Veröffentlicht am 29.10.2013 17:02

Skaten ist mehr als nur cool zu sein

Daniel zeigt einen „Ollie” - ein Sprung aus dem Stand, bei dem die Füße auf dem Brett bleiben, während es sich in der Luft befindet. (Foto: BK)
Daniel zeigt einen „Ollie” - ein Sprung aus dem Stand, bei dem die Füße auf dem Brett bleiben, während es sich in der Luft befindet. (Foto: BK)
Daniel zeigt einen „Ollie” - ein Sprung aus dem Stand, bei dem die Füße auf dem Brett bleiben, während es sich in der Luft befindet. (Foto: BK)
Daniel zeigt einen „Ollie” - ein Sprung aus dem Stand, bei dem die Füße auf dem Brett bleiben, während es sich in der Luft befindet. (Foto: BK)
Daniel zeigt einen „Ollie” - ein Sprung aus dem Stand, bei dem die Füße auf dem Brett bleiben, während es sich in der Luft befindet. (Foto: BK)

Sie sliden, machen Flips, Grabs oder einen Ollie. Beeindruckende Kunststücke sind das, darunter Drehungen, Sprünge und etliche Tricks, die man beobachten kann, wenn man auf der Tribüne der Skateanlage am Hirschgarten Platz nimmt und den Skatern zusieht. Ein wenig vom Nervenkitzel der Skater schwappt auch zu den Zuschauern herüber, wenn man sieht, wie sie mit ihrem Board an der schmalen Kante eine „Bowl“ stehen und sich sogleich wagemutig, nahezu senkrecht nach unten stürzen, um wenige Augenblicke später auf der anderen Seite dieses großräumigen Beton-Pools wieder aufzutauchen. Schon immer galt es: „Skaten ist cool“. Und so umweht auch die Skater in der 2010 eröffneten Anlage am Hirschgarten der Hauch von Abenteuer und Waghalsigkeit. Daniel Haas (31) ist einer von ihnen. Trotz Verletzung am Zeh – die freilich vom Skateboarden kommt – lässt er es sich nicht nehmen, mit seinem Board durch die große, graue Beton-Schüssel (Bowl) zu rauschen und dann noch einen „Grap“ zu zeigen: Ein Trick, bei dem er sein Board im Sprung mit der Hand greift und zur Seite zieht. Dass Skaten aber mehr sein kann, als lässig auszusehen und einer coolen Szene anzugehören, stellt der 31-jährige Laimer unter Beweis. Seit Wiedergründung des Vereins im Jahr 2011, engagiert sich Daniel ehrenamtlich bei Skateboarding München e.V.

Ein Sprachrohr für die Skater

In mehrere Lager ist die Skateboard-Szene Münchens geteilt. Da gibt es auf der einen Seite die „Street-Fahrer“, die sich vor allem die Straße und die vorhandene Architektur zu Nutze machen: Treppen, Geländer oder Mauervorsprünge werden befahren und übersprungen. Anders sieht das bei den Skatern aus, die die Gegebenheiten in fertigen Anlagen ausschöpfen und hier ihre Tricks ausprobieren. Eines der Ziele von Skateboarding München sei es, die entzweite Skater-Szene in München zu einen und allen ein gemeinsames Forum zu bieten, erklärt Daniel. Dazu gehört auch, die Interessen gegenüber den Stadtvertretern und der Politik zu formulieren. „Es geht darum, ein Sprachrohr für die Skater gegenüber der Stadt zu sein“, so Daniel. Und vieles hat der Verein bereits in den Ratssitzen bewirkt. So unterstützt er etwa die Stadt München bei der Planung einer neuen Streetanlage am Ackermannbogen. Ideen und Konzepte der Münchner Skater wurden vom Gartenbaureferat ernst genommen und bilden nun den Grundstein für die neue Anlage. Aktuell bringt sich Skateboarding München bei der Planung einer neuen Anlage ein, die ins Gleisdreieck in Pasing kommen soll. In wenigen Wochen organisiert der Verein dazu einen Workshop, so dass Jugendliche vor Ort ihre Vorstellungen und Wünsche einbringen können. Wichtig ist den Skatern vor allem eines: Spritzbeton statt Fertigteile. Darin sind sich auch alle einig. So kommen dann auch Street-Skater auf den Geschmack in einem städtischen Skatepark zu fahren, wenn etwa Architektur nachgebaut ist und die Möglichkeit bietet, verschiedene Elemente zu befahren, wie dies in einem der neueren Streetparks am Feierwerk in der Hansastraße der Fall ist.

Dreißig Skateparks gibt es in München derzeit, die vielen Bedürfnissen der Münchner Skater gerecht werden. Eines aber fehlt: Ein Platz zum Überwintern.

München braucht eine Skatehalle

Eine eigene Arbeitsgruppe wurde bei Skateboarding München gegründet, die sich vor allem für die Schaffung einer Skatehalle einsetzt. Denn bei Kälte und Nässe nützen die bereits bestehenden Freiluft-Anlagen nur wenig. Seit 2006 gibt es für die vielen Skater in München keinen Winterplatz mehr, da nämlich wurde die Skatehalle geschlossen. Skateboarding München schrieb bereits Briefe an Oberbürgermeister Christian Ude und erwirkte einen „runden Tisch“, bei dem Stadtvertreter und Skater gemeinsam nach Lösungen suchen. Jüngst stellten nun einige SPD-Stadträte, darunter Verena Dietl und Beatrix Zurek, gemeinsam einen Antrag an die Stadtverwaltung, worin die Prüfung des Standorts „Eggenhalle“ an der Paul-Gerhardt-Allee für eine Skate- und Bikehalle gefordert wird.

Neben den tatkräftigen Bemühungen um die Schaffung einer Halle, setzt sich Skateboarding München aber auch für den Skater-Nachwuchs ein. Workshops und Kurse sowie Projekte an Schulen sind ein Beitrag der Skater für ein soziales Miteinander.

Soziales Engagement der Skater

Obwohl das Skateboardfahren ein Individualsport ist und daher nicht in der Gemeinschaft ausgeübt werden muss, birgt das Skaten viele Vorteile: „Man muss sich mit sich auseinandersetzen und auch mit Frustrationen zurechtkommen. Außerdem ist man im Skatepark nicht alleine. Man muss sich mit den anderen arrangieren“, erklärt Daniel. Über das gemeinsame Interesse finde man zusammen, meint er. Außerdem sei Skaten am Anfang schwierig, so dass gerade die Neulinge viel von den Erfahrenen lernen können. Die Vorbildfunktion für Jugendliche spiele eine große Rolle, meint auch Tobi Albertross (37), der Workshops mit Jugendlichen organisiert: „Über das Skaten kann man Werte vermitteln und Vorbild sein.“ Auch beim Thema Integration, könne das gemeinsame Skaten viel erreichen. „Wenn sie skaten, sind sie alle eins“, erklärt er.

Bürgerschaftliches Engagement – für die Skater ein wichtiges Thema. Ohne Ehrenamt würde sehr vieles im Land nicht funktionieren, stellt Daniel fest. Mit 13 Jahren hat er mit dem Skateboarden angefangen und damals selbst viele hilfreiche Tipps von Älteren bekommen. Heute will auch er seine Leidenschaft dazu nutzen, anderen zu helfen: „Skateboarden liegt mir sehr am Herzen und ich denke, dass man damit viel Positives erreichen kann.“ Über unterschiedliche soziale Milieus, verschiedene Herkunft und auch über jede Altersgrenze hinweg könne das Skaten eine Gemeinsamkeit sein. Mehr über Skateboarding München e.V. und die Standorte der Skateparks in München findet man www.skateboarding-muenchen.org im Internet.

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