Endstation Gotzinger Straße: Das Gleis verschwindet in einer düsteren Einfahrt. Daneben Palettenstapel, schmutzig-graue Lagerhallen, ein verwildertes Bahngelände. Wohnen möchte man hier nicht so gerne. Oder etwa doch? In der Multimedia-Installation „Lieblingsplätze” schwelgt der Erzähler in seinen Erinnerungen als „Sackstraßenkind”. Heute haben kreative junge Menschen hier am Rande der Sendlinger Großmarkthalle eine neue Heimat gefunden.
Solche geheimnisvolle, manchmal sogar magische Orte beschreiben Menschen, die in dem Viertel wohnen. Die Schauspielerin Ines Honsel und der Filmregisseur Oliver Haffner haben 20 Interviews mit ihnen aufgezeichnet. Mit Fotos des Dokumentarfilmers Reinhold Rühl ist die Installation vom 10. bis 12. Oktober während der offenen Ateliertage von „Kunst in Sendling” zu sehen - als Video-Loop auf einer Großleinwand im „Kunst-Bunker” in der Thalkirchner Str. 158.
Der Spielort in dem leerstehenden Hochbunker ist einer von 54 Stationen bei „Kunst in Sendling”. 100 Künstler öffnen in diesem Jahr ihre Ateliers und zeigen unter dem Motto „Kunst - Made in Sendling” Malerei, Plastik, Fotografie und Filme. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Musik, Lesungen und Performance ergänzt das bereits zum elften Mal stattfindende Ereignis. Außergewöhnliche Kunsträume können die Besucher an versteckten Plätzen und in idyllischen Hinterhöfen entdecken. Insider-Führungen durch die Ateliers veranstaltet eine Kunst-Expertin: Interessierte können sich dafür im Café Kreislauf in der Daiserstraße 22 anmelden.
Was 2003 als spontane Idee einiger Kunstschaffender in Sendling begann, hat sich mittlerweile zu einem umfangreichen Projekt entwickelt, das fester Bestandteil des Kulturkalenders geworden ist. Kürzlich haben die Sendlinger Künstler sogar einen Verein gegründet. Sie wollen neben den Ateliertagen künftig weitere Ausstellungsmöglichkeiten und Spielorte in ihrem Stadtteil erschließen. So könnte der während der Ateliertage vorübergehend geöffnete „Kunst-Bunker” schon bald für viele Kreative und Künstler zu einem neuen Treffpunkt im Brudermühlviertel werden.
Eröffnet wird „Kunst in Sendling” mit einem Dokumentarfilm in eigener Sache. „Kunstrausch” ist ein Streifzug durch die buntgemischte Kunstszene in Sendling. Der halbstündige Film führt durch skurrile Ateliers, zeigt schräge Events und stellt Künstler vor, die in alten Industriebauten, Gewölbekellern oder einem ehemaligen Bauernhof arbeiten. Ein Atelier ragt 40 Meter hoch in den Sendlinger Himmel: Die Malerin hat sich im Turm der Himmelfahrtskirche einquartiert. Die Filmpremiere ist am Freitag, 10. Oktober, um 20 Uhr im Kronensaal, Lindwurmstraße 205. Dort gibt es auch am Sonntag um 11 Uhr erstmals einen „Künstler-Brunch”. Der Eintritt ist frei - wie bei allen Veranstaltungen der offenen Ateliertage.
Das Programm und ein Wegweiser zu den Ateliers gibt es im Internet unter www.kunst-in-sendling.com
Öffnungszeiten:
Freitag, 10. Oktober, von 18 bis 22 Uhr.
Samstag, 11. Oktober, von 14 bis 22 Uhr.
Sonntag, 12. Oktober, von 14 bis 19 Uhr.