Veröffentlicht am 20.10.2014 16:50

„Keine adäquate Antwort auf Leiden”

Prof. Claudia Bausewein: Sie und ihre Kollegen mahnen die Auseinandersetzung mit Krankheit, Sterben, Tod und Trauer an. (Foto: Archiv)
Prof. Claudia Bausewein: Sie und ihre Kollegen mahnen die Auseinandersetzung mit Krankheit, Sterben, Tod und Trauer an. (Foto: Archiv)
Prof. Claudia Bausewein: Sie und ihre Kollegen mahnen die Auseinandersetzung mit Krankheit, Sterben, Tod und Trauer an. (Foto: Archiv)
Prof. Claudia Bausewein: Sie und ihre Kollegen mahnen die Auseinandersetzung mit Krankheit, Sterben, Tod und Trauer an. (Foto: Archiv)
Prof. Claudia Bausewein: Sie und ihre Kollegen mahnen die Auseinandersetzung mit Krankheit, Sterben, Tod und Trauer an. (Foto: Archiv)

Die Lehrstuhlinhaber für Palliativmedizin in Deutschland haben sich geschlossen gegen ärztlich unterstützte Suizide ausgesprochen. Unter ihnen ist Prof. Dr. Claudia Bausewein vom Klinkium der LMU.

Mit Fürsorge zuwenden

Die Professoren für Palliativmedizin, die an Kliniken und Zentren selbst Tausende von schwerkranken und sterbenden Patienten - Erwachsene wie Kinder – betreut haben, betonen: Die bestehenden gesetzlichen Regelungen reichen aus. Beihilfe zum Suizid ist keine ärztliche Aufgabe.

Sehr wohl sei es aber ärztliche Aufgabe, sich den Menschen in Not mit aller Kompetenz und Fürsorge zuzuwenden. Man müsse die Sorge der Menschen um ein würdevolles Leben und Sterben ernst nehmen.

Mit dem Sterben auseinandersetzen

Die Mediziner mahnen die öffentlichen Aufklärung und Auseinandersetzung mit Krankheit, Sterben, Tod und Trauer und die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung der Gesundheitsberufe zur Begleitung Schwerkranker und Sterbender an. Vor allem müsse die palliativmedizinische Versorgung von Patienten und ihren Angehörigen bedarfsdeckend ausgebaut werden.

Trotz Fortschritten in der ambulanten und stationären Palliativversorgung haben noch bei weitem nicht alle Patienten ausreichend Zugang zu palliativmedizinischer Hilfe. Eine fürsorgliche Gesellschaft sollte palliativmedizinische Angebote zur Norm machen, so die Forderung. In der Ausnahmesituation einer mit großem Leiden verbundenen Erkrankung mag für einige Menschen ein Suizid als einziger Ausweg erscheinen. Dabei steht jedoch in der Regel nicht der Todeswunsch im Vordergrund, sondern vielmehr die Sehnsucht nach einem Beenden des Leidens, geben die Mediziner ihre Erfahrung weiter.

Warum sind die Schwächsten wichtig?

Eine Gesetzesänderung zur Ermöglichung eines ärztlich assistierten Suizids sei keine adäquate Antwort auf Leiden. Dies ersetzt nicht die Auseinandersetzung und das Finden eines individuellen Lösungsweges mit den Patienten. Auch der Angst gesunder Menschen vor dem Sterben könne nicht durch eine Änderung der gesetzlichen Regelungen begegnet werden, sondern durch eine kritische Reflexion des Umgangs mit Sterben und Tod in Medizin und Gesellschaft. Die Qualität einer Gesellschaft zeige sich nicht zuletzt auch im Umgang mit ihren schwächsten Mitgliedern.

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