Der Pfingstsonntag war für die Simeonsgemeinde in Großhadern und die Kirchenbesucher aus dem Augustinum Neufriedenheim heuer nicht nur der gewohnte hohe Feiertag im Kirchenjahr, an dem die Entsendung des Heiligen Geistes gefeiert wird, sondern er brachte auch Abschied, Umzug und einen Neuanfang – einen Neuanfang, der im Zeichen der Ökumene von evangelischen und katholischen Geistlichen und von Mitgliedern des Kirchenvorstands gestaltet wurde. Ein letztes Mal begann der Gottesdienst in der 1964 geweihten alten Simeonskirche, die aufgrund ihrer maroden Bausubstanz bald abgerissen wird, dann wanderte ein Teil der Kirchenbesucher einige Meter weiter in das neue, wesentlich kleinere Gotteshaus, um dort die Weihe der neuen Simeonskirche zu feiern. Das goldene Kreuz aus der alten Kirche wurde abgenommen und an der Spitze des Zuges mitgeführt. Es hat seinen Platz nun neben dem Altar im neuen Sakralraum.
Abschied galt es aber nicht nur vom alten Kirchengebäude zu nehmen sondern auch von Pfarrer Roland Fritsch, der seit 2010 Seelsorger der Gemeinde war und nun in Erding eine neue Pfarrstelle übernimmt. „Wie lieblich sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth!” – mit dem 84. Psalm begann der scheidende Pfarrer den Festgottesdienst, um dann eine kleine Rückschau auf 50 Jahre Simeonskirche zu halten.
2120 Menschen seien hier zu Grabe getragen worden, 304 Trauungen abgehalten, 1211 Kinder, Jugendliche und Erwachsene getauft worden, 1682 Konfirmanten habe die Kirche erlebt, 7517 Gottesdienste seien gefeiert worden und 176.175 Menschen hätten das Abendmahl empfangen. Es gehe dabei nicht um die Zahlen sondern um die Menschen, um die Anlässe der Freude und auch der Trauer, betonte Roland Fritsch. Er bat um Verständnis dafür, dass wegen des wesentlich geringeren Platzangebots sich nur die Anwesenden bis zur achten Bankreihe zur Weihe in die neue Kirche begeben konnten, für die anderen Teilnehmer des Gottesdienstes wurde die Feier in die alte Kirche übertragen.
Die neue Simeonskirche, für die das ehemalige Café Nashorn, ein Raumkomplex des Wohnstifts Augustinum, nach Plänen des Architektenbüros Rechenauer umgebaut wurde, hat nur noch Platz für etwa 120 Gläubige. Dass sich die Kirchenbesucher in der neuen Umgebung heimisch fühlen können, dafür sorgen neben dem goldenen Kreuz auch die farbenprächtigen Buntglasfenster aus der alten Simeonskirche, die die Heilsgeschichte Jesu erzählen und nun das prägende gestalterische Element des neuen Sakralraums sind.
„Mit der Translozierung der Fenster versuche ich der Gemeinde und dem Augustinum den Fortbestand der Simeonskirche gestalterisch zu sichern und dem Gebäude das Potential für ein Weiterkommen zu geben”, schreibt Robert Rechenauer auf seiner Internetseite (www.rechenauer-architekten.de). „Im übertragenem Sinn knüpft der Entwurf an den städtebaulichen und gestalterischen Impuls der mittelalterlichen Bürgerkirche und ihrer gotischen Lichtmystik an. Er will der evangelischen Gemeinde, seinen katholischen Gästen und den Andacht Suchenden des Augustinums nicht nur einen Ort der Erleuchtung geben, sondern auch für Kleinhadern-Neufriedenheim ein sichtbares Zeichen sein.”
„Der Geist von Simeon wird auch in die neue Kirche getragen”, fasste die evangelische Seelsorgerin des Augustinums, Pfarrerin Irene Silbermann den Umzug in ihrer Ansprache zusammen. Und Stadtdekanin Barbara Kittelberger, die die Festpredigt hielt, sprach von Wehmut und Zuversicht, von Besonnenheit und der allmählichen Einkehr des Alltags in das neue Kirchengebäude. „Mögen Sie sich einleben!”, wünschte sie den Gottesdienstbesuchern.