Während der Ferienwochen herrscht ausgelassene Stimmung beim ESV München in der Margarethe-Danzi-Straße 21. Das fröhliche Kinderlachen und muntere Gewusel greift auch auf die Mitglieder und Besucher des Sportparks Nymphenburg über, unwillkürlich ist die Neugierde geweckt: Was machen die vielen Kids während der Ferien dort?
„Bei uns stehen die Kinder und Jugendlichen mit ihren Freizeitwünschen ganz im Mittelpunkt”, erklären der staatliche geprüfte Pädagoge Anton Schneider und Gini Hoffmann, die ihn im Bereich Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Schneider leitet das Ferienprogramm „Kibelino”, das seit zwei Jahren angeboten wird und sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Den Münchner Wochenanzeigern zeigten die zwei ESV-Mitarbeiter die vielen Besonderheiten ihres Betreuungskonzeptes und führten während der Faschingsferien durch die verschiedenen Angebote.
„In den Ferien entfallen die Stunden der Kindersportschule KiSS, daher haben die Kids fast den gesamten Sportpark für sich”, erklärt Anton Schneider. Zum Areal gehören im Innenbereich eine Dreifach-Sporthalle, ein Budo-Dojo, ein Reha-Raum, mehrere Gymnastikräume, ein Tanzsaal sowie das Restaurant Primafila, in dessen schönem Ambiente die Kinder das frisch zubereitete Mittagessen gemeinsam einnehmen. Die moderne Außenanlage, die bei gutem Wetter ebenfalls komplett für das Ferienprogramm genutzt werden kann, umfasst elf große Flächen für verschiedenste Sportarten.
Dass „Kibelino” so erfolgreich ist, liegt aber nicht nur an den großzügigen Räumlichkeiten und den ambitionierten Betreuern: „Unser Konzept beruht auf Flexibilität”, so Gini Hoffmann. „Das bezieht sich sowohl auf die Anzahl der Betreuer als auch auf die Abholzeiten und die Programmwahl der Kinder. Wir wollen, dass die Kids bei uns sämtlichen Stress vergessen und nur das machen, wozu sie auch Lust haben.” Diese Philosophie scheint gut anzukommen: Wurden vorletztes Jahr insgesamt 300 Kinder im Alter von 4 bis 14 Jahren während der Ferienwochen betreut, so waren es im vergangenen Jahr bereits 1.000 Teilnehmer.
„Leistungsdruck wie in der Schule gibt es hier nicht”, hebt Gini Hoffmann hervor. Die Kibelinos können sich jeden Morgen ihre Kurse aus dem Angebot selbst zusammenstellen. Dazu gehören unter anderem Sport-, Tobe-, Ball-, Balance- und Fitnessspiele, Lese- und Schauspielstunden, Fantasiereisen und Entspannungsübungen, Geländespiele im Freien, Slackline, Parkour, Schnupperstunden für diverse Sportarten sowie Malen und Basteln. Dabei setzen sich die altersgerecht eingeteilten Gruppen aus maximal 20 Kindern mit jeweils einer Fachkraft und einem Betreuer zusammen – fast schon erstaunlich, wenn man die aktuelle Betreuungssituation in München bedenkt. „Das verdanken wir einem sehr guten Netzwerk, das Anton Schneider im Laufe der Jahre aufgebaut hat”, freut sich Gini Hoffmann und Schneider fügt lachend hinzu: „Lustigerweise gibt es für die Kinder bei unserem Ferienprogramm keine Warteliste, dafür aber für die Betreuer, die alle unglaublich gerne mitmachen.” Die Übungsleiter kann der 27-jährige Pädagoge flexibel anfordern, so dass das Angebot bei großer Nachfrage an Betreuungsplätzen auch kurzfristig erweitert werden kann.
Einige Meter den Korridor entlang wurde eine Bastelstation aufgebaut, an der ungefähr fünfzehn Kinder emsig werkeln. „Hier wird gerade gefilzt”, erklärt Anton Schneider, dessen Aufmerksamkeit völlig in Anspruch genommen wird, sobald die Kleinen ihn entdecken. „Toni! Der Toni ist da!”, rufen sie fröhlich und umringen ihn. Sofort möchten sie ihm zeigen, was sie bereits gefilzt haben: Tiere, Haarschmuck, Armbänder, kreative Verzierungen für Stifte und vieles mehr. Ein Junge holt stolz eine wunderschöne Blume hervor, die er ganz allein gebastelt hat und seiner Mama zum Muttertag schenken möchte. „Wie hast du das gemacht?”, fragt ein anderer Junge und betrachtet die Filzblume neugierig. „Das ist ganz einfach. Komm, ich zeige dir wie das geht!”, erwidert der kleine Künstler aufgeschlossen und die beiden begeben sich zum Basteltisch.
In der Zwischenzeit wird „Toni” von den Mädchen belagert, die ihn nach seiner künstlerischen Meinung zu Haarschmuck befragen. Die Führung scheint zunächst vergessen, denn Anton Schneider nimmt sich voller Begeisterung Zeit für die Kinder, die ihn offensichtlich anhimmeln. „Toni ist bei Kibelino der Star”, ergreift Gini Hoffmann lachend das Wort. Bereits nach wenigen Minuten wird auch klar warum: Der junge Mann kennt jedes Kind beim Namen, weiß die Kleinen zu motivieren, hört ihnen interessiert zu, gibt ihnen Tipps, macht bei allem mit. Er ist mittendrin statt nur dabei – und das lieben die „Kibelinos” an ihm.
Schüchtern zeigt sich keines der Kids, alle erzählen und fragen einfach, was ihnen gerade auf den Lippen brennt. „Selbst wenn sie anfangs schüchtern sind: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sie sehr schnell aufblühen, bei allem Interesse zeigen und sich rasch miteinander anfreunden”, meint Gini Goffmann zufrieden. „Das ermöglicht es uns, auch Kinder mit erhöhtem Förderbedarf bestens zu integrieren. Und da wir genügend Betreuer haben, können wir auch zusätzliche pädagogische Kräfte hinzuziehen, damit jedes Kind genügend Aufmerksamkeit erfährt.”
In der Dreifach-Sporthalle herrscht währenddessen richtig Action: In einer der Hallen wurden mehrere Cube-Systeme für Parkour aufgebaut. Eines davon ist kürzlich neu angeschafft worden, worüber sich Anton Schneider sehr freut: „Der ESV ist ein gemeinnütziger Verein, der im Rahmen des Ferienprogramms 'Kibelino' Investitionen in innovative Sportgeräte und Spielmaterialien machen kann.” Auch hier führen die Kids stolz ihr neu erlerntes Können vor und jubeln „Toni” zu, der ebenfalls ein paar Kunststückchen zeigt. Anschließend werden in der zweiten Halle auf einer großen federnden Matte – einem so genannten „Airtrack” – Sprünge, Flickflacks, Räder und Salti geübt; jeder führt vor, was er am besten kann oder worauf er gerade Lust hat. Nebenan lernt eine kleine Gruppe wie man jongliert, das Spielgerät Diabolo geschickt bedient oder Einrad fährt. Der Enthusiasmus und die Fröhlichkeit der Kinder sind ansteckend, bei dieser Vielzahl an Unternehmungsmöglichkeiten ist offensichtlich für jeden das Richtige dabei.
Die Treppen hinunter und ein paar mal ums Eck gelangt man zu einem großen Gymnastiksaal. Hier wird jedoch gerade kein Sport getrieben: In einem Teil des Raumes liegen sechs Kinder auf Isomatten in Decken eingekuschelt und lesen abwechselnd der Betreuerin eine Strophe aus einem Gedicht vor. Gemeinsam machen sie die Worte lebendig und für alle verständlich, interpretieren sie und diskutieren über die Bilder, die das Gedicht in ihnen weckt. „Das ist die Schauspielstunde. Wenn die Kinder möchten, können sie ihren Eltern und Freunden bei der Abschlusspräsentation am Freitag zeigen, was sie in den verschiedenen Workshops gelernt haben”, erklärt Gini Hoffmann.
Neben diesen Kursen werden auch Gruppenausflüge zu verschiedenen attraktiven Orten angeboten. Ein besonderes Highlight an diesem Tag ist die Übernachtung im ESV, denn dann machen sich die Gruppen mit Taschenlampen auf zu einer Nachtwanderung durch den Sportpark, was den Tag zum „Eventtag” macht. „Wir empfehlen die Teilnahme an der Übernachtung ab sechs Jahren, aber es gibt viele Kids, die jünger sind und unbedingt mitmachen wollen. Uns erfüllt ihr Mut und ihre Neugierde mit Stolz; meistens sind es aber die Eltern, die ihren Sprösslingen dieses Abenteuer nicht zutrauen und Bedenken haben”, lacht Anton Schneider.
Er beendet die Führung im Eingangsbereich des ESV und reicht eine kleine Informationsbroschüre, in der das Programm und die Preise aufgelistet sind: „Hier steht alles Wichtige über Kibelino drinnen”, sagt er und versichert: „Eltern brauchen sich keine Sorgen zu machen, denn versteckte Kosten gibt es bei uns nicht. Außerdem sollten die Eltern wissen, dass das Sozialreferat für einkommensschwache Familien für je zwei Betreuungswochen im Jahr pro Kind Ermäßigungen gewährt.”
In diesem Moment kommt eine Frau durch die Eingangstür, wirft einen Blick auf ihre Uhr und verzieht das Gesicht: „Ja, ich weiß, es ist erst halb vier. Ich bin zu früh”, erwidert sie auf den Gruß von Frau Hoffmann. Anstatt sich auf die Suche zu begeben, nimmt sie auf einem Stuhl Platz und fügt resigniert hinzu: „Mein Kind wird wieder protestieren, dass es noch nicht nach Hause will und die anderen länger bleiben dürfen. Ich warte also noch ein paar Minuten.”
Auch in den Osterferien werden bei Kibelino wieder zwei Programme angeboten: vom 14. bis 17. April und vom 22. bis 25. April. Die Teilnahme pro Kind und Ferienwoche inklusive Mittagessen und ein Getränk im Restaurant Primafila kostet 130 Euro. Dabei handelt es sich in beiden Wochen aufgrund der Feiertage Karfreitag und Ostermontag um eine 4-Tage-Betreuung. Bringzeit ist täglich zwischen 7 und 9 Uhr, anschließend beginnt das bunte Tagesprogramm in altersgerechten Gruppen. Die Abholung der Teilnehmer ist um 16 Uhr, gegen einen Aufpreis von 20 Euro ist jedoch eine verlängerte Nachmittagsbetreuung bis 18 Uhr möglich.
Ein Betreuungsplatz für alle Ferienwochen im Jahr 2014 ist online unter www.kibelino.de buchbar. Die Anmeldung kann auch zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle des ESV München (Margarethe-Danzi-Str. 21) erfolgen: Montag bis Freitag 9 bis 20 Uhr. Mit der Überweisung wird der entsprechende Umfang der Betreuung inklusive Mittagessen mit einem Getränk im „Primafila” gebucht. Mögliche Eintritte für den Eventtag sowie die Übernachtung mit Frühstück sind im Preis enthalten.
Weitere Informationen (auch bezüglich Ermäßigungen vom Sozialreferat) sind bei Anton Schneider unter kibelino@esv-muenchen.de erhältlich.