Es ist so, als würde er noch leben: Rudolph Moshammer steht vor seiner Boutique in der Maximilianstraße mit seinem Hund Daisy auf dem Arm. Doch es ist nur ein Foto, das am Altar im Kloster St. Bonifaz angebracht ist. Unter dem tiefen Gesang von Prior Emmanuel Rotter beginnt ein würdevoller und nachdenklicher Gottesdienst. In der Benediktinerabtei im Herzen von München würdigt Abt Johannes Eckert den vor vier Jahren ermordeten Modeschöpfer: Rudolph Moshammer sei eine „humorvolle, extravagante und schillernde Persönlichkeit gewesen, der aber auch mit sozialem Engagement für Obdachlose viel Gutes getan hat“. In dem Gottesdienst gedenken Vertreter des Evangelischen Hilfswerks München, der Teestube „komm“, Mönche und Mitarbeiter des Klosters sowie Mitglieder der Stiftung „Licht für Obdachlose“ des Menschen Moshammer und dessen sozialem Wirken.
Nach der Andacht überreicht Rechtsanwalt Florian Besold als Vorsitzender der von Moshammer gegründeten Stiftung „Licht für Obdachlose“ zwei Schecks im Wert von insgesamt 10.000 Euro an die Vertreter des Klosters und des Hilfswerks. Den Betrag will das Kloster in die Verbesserung der Infrastruktur ihrer Suppenküche stecken. Hier werden täglich bis zu 200 Obdachlose mit Essen versorgt. Das Evangelische Hilfswerk wird von den 5.000 Euro eine neue Küche in einer seiner Wohngruppen für ehemals Obdachlose anschaffen. Gordon Bürk, Geschäftsführer des Evangelischen Hilfswerkes dankte der Moshammer-Stiftung für die „ausgesprochen sinnvolle Spende“.
Zum Evangelischen Hilfswerk gehört die Teestube „komm“, eine Anlaufstelle für Wohnungslose im Schlachthofviertel. Anton Auer, Leiter der Teestube, sagte, dass derzeit trotz der eiskalten Temperaturen von bis zu Minus 16 Grad noch etwa 120 Menschen auf der Straße leben würden. „Jeder Tag draußen ist einer zu viel, die Leute machen sich kaputt damit“, betonte Auer. Zehn Streetworker seien täglich draußen unterwegs und suchten die Obdachlosen auf den „Platten“ auf. „Niemand muss draußen sein, wir versuchen die Menschen zu motivieren, Hilfe anzunehmen.“ In München gebe es für jeden einen Schlafplatz. Das Team der Teestube betreut täglich bis zu 200 Wohnungslose. Die Menschen können dort gegen eine geringe Gebühr Essen kochen, Wäsche waschen, duschen, ihre Post abholen und sozialpädagogische Angebote wahrnehmen.
Der Vorsitzende der Moshammer-Stiftung, Rechtsanwalt Florian Besold, sagte, der Stiftung gehe es „weder um Populismus noch um einen Star-Kult“. Viele Obdachlose hätten den Modemacher „geliebt und geschätzt“, weil er ihnen mit seinen Auftritten und seiner direkten Hilfe „ihre eigene Würde“ wiedergegeben hätte. Das Stiftungsvermögen bezifferte er auf rund 500.000 Euro.
Der bundesweit bekannte Modeschöpfer mit der König Ludwigs-Frisur war am 14. Januar in seinem Grünwalder Haus erdrosselt aufgefunden worden. Sein Vater war Alkoholiker und wurde später obdachlos. Aus diesem Grund habe Rudolph Moshammer „immer einen besonderen Sinn für das Not und Leiden der Menschen auf der Straße gehabt“, betonte Besold.