Im Mai wird die neue Kinderkrippe KlitzeKlein eingeweiht, die der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) auf dem Gelände zwischen Plinganser- und Kidlerstraße gebaut hat. Direkt zu Füßen der eiszeitlichen Hangkante liegt der bunte Bau, der Platz für 48 Kinder im Alter von neun Wochen bis drei Jahren bietet. Aufgrund der schwierigen Personalsituation können derzeit allerdings nicht alle Plätze vergeben, nicht alle vier Gruppen belegt werden.
Die Krippe steht indes noch vor einem ganz anderen Problem, das stv. SkF-Geschäftsführerin Elke Prumbach nun dem Sendlinger Bezirksausschuss (BA) vortrug - und damit bei den Lokalpolitikern auf Granit biss: der Weg, der durch das SkF-Gelände führen soll, um eine Passage zwischen Plinganser- und Kidlerstraße zu öffnen.
Der SkF hält diesen Weg für verzichtbar: Zum einen gebe es bereits nahe Verbindungen über die Hangkante ins Unterfeld, zum anderen wäre auch der neue Weg wegen der nötigen Stufen für Behinderte und Eltern mit Kinderwägen kaum nutzbar. Schwerer wiegt für Elke Prumbach aber der Schutz der Krippenkinder: „Bedenklich ist, dass der Weg unmittelbar am Garten der Kinderkrippe und der Mittagsbetreuung vorbeiführen würde”, erläuterte sie. „Der Garten wäre vom Weg aus völlig einsehbar. Es wäre nicht zu verhindern, dass jeder die Kinder beim Spielen beobachten oder ansprechen kann - eine schwierige Situation.”
Ein Teil des Weges würde zudem den Hof zwischen Krippe und SkF-Vorderhaus (hier befindet sich die Mutter-Kind-Einrichtung Haus Domicilia) queren. Diese Situation erschwere den Schutzauftrag des SkF gegenüber Kindern und Müttern. „Bei Abwägung aller Argumente für und gegen diesen Weg überwiegen in unseren Augen eindeutig die Nachteile”, unterstrich Elke Prumbach, „daher hoffen wir, dass von diesem Plan Abstand genommen wird.”
Daran denkt der Sendlinger Bezirksausschuss mitnichten. „Der Weg muss sein”, bekräftigte BA-Vorsitzender Markus Lutz (SPD), „wir wollen ihn haben!” Der gesamte Bezirksausschuss stellte sich (in seiner letzten Sitzung in alter Zusammensetzung) hinter diese Position. Lutz verwies auf das Clearinghaus (für wohnungslose Münchner), das der Katholische Männerfürsorgeverein (KMFV) für etwa vier Millionen Euro an der Hangkante neben der Krippe bauen will: Der Entwurf dafür habe den Architekturwettbewerb seinerzeit auch deswegen gewonnen, weil er diesen Weg und damit die Öffnung des Geländes vorsah. „Nimmt man den Weg jetzt aus der Planung, verzögert sich der Bau des Clearinghauses”, so Lutz, „wir brauchen dieses Haus aber dringend!”
„Ich respektiere Ihren Mut, hierher zu kommen”, wandte sich BA-Mitglied Peter Rosner (SPD) an Elke Pumbach und erklärte, er habe kein Verständnis für die Bedenken des SkF. „Es wundert mich, dass ein Krippenspielplatz nicht einsehbar sein soll”, sagte er, „passiert denn etwas Gefährliches, wenn irgendjemand da mal zu den Kindern hineinruft?”
Der Bezirksausschuss habe von Anfang an auf die Wichtigkeit des Durchgangs hingewiesen, so Rosner. Dass nach der langen Zeit der Diskussion erst jetzt, kurz vor dem Bau, eine Änderung der Planung gewünscht werde, sei verwunderlich. „Der SkF hätte früher Gelegenheit gehabt, Einwände vorzubringen”, meinte auch Martina Hartmann (Grüne).
In der Diskussion um den Weg kocht nun noch einmal der Grundsatzkonflikt über die Nutzung des Areals zwischen Hangkante und Kidlerstraße hoch. Der Bezirksausschuss hatte einst auf ein Gesamtkonzept gehofft, um die einzelnen Projekte von SkF und KMFV auf dem kleinen Gelände sinnvoll aufeinander abgestimmt planen zu können. Entsprechende Zusagen, die der Bezirksausschuss zunächst erhalten hatte, wurden später aber nicht eingehalten. Einen Willen zur Zusammenarbeit hat der BA bei den neuen Nachbarn im Viertel daher immer vermisst. Vor allem deshalb sind die Hangkanten-Projekte von SkF und KMFV bei der SPD im Bezirksausschuss auf wenig Gegenliebe gestoßen, während die CSU daneben grundsätzliche Bedenken geltend gemacht hatte (sie sieht Sendling mit überdurchschnittlich vielen ähnlichen Enrichtungen belastet).
„Das Gesamtkonzept wurde dem Bezirksausschuss nicht gelassen”, kritisierte Peter Rosner, „Stück für Stück wurde alles zerpflückt.” Noch härter formulierte es Michael Kaiser (CSU): „Man hat uns hintergangen, indem man kein Gesamtkonzept beachtetet.” Der Weg entlang der SkF-Krippe gewährleiste die Begehbarkeit der Hangkante. Diese letzte Kernforderung des Bezirksausschusses für das Areal werde man sich nicht auch noch nehmen lassen, so Kaiser: „Wir lehnen jede Änderung strikt ab!” Man werde alle Schritte ausschöpfen, um den Weg durchzusetzen.
Auch Ernst Dill (SPD) unterstrich, SkF und KMFV hätten dem Bezirksausschuss ursprünglich eine einheitliche Planung zugesagt. „Der SkF hatte seit 2006 die Möglichkeit, den Weg auf seinem Areal so zu planen wie er es will”, wies er die Bedenken Elke Prumbachs zurück. Nie habe in Frage gestanden, dass das Grundstück durchgängig sein müsse. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir gegen diesen Weg sind”, hielt Elke Prumbach dagegen. Auf entsprechende Schreiben des SkF habe die Stadt indes nicht reagiert. Die dem Wegstreit zugrunde liegende Vorgeschichte der vergangenen Jahre wird von BA und SkF ohnehin unterschiedlich wahrgenommen.
Deutlich blieb Ernst Dill in seinen Vorwürfen gegenüber den Projektträgern: „SkF und KMFV sind mit ihren Wünschen nie zu uns in den Bezirksausschuss gekommen; sie haben sich nie bemüht.” Nachbarschaften könnte man besser beginnen, meinte er, „aber uns jetzt auch noch den Weg nehmen zu wollen, setzt allem die Krone auf!”