Veröffentlicht am 04.11.2014 12:26

Flüchtlinge beziehen Altenheim

Den Spielplatz haben die Kinder bereits entdeckt. (Foto: pst)
Den Spielplatz haben die Kinder bereits entdeckt. (Foto: pst)
Den Spielplatz haben die Kinder bereits entdeckt. (Foto: pst)
Den Spielplatz haben die Kinder bereits entdeckt. (Foto: pst)
Den Spielplatz haben die Kinder bereits entdeckt. (Foto: pst)

Die 100 Flüchtlinge, die in der ehemaligen Schule am Niederbronner Weg in Fürstenfeldbruck untergebracht waren, haben ihre Notunterkunft verlassen. Am Montag sind sie in den nicht mehr genutzten Trakt des Don-Bosco-Altenheims nach Germering gezogen. Einen Tag nach dem Umzug sieht man Kinder im Erikapark spielen. Ein Nigerianer nützt das schöne Wetter, um mit den beiden Buben seiner schwangeren Schwester an die frische Luft zu gehen.

Mit dabei ist auch eine junge Nigerianerin mit ihrem Sohn. In drei Monaten erwartet die Frau ihr zweites Kind. Sie ist froh aus ihrer Heimat geflohen zu sein. Ihr Vater sei ermordet worden, erzählt die Frau. Die Terrororganisation Boko Haram wütet in dem afrikanischen Land. Für die Kinder habe sie keine Zukunft gesehen. „Wir sind Überlebende. Jetzt wollen wir nur ein sicheres Leben mit Zukunft führen“, erklären die afrikanischen Flüchtlinge in gutem Englisch. Die Kinder sollen auf Schulen gehen dürfen und sie selbst wollen schnell arbeiten und raus aus der Gemeinschaftsunterkunft, erklären die Flüchtlinge.

Ein Mann war Softwareexperte in der Heimat, eine Frau war Friseurin, ein anderer Fahrer. Das Herumsitzen und warten auf eine Anerkennung sei zermürbend. Interessiert erkundigen sich die Menschen nach den Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. „Wie ist die Nachfrage? Wir machen alles“, betont ein junger Senegalese. Jetzt heißt es abwarten, denn die Mühlen der Bürokratie malen bekanntlich langsam.

Nutzung über den Winter

Das Landratsamt hatte im Gegensatz zu anderen Kommunen wenigstens ein wenig Vorlaufzeit, um das Quartier herzurichten. Letzte Woche wurde im nicht genutzten Teil des Altenheims Don-Bosco in Germering ein gesonderter Eingang für die Asylbewerber geschaffen. Ein eigener Weg wurde gekiest, Betten aufgestellt, Räume wie Büro, Trockenraum, Teeküchen und Gemeinschaftsräume eingerichtet, ein Sicherheitsdienst und Caterer beauftragt. Entlastend war, dass alle Asylbewerber bereits medizinisch untersucht worden waren. Aus der Unterkunft werden die Asylbewerber später in dezentrale Unterkünfte weiterverteilt, so dass sie nur wenige Wochen im Don Bosco Heim bleiben werden. „Mit der Verlegung aus der Schule verbessert sich die Unterbringung für die Betroffenen“, freut sich Landrat Thomas Karmasin. In unbeheizbare Duschcontainer muss jetzt niemand mehr gehen. „In der Germeringer Unterkunft gibt es Dreibettzimmer und die entsprechenden sanitären Anlagen“. Landkreis und Caritas planen eine Nutzung über den Winter.

Die Caritas kümmert sich vor Ort um die Menschen und es gibt eine Liste an Helfern, die zur Verfügung stehen. Die Bürger haben bereits eifrig gespendet. Die Kleiderkammer der Caritas ist übervoll. Neue Kleider können vorerst nicht mehr angenommen werden. Auch die Helfer müssen sich gedulden. „Derzeit ist noch nicht abschätzbar, welche Art von Hilfe konkret notwendig sein wird“, sagte Oberbürgermeister Andreas Haas. In Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle der Caritas wird die Stadt zeitnah darüber informieren, welche Hilfen vor Ort gebraucht werden und wo ehrenamtliche Unterstützung gebraucht wird.

Vergangenen Freitag wurde ein Helferkreis für Germering gebildet, in dem Vertreter der Caritas, des Arbeitskreises Asyl, der Kirchen, der Germeringer Insel, des Sozialdienstes, der Arbeiterwohlfahrt, des Frauen- und Mütterzentrums, Mukule und der Stadt Germering vertreten waren. Landrat Karmasin hat alle Beteiligten zu einem Runden Tisch Asyl in das Landratsamt eingeladen. „Ziel des Treffens war Handlungsbedarf aufzuzeigen und Lösungen zu erarbeiten“, erklärte die Sprecherin der Behörde. Das Treffen fand nach Redaktionsschluss statt. Wir werden über die Ergebnisse berichten.

Inzwischen leben ohne die Erstaufnahmeeinrichtung am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck im Landkreis in 27 Objekten derzeit rund 480 Asylbewerber. Dem Landkreis liegen zahlreiche Unterbringungsvorschläge aus den Kommunen vor, die noch geprüft werden und nach zugesagter Kostenübernahme durch die Regierung von Oberbayern, umgesetzt werden sollen.

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