Wogegen lassen Sie Ihre Kinder impfen? Die Münchner Wochenanzeiger fragten, Eltern antworteten:
Markus S. Lutz, Vorsitzender des Bezirksausschusses 6 Sendling:
„Meine Frau und ich haben unserer Tochter (acht Monate) von unserer Kinderärztin alle empfohlenen Impfungen geben lassen, die gemäß der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfohlen worden sind. Wir beide sind der Meinung, dass nur durch ordentliches Impfen sowohl die Gesundheit unseres Kindes als auch die anderer Kinder gewährleistet ist.
Weitere Impfungen, wie gegen Tropenkrankheiten, würden wir nur vornehmen, falls wir in entsprechende Länder fahren sollten. Aber auch hier würde der Impfschutz im Vordergrund stehen, da Krankheiten viel schwerwiegender ausfallen würden und das Risiko viel zu hoch wäre. Meine Frau arbeitet selbst im Krankenhaus. Gerade mit den Erfahrungen dort ist es wichtig, auf entsprechende Vorbeugemaßnahmen gegen Krankheiten, und dazu gehört auch das Impfen von Kindesalter an, zu achten.”
Thomas Neuberger, Kinderbeauftragter des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (BA 9):
„Unsere Tochter (40 Monate) hat die folgenden Schutzimpfungen erhalten: Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae b, Hepatitis A + B, MMR und Pneumokokken. Wir hatten uns über die Schutzimpfungen eingehend informiert und diskutiert, da diese Verantwortung eine gewisse Tragweite hat. Letztendlich haben wir uns für das komplette Programm entschieden, da es zwar keine Impfpflicht gibt, aber es für Eltern eine Pflicht ist, ihre Kinder vor Krankheiten soweit und früh zu schützen, wie es in unserer Kultur nach der gängigen Medizin möglich ist. Weiterhin sind wir sehr oft auf dem asiatischen und afrikanischen Kontinent unterwegs, weshalb ein etwas höheres Risiko für unsere Tochter besteht. Unsere Impfungen fanden immer zum letztempfohlenen Zeitpunkt statt, um zumindest den ‚Eingriff‘ in den jungen Körper etwas zu verzögern. Wenngleich die Differenzierung zwischen kleinen Nebenwirkungen und wirklichen Impfschäden, bzw. deren Risiken wichtig ist. Die Argumente pro und contra Impfung und Risikobewertungen sind sicher hinlänglich bekannt und ausgetauscht. Letztendlich muss sich aber jeder Erziehungsberechtigte in seiner ureigenen Situation mit dem Kind für oder gegen das Impfen entscheiden, oder eben auch selektiert vorgehen. Bei allen Diskussionen darf jedoch nicht vergessen werden, dass man davon ausgehen darf, dass jeder das Beste für sein Kind will und keine ‚Verurteilungen‘ stattfinden, weil sich jemand anders entschieden hat, als man selbst mit seinem Nachwuchs verfahren würde.”
Susanne Busl, Lehrerin einer Übergangsklasse in Aubing:
„Der Impfstatus ist bei Kindern in Übergangsklassen nie vollständig oder es fehlen Impfpässe aus der Heimat. Das haben die Kontrollen des schulärztlichen Dienstes ergeben, den wir mittlerweile auch für die Übergangsklassen anfordern. Sonst gibt es das nur bei 1. Klassen. Dabei sind beispielsweise fehlende Tetanus-Impfungen eine Gefahr bei Schulunfällen. Eine Impfbarriere ist die fehlende sprachliche Verständigungsmöglichkeit. Es gibt wenige Ärzte, die die Sprache der Eltern sprechen und es ist schwierig solche zu finden. Eine weitere Impfbarriere ist die fehlende Krankenversicherung der Familien, die sich durch Minijobs oder Schwarzarbeit finanzieren oder der noch nicht anerkannte Flüchtlingsstatus. Daraus folgen die fehlenden Informationen über notwendige Impfungen, auf die sonst in Vorsorgeuntersuchungen hingewiesen wird. Viele Eltern haben zeitlich stark eingeschränkte Möglichkeiten mit dem Kind zum Arzt zu gehen. Sie haben lange Arbeitszeiten oder Schichtarbeit. Oft werden an freien Tagen Vormittagstermine beim Arzt vereinbart, was zu Schulausfällen führt. Eine genaue Auswertung, welche Impfungen fehlen, habe ich aber leider nicht, weil das unter die ärztliche Schweigepflicht fällt.”
Oberbürgermeister Dieter Reiter:
„Unsere Kinder sind mittlerweile erwachsen, aber sie sind alle drei geimpft. Impfungen zählen zu den wichtigsten Errungenschaften der modernen Medizin. Sie schützen Menschen vor vermeidbaren Krankheiten, die bei Ausbruch ernsthafte Verläufe annehmen können. Deshalb finde ich es wichtig, dass Kinder und Erwachsene sich impfen lassen. Allerdings würde ich mich immer auch mit dem Hausarzt besprechen. Kein Kind muss heutzutage an Polio oder Diphtherie erkranken. Ich würde meine Kinder zudem gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken, wie es auch das Robert Koch-Institut empfiehlt, impfen lassen.
Leider werden diese Krankheiten noch immer als harmlose Kinderkrankheit abgetan – ein Irrtum. Bei Masern zum Beispiel können ernsthafte und lebensbedrohliche Komplikationen wie Lungen- und Hirnentzündung auftreten. Auch Impfungen vor Keuchhusten, Hämophilus Typ b, Meningokokken und Pneumokokken bei Kindern, Tetanus und Hepatitis B, sowie HPV bei Mädchen halte ich für wichtig. Alle diese Krankheiten sind vermeidbar. Mit einer Impfung schütze ich mich und meine Kinder, aber auch das Umfeld, in dem wir uns bewegen.”
Tanja Oswald, familienecke KUNTERBUNT, Großhadern:
„Meine Kinder (und auch ich) sind gegen (fast) alles geimpft, was die Stiko (Ständige Impfkommission, Anm. der. Redaktion) empfiehlt. Ich bin sehr froh, dass man heutzutage gegen Masern, Polio, Diphterie, Tetanus et cetera impfen kann und kann nicht verstehen, wie man sich dagegen entscheiden kann zu impfen. Man hat eine Verantwortung gegenüber seinen Kindern aber auch gegenüber anderen Kindern und auch Erwachsenen, die aus irgendwelchen Gründen nicht oder noch nicht geimpft werden können und somit Gefahr laufen, an einer dieser Krankheiten, die teilweise wirklich schlimme Verläufe haben können, zu erkranken. Das ist der Pieks wert, denke ich.”
Robert Schurer, Direktor der AOK Bayern, Direktion München:
„Impfungen bieten Schutz gegen viele schwerwiegende Krankheiten - insbesondere für Kleinkinder und Jugendliche. Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) gibt regelmäßig aktuelle wissenschaftliche Empfehlungen zum Thema aus, die ich als sehr sinnvoll erachte. Denn obwohl Impfungen in seltenen Fällen Nebenwirkungen auslösen können, steht der Schutz vor schweren Erkrankungen für mich an oberster Stelle. Krankheiten wie Masern oder Keuchhusten sind nicht harmlos. Die Entscheidung für oder gegen das Impfen müssen Eltern jedoch selbstständig treffen - umso wichtiger ist es, sich mit dem Thema auseinandersetzen. Die von der STIKO empfohlenen Impfungen werden von der AOK bezahlt. Auf unserer Website www.aok-bayern.de bieten wir Informationen zum Thema sowie auch einen Fragenkatalog zur Entscheidungshilfe.”
Anton Flügel (Freie Wähler), Mitglied im Karlsfelder Gemeinderat:
„Um das Thema Impfen kommt keine Familie, erst recht nicht mit Kindern, herum. Als Vater von zwei Söhnen (4 und 7 Jahre alt), verlasse ich mich auf die Ratschläge unseres Kinder- und Hausarztes und versuche die möglichen Risiken gegen die Vorteile abzuwägen. Unsere Kinder sind nach Empfehlung der STIKO sowie zusätzlich gegen Zecken geimpft. Beide haben die Impfungen bisher sehr gut vertragen. Den einen richtigen Weg gibt es wohl nicht, allerdings sollte man sich als Eltern immer der Verantwortung bewusst sein und im Zweifel eine zweite Meinung einholen.”
MdL Diana Stachowitz:
„Wir haben in Deutschland aufgrund der guten Impfpraxis eine ganze Reihe von Krankheiten zurückgedrängt. Allerdings verschwinden durch die weltweit kurzen Wege für Urlaub und Arbeit auch für Krankheiten alle Grenzen, Bakterien und Viren werden sehr schnell importiert und exportiert. Heute wird das Für-und-Wider von Schutzimpfungen viel stärker als früher thematisiert, und Eltern müssen sich für etwas entscheiden, was vorher schlicht als Selbstverständlichkeit angesehen wurde.
Als Mutter mit gesundheitspolitischer Erfahrung rate ich deshalb allen Eltern dazu, die Entscheidung über Impfungen sorgfältig zu überlegen und zu planen, und zwar im vertrauensvollen Gespräch mit dem Kinderarzt. Denn nur nach einer umfassenden Beratung und Information können sie die richtige Entscheidung darüber treffen, was für ihr Kind das Beste und Sicherste ist. Im Mittelpunkt dieser Entscheidung steht die Gesundheit der Kinder.”
Josef Schmid, zweiter Bürgermeister München:
„Meine Frau und ich haben uns intensiv mit dem Pro & Contra des Impfschutzes beschäftigt. Danach haben wir uns für eine Impfung entschieden, um unsere Kinder vor gefährlichen Krankheiten wie z. B. Masern zu schützen. Wir haben allerdings das erste Lebensjahr abgewartet, weil die körperliche Entwicklung dann entsprechend fortgeschritten ist. Das Risiko einer Negativwirkung auf das Immunsystem wollten wir so gering wie möglich halten. Negative Auswirkungen haben wir bei unseren Kindern glücklicherweise nicht feststellt, für uns hat sich der Impfschutz daher bewährt. Beide Kinder sind so gut wie nie krank, sehr fit und auch sonst super gut drauf. Wir finden es auch gegenüber anderen fair, wenn die eigenen Kinder geimpft sind, gerade,w enn sie Betreuungseinrichtungen besuchen.”
Sarah Seeßlen-Kozumplik, Wirtin und Mitglied des BA 8 (Grüne), Westend:
„Meinen jetzt achtjährigen Sohn habe ihn gegen alle Kinderkrankheiten impfen lassen, nicht zuletzt auch aus pragmatischen Gründen. Meiner Meinung nach sollte man nach Möglichkeit verhindern, dass sich übertragbare Krankheiten weiter ausbreiten. Außerdem wäre es für mich als in Vollzeit berufstätige Gastronomin eine mittlere Katastrophe, wenn mein Kind wochenlang krank zuhause wäre.”
Dr. Manuela Olhausen, Stadträtin und Miglied im Bezirksausschuss Sendling:
„Als Kind hatte ich eine schwere Mumpserkrankung und musste längere Zeit im Krankenhaus liegen. Ich bin deshalb sehr froh, dass heutzutage eine Mumps-Impfung zum Standard gehört. Als Mutter halte ich mich bei der Impfung generell an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und den Rat unserer Kinderärztin. Natürlich, um meine Tochter vor so schweren Erkrankungen zu schützen, aber auch zum Schutz von anderen Menschen wie Säuglingen oder Schwangeren, die sich (noch) nicht impfen lassen können. Wenn ein Großteil der Bevölkerung ausreichend geimpft ist, sind auch solche Personen gut geschützt und Krankheiten wie Masern könnten sogar ausgerottet werden. Dazu sind auch die Auffrischungsimpfungen sehr wichtig, die gerne vernachlässigt oder übersehen werden. Ich achte daher darauf, bei mir und meiner Familie unsere Impfungen auch regelmäßig auffrischen zu lassen.”
Verena Dietl, Stadträtin und Mitglied im Laimer Bezirksausschuss:
„Generell finde ich es wichtig, die Impfungen, die von der STIKO empfohlen werden, auch impfen zu lassen. Könnte man diese konsequent überall auf der Welt anwenden, wären dadurch manche Krankheiten vielleicht auch schon besiegt. Als Mutter eines 8 Monate alten Sohnes habe ich mich aber auch entschieden nur die nötigen Impfungen für mein Kind vorzunehmen. Damit meine ich die Impfungen gegen Krankheiten, die für mein Kind lebensgefährdend sind. Vor der Impfung haben wir uns als Eltern aber auch ausführlich mit dem Pro und Contra des Impfens auseinandergesetzt und auch entschieden nicht alle Impfungen, die möglich gewesen wären, durchzuführen. Uns war dabei auch sehr wichtig die Impfungen zu trennen und in mehreren Schritten durchzuführen, um unseren Sohn nicht zu viel auf einmal zuzumuten.”
Lisbeth Haas, Erzieherin und Kinder- und Jugendbeauftragte im Laimer Bezirksausschuss:
„Beim Impfen gibt es große Unterschiede. Es gibt einige Eltern, die alle Impfungen ablehnen, und es gibt Eltern, die gegen alles impfen lassen. Am Elternabend geht es bei diesem Thema immer hoch her. Ich habe festgestellt, dass es auch vom Kinderarzt abhängig ist. Selbst Masern lassen nicht alle Eltern impfen.
Bei meinen eigenen Kindern habe ich das sehr unterschiedlich gehandhabt. Dennoch war mir bei allen dreien wichtig die grundlegenden Impfungen wie Tetanus, Diphterie und damals noch Kinderlähmung zu machen. Bei Masern und Mumps musste ich gesundheitsbedingt Unterschiede machen. Trotzdem waren mir die Impfungen wichtig, wenn ich die Folgen einer Erkrankung abgewägt habe.”
Claudia Starz, Lehrerin, Mittelschule Fernpaßstraße, Sendling-Westpark:
„Geimpft sind meine beiden Kinder, die jetzt sieben und zehn Jahre alt sind, gegen alle gängigen Infektionskrankheiten, gegen die der Kinderarzt Impfungen empfohlen hat. Grundsätzlich halte ich Impfungen für sehr wichtig, damit der Ausbreitung von Krankheiten wirksam Einhalt geboten wird! Hierzulande sind wir dieses Procedere längst gewohnt; schon als wir selbst Kinder waren, hatten unsere Eltern uns entsprechend schützen lassen.
In der Schule kommt es jedoch durchaus vor, dass – vor allem bei Schülern, deren Eltern nicht so gut deutsch sprechen – der Impfstatus unklar ist oder der Impfschutz Lücken aufweist. Gut organisiert waren Impftermine für Nachholimpfungen, als wir noch jede Woche eine Schulärztin im Haus hatten. Mittlerweile kommt der Schularzt jedoch nur noch, wenn er explizit angefordert wird.”
Catherin Sikezsdy, Mutter dreier Schulkinder, Pasing:
„Meine Kinder haben alle wichtigen und vorgeschriebenen Impfungen bekommen. Natürlich sind die Krankheiten wie Diphterie oder Wundstarrkrampf heutzutage weit weniger häufig. Aber es bleiben gefährliche und bedrohliche Krankheiten, die man keinesfalls unterschätzen darf. Mit den Impfungen sind meine Kinder geschützt. Aber auch unserem Umfeld ist geholfen. Denn wenn alle geimpft sind, können diese Krankheiten nicht auftreten. Und noch ein Aspekt ist mir wichtig. Ich kann mit den Impfungen einen Beitrag leisten, dass die Krankheiten eines Tages ausgerottet sind. Mit manchen, wie Kinderlähmung oder Masern, sind wir schon auf einem guten Weg.”