Veröffentlicht am 06.02.2014 11:58

Fertige Krippe kann nicht öffnen

Muss Ihr Kind auch draußen bleiben? Schreiben Sie an leser@muenchenweit.de, wie es Ihnen bei der Suche nach einem KiTa-Platz erging! (Foto: SK)
Muss Ihr Kind auch draußen bleiben? Schreiben Sie an leser@muenchenweit.de, wie es Ihnen bei der Suche nach einem KiTa-Platz erging! (Foto: SK)
Muss Ihr Kind auch draußen bleiben? Schreiben Sie an leser@muenchenweit.de, wie es Ihnen bei der Suche nach einem KiTa-Platz erging! (Foto: SK)
Muss Ihr Kind auch draußen bleiben? Schreiben Sie an leser@muenchenweit.de, wie es Ihnen bei der Suche nach einem KiTa-Platz erging! (Foto: SK)
Muss Ihr Kind auch draußen bleiben? Schreiben Sie an leser@muenchenweit.de, wie es Ihnen bei der Suche nach einem KiTa-Platz erging! (Foto: SK)

In der Scheurlinstraße 15 steht eine fertige Kinderkrippe, bestens ausgestattet für die Bedürfnisse von Kleinkindern. Sie steht leer. Gleichzeitig benötigen zahlreiche Familien einen Betreuungsplatz für ihr Kind. „Wir verstehen die Eltern und würden das Haus lieber heute als morgen eröffnen”, versichert Tanja Tippmeier, Geschäftsführerin der Fröbel Bayern gGmbH, Träger des neuen Kinderhauses. Das einzige, entscheidende Problem: Es fehlt das Personal. Wann die Kinderkrippe eröffnet wird? Da will Tippmeier keine Vorhersage wagen. Laufend führt sie Bewerbungsgespräche. „Wir brauchen gute Leute, die gern in diesem Bereich arbeiten”, appelliert sie.

Zugesagter Platz existiert nicht

„Das kann ja wohl nicht sein”, sagt Sandra Bruckmeier, Mutter eines zweijährigen Sohnes. Ihr wurde Ende vorigen Jahres von der städtischen Servicestelle U3 schriftlich ein Platz in eben dieser Kinderkrippe zugesagt, und zwar „voraussichtlich” ab Januar 2014. Doch dann kam der Januar, und Sandra Bruckmeier hörte nichts von der städtischen Servicestelle U3. Diese war im April 2013 eingerichtet worden, um dem seit August 2013 geltenden Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Unter-Dreijährige zu begegnen und den Eltern passende Plätze zu vermitteln.

„Das muss man doch vorab wissen!”

Doch Sandra Bruckmeier ist sehr unzufrieden. „Rückmeldung von der Stadt, Informationen? Dafür ist sich die Stadt wohl zu gut! Die Servicestelle telefonisch erreichen? Ein Ding der Unmöglichkeit! Meist Besetztzeichen oder Warteschleife! Adäqate Ersatzkitaplätze – Fehlanzeige! Wohin also mit meinem Kind, wenn ich arbeiten möchte und eine schriftliche Zusage der Stadt habe?”, schrieb sie in einer Mail an die Redaktion. Den Grund, warum die Kita noch nicht eröffnet wurde, erfährt sie erst vom Wochenanzeiger. Sie kann es kaum glauben: „Da wurde ein Gesetz verabschiedet, ein Rechtsanspruch geschaffen, das hatte doch Vorlauf, man muss doch vorab wissen, dass Personal gebraucht wird!”

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW habe sehr deutlich auf dieses Problem hingewiesen, sagt Tanja Tippmeier. Das Sozialministerium, damals unter Ursula von der Leyen, habe aber alles für in Ordnung erklärt.

Harter Wettbewerb der Träger

Die Kinderkrippe in der Scheurlinstraße ist nicht die einzige, die leer steht: Die Fröbel Bayern gGmbH hat mit der Stadt München einen Vertrag über eine Betriebsträgerschaft geschlossen und elf neue Kinderhäuser in München aufgebaut. Bisher konnten erst zwei der elf Häuser eröffnet werden - wegen des Personalmangels. „Wir sind selber ganz überrascht, dass die Personalakquise in München derart schleppend geht”, sagt Pressesprecherin Miriam List. Eigentlich sei Fröbel ein attraktiver Arbeitgeber mit einem guten pädagogischen Konzept, Fortbildungsmöglichkeiten und kreativen Freiräumen für die Mitarbeiter. Der Fröbel e.V. wurde 1990 in Berlin gegründet. Heute hat die Fröbel-Gruppe in vielen Regionen Krippen, Kindergärten, Horte und Familienberatungsstellen. „In anderen Regionen ist Fröbel eine bekannte pädagogische Qualitätsmarke”, sagt die Berliner Pressesprecherin, „in München stehen wir als neuer Träger mit anderen Trägern in einem harten Wettbewerb.”

„Neue sagen kurzfristig ab”

Die Münchner Geschäftsführerin Tanja Tippmeier sagt es noch deutlicher: „Hier gibt es private Träger, die weit über Tarif bezahlen. Das können wir nicht, obwohl wir natürlich immer schauen, was möglich ist. Aber Betriebsträgerschaft bedeutet, bei uns gelten dieselben Bedingungen wie in städtischen Einrichtungen, sowohl was die Elternbeiträge als auch was die Erzieherinnengehälter betrifft.” Zudem erwachse in München gerade eine Kultur, die die Personalsuche äußerst schwierig mache: „Die Bewerberinnen wissen, dass sie in München gebraucht werden und sehr gesucht sind. Manche unterschreiben einen Arbeitsvertrag und suchen trotzdem weiter. Sie sagen dann sehr kurzfristig ab. Natürlich sind nicht alle so, aber es ist eine neue Kultur, die sich hier gerade aufbaut.” Für die Krippe in der Scheurlinstraße habe sie eine Leitung eingestellt, die Anfang Februar hätte anfangen sollen – aber sie sagte wenige Tage davor ab.

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