Seit 2002 steht der Monat März alljährlich ganz im Zeichen der Darmkrebsvorsorge mit zahlreichen Veranstaltungen, die die Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung zum Ziel haben. Besonders anschaulich und informativ verspricht der Offene Nachmittag zu werden, für den das zertifizierte Darmzentrum im Klinikum Dritter Orden (Menzinger Str. 44) am Mittwoch, 25. März, von 17 bis 19 Uhr seine Türen öffnet. Unter dem Motto „Der Weg durch das Darmzentrum” erhalten die Besucher nicht nur eine detaillierte Übersicht über alle Behandlungsschritte bei einer Darmkrebserkrankung sondern können selbst aktiv werden und am Modell sowohl eine Endoskopie als auch eine Operation durchführen. Die Münchner Wochenanzeiger sprachen mit dem Leiter des Darmzentrums, Chefarzt Dr. Detlef Krenz, über die geplante Aktion.
Herr Dr. Krenz, was erwartet die Besucher am 25. März?
Wir haben einen kleinen Rundweg geplant, auf dem die Besucher durch alle Schritte einer Darmkrebsbehandlung geführt werden, angefangen von der Vorsorge über Diagnose, Operation und eine mögliche Bestrahlung oder Chemotherapie bis hin zur Nachsorge. Das Informationsmaterial ist nicht nur in Form von Postern an den Wänden angebracht sondern es stehen auch die an der Behandlung beteiligten Experten, also Chirurgen, Onkologen, Gastroenterologen und andere Fachärzte für Fragen zur Verfügung. Und die Besucher dürfen sich sicher sein, dass alle ihre Fragen ausführlich beantwortet werden.
Sie legen diesmal besonderen Wert auf Interaktion – wie darf man sich das vorstellen?
Um den Besuchern die Scheu vor den Untersuchungen zu nehmen, werden auch Modelle herangezogen, an denen jeder selbst eine Koloskopie – also eine Darmspiegelung – oder eine minimal-invasive Operation – auch Schlüsselloch-OP genannt – durchführen kann. Bei der Schlüsselloch-Methode wird der operative Zugang durch winzige Schnitte vorgenommen. Durch sie wird über eine Hülse aus Metall oder Plastik das Operationsbesteck eingeführt, das für den Eingriff nötig ist. Mit Hilfe einer Kamera wird die Operation ausgeführt und gesteuert. Der Eingriff ist dadurch besonders schonend für den Patienten. Es gibt bestimmte Übungen dazu, die unsere Besucher ausprobieren können. Man muss z.B. Ringe auf Zapfen stecken oder etwas flechten. Das läuft spielerisch ab, aber gleichzeitig vermittelt das Modell doch auch einen realen Eindruck vom Darm und den angrenzenden Organen. Minimal-invasive Operationen gibt es noch nicht in allen Kliniken, doch bei uns werden in der Regel alle Darmoperationen so schonend durchgeführt.
Ihre Abteilung im Klinikum Dritter Orden ist ein zertifiziertes Darmzentrum. Was bedeutet das genau?
Um die Anerkennung als „Zertifiziertes Darmzentrum“ von der Deutschen Krebsgesellschaft zu erhalten, muss man hohe Standards erfüllen. Die Qualitätskriterien werden jedes Jahr überprüft, darunter fallen z.B. die Ergebnisse der Operationen und die Vorgehensweise bei der Behandlung. So werden bei uns alle Schritte, die einen Patienten betreffen, von den beteiligten Ärzten gemeinsam im Rahmen einer Tumorkonferenz abgesprochen. Die Überlebensraten bei Menschen, die in einem zertifizierten Darmzentrum behandelt werden, sind deutlich höher als in herkömmlichen Krankenhäusern. Es gibt auch eine Empfehlung der gesetzlichen Krankenkassen, sich in einem zertifizierten Krebszentrum behandeln zu lassen.
Warum ist die Darmkrebs-Vorsorge so wichtig?
Immer noch sterben in Deutschland rund 30.000 Menschen im Jahr an Darmkrebs, und es gibt jedes Jahr etwa 70.000 Neuerkrankungen. Viele dieser Erkrankungen könnten vermieden werden, wenn die Darmkrebsvorsorge, die ab 55 Jahre von der Krankenkasse bezahlt wird, mehr in Anspruch genommen würde. Derzeit gehen nur rund 20 Prozent der ab 55-Jährigen zur Darmkrebsvorsorge. Risikogruppen, bei denen Darmkrebs in der Familie vorkommt, sollten sich schon in jüngeren Jahren regelmäßig untersuchen lassen. Bei unserem Informationsnachmittag wollen wir auch versuchen, Vorurteile gegenüber der Koloskopie abzubauen. Die Darmspiegelung ist keine große Sache mehr. Man muss nur noch zwei Liter Flüssigkeit im Vorfeld trinken und während der Untersuchung erhält man eine leichte Narkose. Während der Koloskopie können Darmpolypen, aus denen sich Darmkrebs entwickeln kann, entfernt werden. Damit wird eine Krebserkrankung schon im Vorfeld verhindert. Aber auch wenn Darmkrebs festgestellt wird, so liegen die Heilungschancen im Frühstadium bei fast 100 Prozent und selbst im fortgeschrittenem Stadium gibt es eine Chance, wieder gesund zu werden.