Infotafeln, Tortendiagramme und Visualisierungen standen am Bürgerinformationstag, am Freitag, 19. Juni, bereit. Im Gebäude, in dem einst das Möbelhaus XXXLutz beheimatet war, konnten sich die Stadtteilbewohner einen ganzen Tag lang die Pläne für das große Bauprojekt vor Ort ansehen und Fragen an die Investoren sowie die zuständigen Architekten und Verkehrsplaner stellen.
Die beiden Geldgeber, die Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH (HBB) und die Bayerische Hausbau GmbH entwickeln für den riesigen Gebäudekomplex mit rund 35.000 Quadratmetern Nutzfläche ihre Konzepte in enger Zusammenarbeit. Daher treten nun beide unter dem gemeinsamen Projekt-Logo „Forum Schwanthalerhöhe“ auf. An ihrem Plan, der bereits im März dieses Jahres der Bürgerschaft vorgestellt wurde, hat sich auch in der Zwischenzeit nichts Wesentliches verändert: Im Gebäudekomplex zwischen Schießstätt-, Gollier-, Schwanthalerstraße und Theresienhöhe soll ein neues Einkaufsquartier entstehen. Jene Teilflächen des Komplexes, die nicht im Eigentum der HBB und der Bayerischen Hausbau stehen, werden wie bisher als Wohneigentum (rund 300 – 400 Wohnungen) bestehen bleiben.
Die HBB plant den Umbau des ehemaligen Möbelkaufhauses an der Theresienhöhe 5 zu einem Einkaufsquartier. Handel, Gastronomie aber auch Raum für öffentliche Nutzung soll es hier geben. Die Bayerische Hausbau, die zur Schörghuber Gruppe gehört, ist hingegen vorrangig für die Flächen an der Schwanthalerstraße 111 zuständig. Diese Gebäude gehören seit Jahrzehnten zum Unternehmensbestand und sollen nun „revitalisiert“ werden. Hier soll ein Nahversorgungszentrum mit Supermarkt, Biomarkt, Gastronomieflächen und einer Apotheke entstehen. Die Fassaden des neuen Zentrums werden einheitlich modernisiert und die markanten, vorgelagerten Glasbauten, die bis 2013 die Wiedererkennung des Möbelhauses ausmachten, sollen durch reduzierte Neubauten ersetzt werden. Auch will man mittels einer neuen Durchwegung die engen und dunklen Gänge durch eine breitere und hellere Passage ersetzen.
„Rücksicht auf die Anforderungen und Besonderheiten des Viertels“ wollen die Investoren nehmen und ein Einkaufsquartier schaffen, das sich langfristig etablieren kann. Daher wurde eigens eine Marktforschungsanalyse erstellt, um herauszufinden, welche Handelszweige im Viertel am besten angenommen würden. Über 1000 Bürger, davon 35 Prozent Stadtteilbewohner und 65 Prozent Bürger aus München und dem Umland, wurden zur Frage „Welches Sortiment vermissen Sie im Münchner Westend?“ gehört. Laut Befragungsergebnis wünschen sich 66 Prozent der Befragten zusätzliche Einzelhandelsangebote. Auch Sibylle Stöhr (Die Grünen), Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8), gehört zu dieser Mehrheit: „Schuh-, Bekleidungs- und auch Sportgeschäfte fehlen im Viertel“, findet die BA-Chefin.
Die Sorge vieler Stadtteilbewohner, dass das neue Einkaufsquartier den ortsansässigen Einzelhandel, der ohnehin leidet, gänzlich verdrängen könnte, teilt Sybille Stöhr nicht. Das zusätzliche Warensortiment würde das bestehende lediglich ergänzen, sich gar positiv aufs Viertel auswirken: „Mit so etwas macht man die kleinteilige Struktur nicht kaputt, denn das sind ja Geschäfte, die man bisher hier nicht hat. Und wenn jemand im neuen Einkaufszentrum einkaufen geht, dann geht er vielleicht auch ins Viertel“, meint Stöhr.
Darüber, dass in den leerstehenden Betonklotz an der Schwanthalerhöhe endlich wieder Leben einkehren sollte, sind sich die meisten Stadtteilbewohner einig. Gewünscht wird jedoch neben den kommerziellen Angeboten auch Raum für kulturelle oder soziale Angebote. „Stark gewünscht ist ein Stadtteilzentrum oder Bürgerhaus“, meint Stöhr. Auch vermisse man Räume für Vereine, Gruppen oder auch einen Sitzungsraum für den BA.
An Ideen für eine öffentliche Nutzung mangelt es nicht: Das Kinder- und Jugendmuseum etwa könnte hier unterkommen oder auch ein Kino oder Theater einziehen. Letzteres wird nach Auskunft von Harald Ortner, Geschäftsführer der HBB, an der Schwanthalerhöhe aber wohl nicht realisiert, zumal die Kinos und Theater im Münchner Zentrum in direkter Nachbarschaft liegen. Ihre Wünsche und Anregungen konnten die Stadtteilbewohner nun aber erneut formulieren und vor Ort in einer „Wünsche-Box“ abgeben. Welchen Einfluss die Bürger auf das konkrete Sortiment und Einzelhandelsangebot im neuen Zentrum haben, bleibt abzuwarten. Ortner verspricht: „Wir versuchen die Wünsche möglichst aufzunehmen.“ Das Verpachtungskonzept jedenfalls werde in den nächsten Monaten erstellt. Spätestens Mitte 2016 will die HBB mit ihren Umbaumaßnahmen beginnen, so dass das Einkaufsquartier 2018 eingeweiht werden kann. Die Bayerische Hausbau plant bereits für 2017 die Fertigstellung für ihr Grundstück.