Veröffentlicht am 11.06.2014 11:11

„Jeder kann es schaffen”

Vier Jahre Fleiß und Durchhaltevermögen sind gefragt: Lernen im Abendgymnasium. (Foto: pi)
Vier Jahre Fleiß und Durchhaltevermögen sind gefragt: Lernen im Abendgymnasium. (Foto: pi)
Vier Jahre Fleiß und Durchhaltevermögen sind gefragt: Lernen im Abendgymnasium. (Foto: pi)
Vier Jahre Fleiß und Durchhaltevermögen sind gefragt: Lernen im Abendgymnasium. (Foto: pi)
Vier Jahre Fleiß und Durchhaltevermögen sind gefragt: Lernen im Abendgymnasium. (Foto: pi)

Das Städtische Abendgymnasium für Berufstätige (www.ag.musin.de) führt in vier Jahren kostenlos bis zum Abitur. Auch Lehrbücher und Unterrichtsmaterial werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung, regelmäßige Berufstätigkeit oder die Führung eines Familienhaushalts (Kinderbetreuung während der Unterrichtszeit ist im Haus möglich). Die Verpflichtung zur Berufstätigkeit entfällt während der letzten drei Halbjahre. Der Unterricht findet von Montag bis Freitag in der Zeit von 17.10 Uhr bis 21.05 Uhr im Anton-Fingerle-Bildungszentrum - in der Nähe des Giesinger Bahnhofs - statt.

Investition in die Zukunft

Die ersten beiden Jahrgangsstufen dienen der Wiederholung von vorhandenem, sowie der Vermittlung von neuem Wissen, welches vor allem für die Oberstufe relevant ist. So startet man bereits im Vorkurs mit der zweiten Fremdsprache. Die Jahrgangsstufen II und III entsprechen der gymnasialen Oberstufe. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, verschiedene Wahlfächer (z.B. Italienisch, Spanisch, Yoga) oder auch Ergänzungsunterricht (Deutsch, Englisch, Mathematik, Latein und Französisch) zu besuchen.

Bei regelmäßig stattfindenden Festen kann man die Kontakte zu Mitschülern intensivieren oder auch neue zu ehemaligen Schülern knüpfen. Die herzliche Atmosphäre an der Schule erleichtert den Einstieg in den Schulalltag, unterstützt aber auch beim Durchhalten in stressigen Situationen und Zeiten. Alles in allem stellt der Besuch des Abendgymnasiums nicht nur eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung dar, sondern ist vielmehr ein Fundort guter Freunde und eine Investition in die eigene Zukunft.

Die Anmeldung für das Abendgymnasiums zum Schuljahr 2014/15 ist bis Ende Juni möglich.

Neben der Arbeit studieren

Martin Zell hat 2013 sein Abitur am Städtischen Abendgymnasium für Berufstätige absolviert und studiert seit Oktober Informatik an der Technischen Universität in München. Im Interview erzählt er von seiner Schulzeit an dieser besonderen Schule.

Seit Oktober sind Sie Student. Vermissen Sie die Schulzeit?

Martin Zell: Manchmal schon. Vor allem die gemütliche Atmosphäre. An der Uni sind wir mehrere hundert Studierende im Jahrgang. Am Abendgymnasium waren wir am Schluss circa 40. Man kam viel leichter ins Gespräch und ist über die Jahre zu einer Art großen Familie zusammengewachsen. Aber man kann beides nicht direkt miteinander vergleichen. Es sind einfach zwei unterschiedliche Institutionen.

Wie sind Sie darauf gekommen, Informatik zu studieren?

Martin Zell: Nun ja, ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Computern und Programmieren. Außerdem hat mir während der Zeit am Abendgymnasium Mathe am meisten Spaß bereitet. Und das macht einen großen Teil des Informatikstudiums aus.

„Wir schreiben das gleiche Abitur”

Reicht das Wissen, das Sie auf dem Abendgymnasium erlangt haben, zum Studieren aus?

Martin Zell: Ein weit verbreiteter Irrtum ist ja, dass das Abitur am Abendgymnasium leichter oder ganz anders ist. Aber wir schreiben das gleiche Abitur wie alle anderen Gymnasiasten in Bayern. Das heißt, wir starten mit den gleichen Vorraussetzungen an den Universitäten, wie unsere Mitstudierenden, die das Abitur an einem „normalen” Tagesgymnasium absolvieren.

„Es ist schon anstrengend”

Was ist bei Ihnen dann anders als an einem Tagesgymnasium?

Martin Zell: Gleich ist, dass weder der Schulbesuch noch die Schulbücher etwas kosten und man sogar einen richtigen Schülerausweis bekommt. Hausaufgaben, Stehgreifaufgaben, Schulaufgaben und Referate stehen auch auf dem Programm. Ich sage immer: Das Abendgymnasium ist kostenlos, aber keinesfalls umsonst! Unterschiedlich sind einerseits natürlich die Unterrichtszeiten. Der Unterricht startet gegen 17 Uhr und geht bis 21 Uhr. Von Montag bis Freitag, meist nach einem langen Arbeitstag. Es ist schon anstrengend und die verbleibende Freizeit rar. Andererseits gibt es aber auch ein paar Anpassungen. Wir schreiben zum Beispiel keine Seminararbeit und haben in der Oberstufe nur noch sechs Fächer. Davon sind fünf dann die Abiturfächer. Für Sport, Kunst und Musik ist leider, aber auch verständlicherweise keine Zeit.

Klingt nach einem vollen Programm.

Martin Zell: In der Tat, aber um vom Quali bzw. der Mittleren Reife zum Abitur zu kommen, braucht es auch jede einzelne Unterrichtsstunde. Deswegen sind es ja auch vier Jahre. Im sogenannten Vorkurs und der ersten Klasse wird der Stoff der Mittelstufe vermittelt, wiederholt, vertieft und gefestigt. Allen Schülerinnen und Schülern wird hier quasi das beigebracht, was sie für die Oberstufe brauchen. Die zweite und dritte Klasse entsprechen dann der elften und zwölften Klasse, also der gymnasialen Oberstufe eines Tagesgymnasiums.

Vier Jahre am Ball bleiben

Sie haben die ganze Zeit parallel gearbeitet? Wie stressig war das?

Martin Zell: Grundsätzlich heißt es ja Städtisches Abendgymnasium für Berufstätige. Aber Eltern können zum Beispiel die Schule besuchen, ohne dass sie berufstätig sind. Es gibt im Haus sogar eine Kinderbetreuung. Und die letzten drei Halbjahre muss man nicht mehr berufstätig sein. Es besteht dann die Möglichkeit, Schüler-BAFöG zu beantragen. Ich habe zur Mitte der Oberstufe erst Teilzeit und dann für das letzte Halbjahr Sonderurlaub beantragt. Ich hatte Glück und bin dankbar, dass mein Arbeitgeber mir das ermöglicht hat. Einige meiner Klassenkameraden mussten bis zum Schluss Vollzeit arbeiten.

Welchen Tipp geben Sie Menschen mit auf den Weg, die sich für das Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg interessieren?

Martin Zell: Besucht die Webseite des Abendgymnasiums und informiert euch. Nutzt die Infoabende, um euch einen ersten Eindruck zu verschaffen. Außerdem ist es gar nicht so wichtig, ob und was man mit dem bestandenen Abitur anfängt. Vielmehr sollte man sich vorher überlegen, ob man die Zeit, Kraft und Lust hat, vier Jahre die Schulbank zu drücken. Ich denke, dass es jeder schaffen kann, der ordentlich anpackt, etwas Fleiß und vor allem Durchhaltevermögen mitbringt.

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