgerichtig sei, dass Meister den Abiturienten gleichgestellt und zum Hochschulstudium berechtigt sind. „Wer also immer noch weismachen will, für die sogenannten 'Weiße-Kragen-Berufe' müsse man studieren, fürs Handwerk dagegen nur trainieren, argumentiert gedankenlos und hochmütig”, meinte Uli Faßnacht, „um nicht zu sagen hirnrissig.”

Sieben Stunden täglich berieseln?

Der Obermeister legte den Gesellen nahe, auch außerhalb des Berufslebens ihren Kopf zu gebrauchen: „Lassen Sie Ihren Kopf nicht verkümmern”, riet er den jungen Handwerkern. „Junge Leute Ihres Alters verbringen mittlerweile durchschnittlich sieben Stunden am Tag mit elektronischen Medien”, meinte er, „das ist so wie den Kopf sieben Stunden berieseln, ihn quasi im Regen stehen lassen.” Manche seien schon so weit, dass sie mit dem Daumen spontan über jede Bildfläche fahren und erst, wenn sich nichts bewegt, merken, dass sie eine Illustrierte in der Hand haben.”

„Handwerker sind unersetzlich”

Uli Faßnacht rief die Handwerker dazu auf, etwas von ihrer Zeit und ihrem Talent für andere einzubringen - im Verein, in einer Institution oder in der Politik. „Verschließen Sie Ihre Augen nicht vor Problemen anderer - im Betrieb, am Ort, im Land”, so der Obermeister, „denken Sie eigenständig und machen Sie sich von allen Dingen selbst ein Bild!” Handwerker mit Köpfchen sind nicht nur fürdie Qualitätsarbeit, sondern auch fürs Ehrenamt in der Gesellschaft unersetzlich.

Größter Verbund

Etwa 450 Betriebe gehören zur Maler- und Lackierer-Innung München Stadt und Land sowie der Partnerinnungen Dachau und Oberland. Sie ist der größte Innungsverbund in Deutschland und bietet den knapp 2.250 Beschäftigten und 450 Auszubildenden ihrer Betriebe Beratung und begleitet sie bei der Aus- und Weiterbildung.

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