Veröffentlicht am 14.07.2015 10:09

Sport oder Wohnraum?

Sinnvolle Freizeitbeschäftigung: der Tennisverein SV Stadtwerke München besteht seit 50 Jahren und hat über 300 Mitglieder. (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de)
Sinnvolle Freizeitbeschäftigung: der Tennisverein SV Stadtwerke München besteht seit 50 Jahren und hat über 300 Mitglieder. (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de)
Sinnvolle Freizeitbeschäftigung: der Tennisverein SV Stadtwerke München besteht seit 50 Jahren und hat über 300 Mitglieder. (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de)
Sinnvolle Freizeitbeschäftigung: der Tennisverein SV Stadtwerke München besteht seit 50 Jahren und hat über 300 Mitglieder. (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de)
Sinnvolle Freizeitbeschäftigung: der Tennisverein SV Stadtwerke München besteht seit 50 Jahren und hat über 300 Mitglieder. (Foto: Rainer Sturm/pixelio.de)

Die Tennisabteilung des SV Stadtwerke München e.V. kämpft weiter um den Erhalt ihrer Sportanlage in der Postillonstraße. Bekanntlich wollen die Stadtwerke München (SWM) auf dem Gelände des Tennisvereins Wohnungen bauen. Hierzu wurde bereits ein Antrag auf Vorbescheid gestellt, der zumindest vom Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) abgelehnt wurde. Die Lokalbaukommission (LBK) dagegen hat den Vorbescheidsantrag der SWM auf Bebauung des Geländes positiv beschieden. „Diese Vorbescheidsgenehmigung ist für uns in keinster Weise nachvollziehbar“, erklärt die Abteilungsleitung des Vereins nun in einem offenen Brief.

Sie weisen auch darauf hin, dass auch auf der stattgefundenen Sportvereinskonferenz des BA 9 deutlich wurde, das der Stadtbezirk an einem erheblichen Mangel an Freizeit- und Sportflächen leide. Zudem sei weiter festgestellt worden, dass in fast allen Vereinen Aufnahmeanträge von Kindern und Jugendlichen abgewiesen werden müssen, da die Vereine an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. „Wir, die Sportvereine, arbeiten alle ehrenamtlich, sorgen für die Gesundheit der Kinder und betreiben auch Sozialarbeit. Wir integrieren Kinder und Jugendliche und hierzu muss man auch die benötigten Flächen zur Verfügung stellen“, fordern die Abteilungsleiter Robert Stechele, Rudolf Baur, Heinz Zethner und Annette Markus. „Falls eine Bebauung des Geländes unserer Tennisanlage erfolgt, ist dies der unwiederbringliche Verlust einer Sportfläche die im Stadtbezirk dringendst benötigt wird.“

Vor dem Hintergrund von fehlenden Sportanlagen im Stadtbezirk und in München appelliert der Verein nochmal eindringlich an den Vorsitzenden der SWM-Geschäftsführung, Florian Bieberbach, sowie an alle politische verantwortlichen Parteien und Personen „für den Erhalt der bestehenden Sport- und Freizeitfläche zu stimmen und damit im Sinne der Kinder, Jugendlichen, Familien und den sporttreibenden Bewohnern im Stadtviertel Neuhausen-Nymphenburg und Moosach sowie für den Fortbestandes des Tennisvereins zu handeln“.

Nachdem seit 2007 bereits drei Tennisanlagen wegen ähnlicher Vorhaben geschlossen wurden, drängt sich der Vereinsspitze nach eigenen Angaben der Verdacht auf, die Sportflächen in München dienen nur als Platzhalter für spätere Baupläne. „Ohne die Begründung der Vorbescheidsgenehmigung zu kennen, sind wir der Auffassung, dass sich das Bauvorhaben nach Art und Maß der baulichen Nutzung nicht in die nähere Umgebungsbebauung einfügt. Das Bauvorhaben tangiert massiv den übergeordneten Grünzug des Biedersteiner Kanals und grenzt unmittelbar an das Dantebad mit dem FKK-Gelände und dem Bolzplatz sowie an den Fußballplatz des SC Amiticia München.“

Unterstützung vom Bezirksausschuss

Unterstützung bekommt der Tennisverein vom Lokalparlament des 9. Stadtbezirks. „Der BA 9 unterstützt den Tennisverein in seinem Bemühen um ein Fortbestehen des Vereins. Er hat den Bauvorbescheid für die Wohnbebauung auf dem jetzigen Gelände des Tennisvereins abgelehnt, da dem Verein bisher noch keine dem Bedarf entsprechende Alternativflächen angeboten worden sind“, erklärt Wolfgang Schwirz (CSU), der Vorsitzende des Unterausschusses (UA) Bildung und Sport im BA 9. „Wie vom BA 9 in seiner Ablehnung des Vorbescheid-Antrags ausgeführt, liegt das Gelände der Tennisanlage im räumlichen Zusammenhang mit dem Dantestadion, dem Dantebad und dem benachbarten Fußballplatz in einem seit mehreren Jahrzehnten gut funktionierenden und in sich schlüssigen städtischen Sport-und Freizeitareal.“ Man werde sich mit der aktuellen Entwicklung nach dem positiven Bauvorbescheid durch die LBK befassen, „welche Schritte unternommen werden, um einerseits die nötige Wohnbebauung im Viertel zu verwirklichen und andererseits den Verein zu erhalten. Die bisher gemachten Vorschläge der SWM hierzu sind keinesfalls ausreichend und würden wohl das Ende des Vereins bedeuten“, so Wolfgang Schwirz.

Der Tennisverein besteht seit über 50 Jahren und hat zirka 320 Mitglieder überwiegend aus der näheren Umgebung. „Über 100 Jugendliche haben hier eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung gefunden. Unser seit Jahren stetig ausgebautes Kinder- und Jugendtraining ist mittlerweile in der nahen und weiteren Nachbarschaft so beliebt, dass wir seit einiger Zeit Wartelisten führen müssen“, teilt die Abteilungsleitung weiter mit. „Unsere Tennisanlage steht nicht nur unseren Tennismitgliedern offen, sondern ist ein beliebter Treffpunkt der Nachbarschaft. Sofern Kapazitäten frei sind, stehen unsere Tennisplätze, zu günstigen Preisen, jedem zur Verfügung.“

Freizeit- und Sportfläche erhalten

Als Tennisverein der SWM unterstütze man die Ausbauoffensive von Werkswohnungen. Man sei jedoch auch der Meinung, dass der Erhalt von bestehenden Sportflächen gleichrangig oder sogar vorrangig mit dem Bau von Wohnungen zu sehen sei, damit die Lebensqualität in München erhalten bleibe. „Nachdem ja in unmittelbarer Nachbarschaft, Ecke Hanauerstraße / Georg-Brauchle-Ring, weitere Wohnungen durch die SWM entstehen und auch für diese Bewohner die nötige Infrastruktur (Sportstätten) benötigt wird, steht dies im krassen Widerspruch zur Bebauung der Tennisanlage.“ Die Anzahl der vorgesehenen SWM-Wohnungen bei Bebauung der Postillonstraße könne bei den anderen zahlreichen SWM-Bauvorhaben mit einem höheren Anteil an Werkswohnungen ohne größeren Aufwand kompensiert werden, meinen die Verantwortlichen der Tennisabteilung. Man bitte daher den Vorsitzenden der SWM-Geschäftsführung, Florian Bieberbach, „dass Bauvorhaben an der Postillonstraße zunächst nicht zu realisieren, damit die Freizeit- und Sportfläche dem Stadtviertel und den Kindern, Jugendlichen und Anwohnern erhalten bleibt und nicht unwiederbringlich verloren ist.“

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