Große Sorge um ihre Zukunft macht sich die Mietergemeinschaft aus 13 privaten Wohn-Mietparteien in der Westendstraße 142 (Ecke Astallerstraße). Im April war die bis dahin selbst im Haus wohnende Vermieterin, eine 93-jährige Dame, gestorben. Um die Übernahme durch einen ausschließlich am eigenen Profit orientierten Großkäufer abzuwenden, gründeten die allesamt langjährigen Bewohner eine Mietergemeinschaft, die seither vom Mieterbeirat der Landeshauptstadt und vom Bezirksausschuss beraten und unterstützt wird.
Der Sohn und Erbe der Verstorbenen hatte zunächst beteuert, er werde zu Lebzeiten der älteren Mieter nicht verkaufen. Inzwischen wurde jedoch notariell ein Kaufvertrag vorgemerkt. Da das Haus im Erhaltungssatzungsgebiet liegt, hatte das Amt des Oberbürgermeisters die Mieter darüber informiert.
Nun befürchten die Mieter eine Teilung in Eigentumswohnungen, Luxussanierungen, Mieterhöhungen, Kündigungen und Entmietung – sprich: rücksichtslose Gewinnmaximierung herzloser Investoren. Deshalb schrieben sie einen Brief an Oberbürgermeister Reiter, mit der dringenden Bitte, die Stadt möge ihr Vorkaufsrecht ausüben.
„Das Gebäude liegt im Bereich des Erhaltungssatzungsgebiets und muss somit zum Vorkauf der Stadt angeboten werden”, erklärt BA-Mitglied Willy Mundigl (SPD): „Nun wird geprüft, ob die Gegebenheiten das Ausüben des Vorkaufsrechtes rechtfertigen. Wichtiges Kriterium dabei ist die mittlere Gebäudemiete im Vergleich zu Vergleichsmieten. Innerhalb einer gewissen Frist muss sich die Landeshauptstadt München per Stadtratsbeschluss äußern, ob sie von ihrem Recht Gebrauch macht. Ansonsten fällt das Kaufrecht einem privaten Investor zu, und das Objekt unterliegt dann den allgemeinen Marktbedingungen.”
In Kontakt steht die Mietergemeinschaft auch mit der Wohnungsgenossenschaft WOGENO e.G., die sich grundsätzlich sehr interessiert zeigte an der Option, nach ausgeübtem Vorkaufsrecht durch die Stadt als Eigentümerin deren Nachfolge anzutreten.
„In unserer Hausgemeinschaft leben mehrere betagte Mieterinnen und Mieter, manche leben bereits seit 40 und mehr Jahren in dem Haus, eine 75-jährige Mieterin wohnt hier seit ihrer Geburt”, berichtet Michael Seitz, der zusammen mit Katja Angermann und Jutta Herbert zum Vorstand der Mietergemeinschaft zählt: „Deutliche Mieterhöhungen, wie sie im Zuge der grassierenden Gentrifizierung unseres Viertels zu befürchten wären, könnten viele der Bewohner nicht bezahlen. Auch zwangsweise Umsiedelung in andere Stadtviertel und andere Lebensumgebungen sind diesen Mietern nicht zuzumuten. Die älteste Dame in unserem Haus steht im 97. Lebensjahr. Ein Umzug in diesem Alter hat – das kann man ohne Übertreibung oder Pathos so sagen – etwas Lebensbedrohliches.”