Das Thema Mietpreisbremse bewegt Eigentümer, Mieter, Experten der Immobilienbranche und Politiker gleichermaßen. Der Große Saal des Literaturhauses war bei der Frühjahrsrunde des münchner immobilien fokus nicht umsonst bis auf den letzten Platz besetzt. Die wichtigsten Fragen des Abends: Wer profitiert überhaupt von der Mietpreisbremse und wen trifft sie am härtesten? Bringt die Mietpreisbremse München eigentlich weniger Wohnungen? Wie kann die Stadt auf die steigenden Immobilienpreise reagieren?
Die drei fokus-Partner Thomas Aigner (Geschäftsführer der Aigner Immobilien GmbH und Mitglied des Gutachterausschusses München), Agnes Fischl (Rechtsanwältin und Steuerberaterin, Kanzlei convocat GbR) und Lutz Paproth (Rechtsanwalt, Kanzlei Paproth, Metzler & Partner) hatten diesmal Rechtsanwältin Beatrix Zurek vom Mieterverein München, Rechtsanwalt Rudolf Stürzer vom Hausund Grundbesitzerverein München und Umgebung e.V. und Alexander Hofmann von der Baywobau Immobilien AG als Podiumsgäste geladen.
Beatrix Zurek und Rudolf Stürzer stellten gleich zu Beginn der Veranstaltung ihre konträren Standpunkte vor. Stürzer sprach sich dabei deutlich gegen die von Union und SPD geplante Mietpreisbremse aus: „Die geplanten Regelungen sind investorenfeindlich! Die Folge ist eine weitere Verknappung des Angebots an Mietwohnungen”, gab er zu bedenken. Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen könnten dann zunehmend auf die Mieter abgewälzt werden und Rechtsstreitigkeiten über die zulässige Miethöhe werden laut Stürzer stark zunehmen.
Für Beatrix Zurek hingegen ist klar: „Vermieter, die real kalkulieren, werden kein Problem mit der Mietpreisbremse haben. Man darf nicht vergessen: Wohnen ist mehr als ein reines Anlagegut!” Für Zurek bringt das neue Gesetz vor allem Klarheit und macht den Wohnungsbau kalkulierbar. Es wird einer möglichen Gentrifizierung Einhalt gebieten und extreme Auswüchse bei den Mieten verhindern.
Agnes Fischl glaubt, dass vor dem Hintergrund der Preisbremse der kleine, private Anleger ausgeschlossen werde und es für ihn wird es sich nicht mehr lohnen, eine Bestandswohnung zu kaufen.”
Alexander Hofmann von der Baywobau gibt aus Sicht eines großen Bauträgerunternehmens zu bedenken: „Der Markt in München hat sich gedreht. Die meisten Wohnungen im Neubausegment werden an Selbstbezieher verkauft, es entstehen so keine Mietwohnungen. Es ist wichtig, diesen Markt zu entlasten.”
Thomas Aigner fordert von der Politik, zuerst einmal das eigentliche Grundproblem zu beheben – die angespannte Wohnsituation in den Städten. „Wir brauchen mehr Infrastruktur, um das Umland zu erschließen. München als eine der beliebtesten Städte Deutschlands hat den größten Zuzug im ganzen Land. Und dazu die geringste Fläche. Dieses Problem löst auch eine Mietpreisbremse nicht. Wir brauchen vielmehr einen Wohnraumpakt für die Metropolregion München!”
Lutz Paproth sieht den freien Markt durch eine staatliche Grenzmiete aus den Angeln gehoben: „Ich halte das für rechtlich extrem problematisch. So ein Markteingriff muss verfassungsrechtlich auch gerechtfertigt sein. Die Politik kann nicht einfach so massiv in den Markt eingreifen, um ihre schnellen Wahlversprechen einzulösen.”
Die Experten des münchner immobilien fokus, ihre Gäste und das Publikum waren sich am Ende des Abends zumindest in dem Punkt einig, dass die Nachfrage in München seit über 20 Jahren das Angebot deutlich übersteigt. Und Zuzug ist kontinuierlich da. Deshalb kann nur eine verstärkte Bautätigkeit die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt entlasten.