Veröffentlicht am 04.05.2015 11:05

„Vergessenes Kapitel“

Doris Fuchsberger und Albrecht Vorherr haben in ihrem Buch die Geschichte von Schloss Nymphenburg in der NS-Zeit aufgearbeitet. (Foto: sb)
Doris Fuchsberger und Albrecht Vorherr haben in ihrem Buch die Geschichte von Schloss Nymphenburg in der NS-Zeit aufgearbeitet. (Foto: sb)
Doris Fuchsberger und Albrecht Vorherr haben in ihrem Buch die Geschichte von Schloss Nymphenburg in der NS-Zeit aufgearbeitet. (Foto: sb)
Doris Fuchsberger und Albrecht Vorherr haben in ihrem Buch die Geschichte von Schloss Nymphenburg in der NS-Zeit aufgearbeitet. (Foto: sb)
Doris Fuchsberger und Albrecht Vorherr haben in ihrem Buch die Geschichte von Schloss Nymphenburg in der NS-Zeit aufgearbeitet. (Foto: sb)

In der Pfarrgemeinde Christkönig wurde am vergangenen Donnerstag, 30. April, anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes gedacht. Nach einem Gottesdienst in der Pfarrkirche gab es im Anschluss im Pfarrsaal einen Vortrag von Doris Fuchsberger und Albrecht Vorherr. In ihrer eineinhalbstündigen Powerpoint-Präsentation präsentierten die Autoren des Buches „Schloss Nymphenburg unterm Hakenkreuz“ unter anderem beeindruckende Bilder über ein „vergessenes“ Kapitel der Schlossgeschichte und ein Stück Münchner Historie.

Ihr Vortrag beleuchtete das Schloss Nymphenburg zwischen 1933 und 1945. Schloss Nymphenburg war stets ein kulturelles und machtpolitisches Zentrum in Bayern. Heute ist das barocke Juwel mit seinem 229 Hektar großen Landschaftspark ein Touristenmagnet mit jährlich rund 500.000 Besuchern. Geradezu exemplarisch spiegelte sich auf dem Areal der Sommerresidenz der Wittelsbacher die unheilvolle Ära des „Dritten Reichs“ wider: Nutzung und Vermarktung eines historischen Ambientes durch NS-Parteigrößen, Enteignung der „Englischen Fräulein“, monumentale NS-Architekturneuplanungen, der Einsatz von „Fremdarbeitern“, die Gründung einer Widerstandsgruppe, Bombardierung und Zerstörung. Anlässlich des 70-jährigen Kriegsendes rückte vor allem die „Stunde Null“ und die erste Nachkriegszeit in den Schwerpunkt der Betrachtung.

Vier Jahre Arbeit

Im Laufe seiner 350-jährigen Geschichte ist eine Fülle an Literatur über Schloss Nymphenburg erschienen. Die Zeit des Nationalsozialismus blieb bisher jedoch weitgehend ausgespart. Doris Fuchsberger und Albrecht Vorherr haben in ihrem Buch erstmalig die Jahre zwischen 1933 und 1945 beleuchtet. „Wir wollten ursprünglich ein Buch über Schloss Nymphenburg machen“, berichtet Doris Fuchsberger. „Im Laufe der Quellenarbeit habe ich aber festgestellt, dass die NS-Zeit ein eigenes Buch wert sein könnte – zumal es in dieser Form noch nichts über das Schloss Nymphenburg gab.“ Die 54-jährige Münchnerin ist Historikerin aus Leidenschaft. Ihre Schwerpunkte sind die Geschichte ihrer Heimatstadt sowie die Kunst- und Kulturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts in Altbayern. „Mein besonders Interesse gilt seit Jahren aber schon der Geschichte von Schloss Nymphenburg und seinem Park.“

Vier Jahre – mit Unterbrechungen – haben die Beiden insgesamt an ihrem Buch gearbeitet. „Bei Spaziergängen durch den Schlosspark haben wir uns immer ausgetauscht“, betont Albrecht Vorherr. „In unserem Buch decken wir alle Facetten der NS-Zeit ab, die Schloss Nymphenburg betreffen. Das hat es in dieser Form vorher noch nicht gegeben“, so der 62-jährige Kunstpädagoge, der für die Bayerische Schlösserverwaltung jahrzehntelang als Kastellan von Schloss Nymphenburg tätig war. In der Auseinandersetzung mit dessen Geschichte stieß er auf die bisher kaum erwähnte NS-Zeit.

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