Für viele Schulabgänger stellt sich aktuell die Frage: Was tun nach der Schulzeit? Egal ob Mittelschüler, Realschüler oder Abiturient – die Suche nach einem Ausbildungsplatz läuft bisweilen noch auf Hochtouren. Wer sich für eine Ausbildung im Handel interessiert, kann sich sicher sein: Langweilig wird es nie. Im Gegenteil: Die Berufsfelder sind abwechslungsreich und vielseitig. Aber auch, wer eine Alternative zum Studium sucht, ist im Einzelhandel genau richtig. ALDI SÜD und dm-drogerie markt bieten zum Beispiel eine Ausbildung zum Handelsfachwirt an. Beide Unternehmen möchten damit gezielt Abiturienten ansprechen. Und wer sich für eine Ausbildung zum Kaufmann/-frau im Einzelhandel oder zum Drogisten entscheidet, hat die Möglichkeit den Handelsfachwirt als Weiterbildung anzuhängen. Der Handel bietet für junge Menschen also eine gute Perspektive und gute Karrierechancen.
Im Rahmen unserer Sommergespräche haben sich der Münchner FDP-Chef und Landtagskandidat Daniel Föst mit Ralf Keckeis, Projektleiter Recruiting bei ALDI SÜD, und den beiden Gebietsleitern von dm-drogerie markt, Alexander Grundwald und Lucas Rehn, über den Reiz für junge Leute, eine Ausbildung im Handel zu machen, über schnelle Aufstiegschancen, den eigenen Werdegang im Handel und freie Ausbildungsplätze unterhalten.
Münchner SamstagsBlatt: Welche Ausbildungsberufe beziehungswiese Studienmöglichkeiten bieten Sie an?
Ralf Keckeis: Bei ALDI SÜD haben wir einige Ausbildungsmöglichkeiten. Als erstes natürlich Kaufmann/ Kauffrau zum Einzelhandel; dem vorgeschaltet ist der Verkäufer. Die weiteren Ausbildungsrichtungen sind zum einen die Fachkraft für Lagerlogistik, zum anderen die Bürokaufleute. Darüber hinaus haben wir noch zwei übergeordnete Ausbildungsrichtungen: den Handelsfachwirt und das duale Studium. Der Handelsfachwirt ist bei ALDI SÜD topaktuell und startet zum 1. September. Wir möchten hier Abiturienten ansprechen, die nicht studieren. Das duale Studium findet in Zusammenarbeit mit einer Fachhochschule statt und hat den Bachelor of Arts zum Abschluss.
Alexander Grundwald: Bei dm-drogeriemarkt bieten wir in unseren Filialen die Ausbildung zum Drogisten an. Des Weiteren gibt es auch die Ausbildung beziehungsweise Weiterbildung zum Handelsfachwirt. Wir kooperieren mit der Alanus Hochschule in Bonn, weil bei uns auch Kunstaspekte und menschliche Aspekte, also das Ganzheitliche, im Vordergrund stehen.
Lucas Rehn: Der Handelsfachwirt kann bei dm drogeriemarkt entweder an die Ausbildung zum Drogisten angeschlossen oder direkt nach dem Abitur begonnen werden. Dann ist es eine verkürzte Ausbildung. Auch wir bieten das duale Studium in Zusammenarbeit mit einer dualen Hochschule und dem Abschluss Bachelor of Arts an. Des Weiteren gibt es den relativ neuen Studiengang an der Alanus Hochschule „Wirtschaft neu denken“, der auch auf eine ganzheitliche Ausbildung abzielt mit sehr vielen Praxisvorträgen, auch aus der Wirtschaft. Das ist ein Konzept, das sehr eng mit dem Unternehmen ausgearbeitet wurde.
Daniel Föst: Mit der Ausbildung zum Handelsfachwirt haben die jungen Menschen dann auch Zugang zu den Universitäten. Das ist durchaus attraktiv. Der Handelsfachwirt ist ja auch deshalb großartig, weil er eine gute Alternative zum Studium ist. Man kann damit nach der Ausbildung sehr viel machen. Stichwort: zweiter Bildungsweg. Diese Möglichkeit wird ohnehin oft vernachlässigt.
Wie viele Auszubildende haben Sie aktuell in Ihren Unternehmen?
Ralf Keckeis: Wir haben bei ALDI SÜD über 4000 Auszubildende im Unternehmen und stellen im Jahr 1800 bis 2000 junge Menschen neu ein. Insofern sind wir ein großes Pfund in den Ausbildungen, auch bei den IHKs. Wenn man alle Ausbildungsberufe zusammen nimmt, ist der Einzelhandel der größte Posten. Wer also eine Ausbildung im Einzelhandel macht, geht nicht in eine Nische sondern befindet sich in einer Top-Position, denn Dienstleistung hat Zukunft.
Alexander Grundwald : Unser Ziel ist es, in jeder Filiale mindestens drei Auszubildende zu haben. Das sind bei unseren 1400 Filialen bundesweit auch dementsprechend viele Lernlinge, wie die Auszubildenden bei uns heißen. Wir streben jedes Jahr an, über 1000 neue Lernlinge am 1. September einzustellen. Das ist uns bisher immer gelungen.
Was macht für Sie den Reiz des Handels aus?
Daniel Föst: Ein Beruf im Handel ist sehr sexy. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, weil ich 1997 selbst im Handel gelernt habe. Ich stamme aus einem Möbelhandelsunternehmen und habe lange im Handel gearbeitet. Mittlerweile bin ich selbstständig und berate Klein- und Kleinstunternehmen. Im Handel hat man Aufstiegschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten wie sonst selten in einem Ausbildungsberuf. Es gibt rund um die Uhr neue Aufgaben, neue Themen, neue Herausforderungen und ständig neue Problemstellungen, die es zu lösen gilt. Das ist spannend. Zudem hat man immer mit Leuten zu tun. Die Ausbildungsplatzsuchenden, die eine Perspektive erwarten und die einen gewissen Ehrgeiz an den Tag legen, sind im Handel bestens aufgehoben, weil Leistung sehr schnell honoriert wird. Auch dass man sehr schnell Führungsverantwortung hat, finde ich großartig. Im Handel stehen alle Türen offen. Es gibt viele Argumente für eine Ausbildung im Handel
Ralf Keckeis: Das Spannende am Handel ist die Komplexität und die Vielschichtigkeit. Eine Ausbildung im Handel ist abwechslungsreich mit tollen Karriereperspektiven. Man kann sich richtig durchlässig von unten nach oben durcharbeiten. Wir erwarten allerdings auch eine profunden Einsatz und ein gutes Engagement, was wir aber auch dementsprechend übertariflich und überdurchschnittlich vergüten. Beides gehört bei ALDI SÜD zusammen: eine tolle Leistung und ein tolles Gehalt. Damit kann man junge Leute motivieren, auch weil sie eine Perspektive haben und in einem Unternehmen mit Zukunft arbeiten. „Zukunft ist unser bestes Angebot“ lautet nicht umsonst unser Motto.
Eine Ausbildung im Handel bietet zudem auch attraktive Freizeitmodelle – eben gerade auch durch die Arbeitszeiten. Das Positive ist doch, dass man zu Zeiten frei hat, wenn andere arbeiten müssen. Unsere Zeitmodelle sind durchaus attraktiv – gerade für junge Menschen.
Herr Grundwald, Herr Rehn, Sie haben beide bei dm-drogerie markt eine Ausbildung gemacht beziehungsweise studiert.
Lucas Rehn: Das stimmt, ich habe bei dm das duale Studium absolviert. Ich habe vor und nach dem Abitur schon bei einem anderen Handelsunternehmen gearbeitet. Dort wurde ich auf das duale Studium aufmerksam. Ich wollte einfach etwas Praxisnahes machen und nicht einfach nur reine Theorie pauken. Auch der Kontakt zu Menschen war ausschlaggebend. Im Ausbildungskonzept bei dm steht der Mensch im Mittelpunkt und das hat mich sehr angesprochen. Das Studium an sich hat drei Jahre gedauert – immer im Wechsel drei Monate an der Uni, drei Monate im Betrieb. Da war ich dann immer in unterschiedlichen Filialen und in der Zentrale. Im Anschluss an mein Studium habe ich dann drei Jahre lang selbst eine Filiale geführt. Jetzt bin ich 27 Jahre alt und als Gebietsverantwortlicher für 19 dm-Filialen in München verantwortlich.
Alexander Grundwald: Ich persönlich habe erst die Ausbildung zum Drogisten gemacht und dann den Handelsfachwirt. Das Ausbildungskonzept bei dm baut auf drei Säulen auf: Filiale, Berufsschule und Abenteuer Kultur – ein achttägiger Workshop, der von Künstlern und Schauspielern unterstützt wird. Am Ende gibt es immer eine Präsentation, bei der Freunde, Familie und Filialkollegen dabei sind. Davon bin ich großer Fan. Ich bin 26 Jahre alt und ebenfalls als Gebietsverantwortlicher für die Münchner dm-Filialen zuständig. Wir haben zudem ganz viele junge Filialleiter mit Führungsverantwortung, die zuerst die Ausbildung zum Drogisten gemacht haben, sehr engagiert waren und dann ein bis zwei Jahre in Stellvertreterfunktion waren. Heute, mit Anfang 20, leiten sie ihre eigene dm-Filiale.
Lucas Rehn: Das Feedback der Lernlinge auf den Kultur-Workshop ist immer wahnsinnig positiv. Natürlich sind vorher auch Berührungsängste da, weil die jungen Leute vorher in der Regel noch nie auf einer Bühne standen. Aber im Nachhinein werden sie dadurch viel selbstbewusster und offener. Das hat natürlich auch Vorteil im Umgang mit den Kunden. Sie lernen etwas für das Alltagsgeschäft, weil sie etwas für sich und ihre Persönlichkeit mitnehmen, das sie auch im Alltag brauchen können.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten erwarten Jugendliche in Ihren Unternehmen?
Ralf Keckeis: Bei ALDI SÜD beginnt das Ganze praktisch schon in der Ausbildung, genauer gesagt am Ende des 3. Lehrjahres mit unserem Projekt „Azubis leiten eine Filiale“. Das Ganze zeigt eigentlich schon die Richtung auf, in die wir mit unseren Azubis gehen: junge Leute in möglichst kurzer Zeit zur Filialführung heranzubilden. Bei ALDI SÜD hat dieses Programm auch einen Namen: Filialführungsnachwuchs. Das Programm dauert einige Jahre, aber man kann bereits mit Mitte 20 eine Führungsposition erreichen, führt also selbst Mitarbeiter und wird selbst zum Ausbilder. Damit schließt sich dann praktisch der Kreis – vom Azubi zum Ausbilder. Das Wissen, das man sich während seines doch relativ kurzen Arbeitslebens angeeignet hat, kann man gleich taufrisch weitergeben.
Lucas Rehn: Bei dm-drogerie markt haben wir mit unseren Lernlingsfilialen ein ähnliches Programm. Aktuell gibt es knapp 40 Lernlingsfilialen in Deutschland, die aktiv von den Auszubildenden geleitet werden. Was beim Handwerk am Ende der Ausbildung das Gesellenstück ist, ist bei uns die Lernlingsfiliale. Grundsätzlich übernehmen wir auch all unsere Lernlinge.
Ralf Keckeis: Wichtig ist, dass die jungen Menschen lernen, Entscheidungen zu treffen. Auch wenn es einmal die Falsche ist. Daraus kann man nur lernen. Wer hat von uns noch nie einen Fehler gemacht?
Daniel Föst: Solche Filialen, die ausschließlich von Azubis geleitet werden, sind eine tolle Sache. Man wächst schließlich mit den Aufgaben. Es ist großartig, dass junge Leute so eine Möglichkeit bekommen.
Wie versuchen Sie, junge Menschen für eine Ausbildung im Handel zu gewinnen?
Ralf Keckeis: Wir veranstalten bei ALDI SÜD unter anderem regelmäßig Praxistage. Hierzu sind nicht nur die Schüler, sondern auch Lehrer und am Ende des Tages auch die Eltern eingeladen. Gerade für die Eltern ist es doch ganz wichtig, dass sie wissen, wo ihre Kinder in die Lehre gehen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn ich bin selbst Vater von drei Söhnen. Deshalb ist es bedeutend, dass Eltern Kontakt zum Ausbildungsbetrieb haben und ALDI SÜD nicht nur vom Einkaufen kennen, sondern auch wissen, wer hinter dem Ganzen steht. Zudem kommt noch hinzu: ALDI anschauen und ALDI machen sind zwei Paar Stiefel. An einem Praxistag wird auch die Komplexität des Ausbildungsberufes sichtbar. Zudem haben die die Schüler die Möglichkeit, sich selbst mit unseren Azubis zu unterhalten. Das wird sehr gerne angenommen.
Lucas Rehn: Wir laden die Eltern zu einem Lernlingsbegrüßungstag in die dm-Filiale ein, damit nicht nur die Lernlinge sondern auch Eltern und Familie die Möglichkeit haben, hinter die Kulissen zu schauen. Für die Eltern ist es einfach wichtig, zu wissen und zu sehen, wo ihr Sohn oder ihre Tochter die Ausbildung anfangen wird. Das schafft ein gutes Verhältnis.
Gibt es in Ihren Unternehmen noch freie Ausbildungsplätze für dieses Jahr?
Alexander Grundwald: Wir sind immer noch fleißig am Suchen und haben noch offene Stellen zum 1. September in München und Umgebung.
Lucas Rehn: Wer Interesse an einer Ausbildung bei dm hat, kann sich grundsätzlich über die Filialen oder die Zentrale bewerben. Die Stellen sind aber auch auf unserer Homepage ausgeschrieben.
Ralf Keckeis: Auch wir haben noch Ausbildungsstellen offen. Bei Interesse sollen die jungen Menschen einfach kurzfristig mit uns Kontakt suchen – entweder die Bewerbung für die Ausbildung zum Kaufmann / Kauffrau im Einzelhandel in der Filiale abgeben oder an die Zentralverwaltung schicken. Und was den Handelsfachwirt angeht: die Abiturzeugnisse sind ja mittlerweile verteilt. Viele Träume haben sich nicht erfüllt. Die Frage ist, was mache ich nun? Da können wir von ALDI SÜD sagen: Wir sind da und bieten die Möglichkeit ab 1. September den Handelsfachwirt zu beginnen. Das ist unsere Botschaft an die nichtstudierenden Abiturienten. Wir haben auch hier noch offene Stellen. Auch auf unserer Homepage kann man sich bewerben. Zudem haben wir auch sehr hohe Übernahmequoten. Das ist auch eine Perspektive, die man nicht unterschätzen sollte.
Unsere Abschlussfrage: Sie haben die Aufgabe, 30 Schulkinder durch die Münchner Innenstadt zu führen. Mit wem der Anwesenden könnten Sie sich das vorstellen?
Daniel Föst: Etwas konstruiert würde ich sagen: mit allen hier am Tisch. Ich bin ein großer ALDI-Fan, weil ich es Wahnsinn finde, was die Albrecht-Brüder aufgebaut haben. Und bei dm finde ich den Kulturaspekt der Ausbildung unglaublich interessant. Deshalb würde ich alle mitnehmen und sobald die Kinder abgeliefert sind, gehen wir ins Hofbräuhaus.
Ralf Keckeis: Da muss ich dann natürlich auch antworten: mit allen. Aber es ist tatsächlich so. Gerade auch weil ich das Gefühl habe, dass wir die gleiche Denkart und die gleiche Richtung haben.
Lucas Rehn: Ich fände es grundsätzlich auch interessant mit allen unterwegs zu sein, weil es vom Interessenschwerpunkt in die gleiche Richtung geht.
Alexander Grundwald: Auch ich würde den Kollegen von ALDI, Herrn Keckeis, mitnehmen und den Herrn Föst. Einfach um sich gemeinsam noch besser auszutauschen. Natürlich dürfen wir dabei auch die Kinder nicht vergessen.
Wer sich für eine Ausbildung bei ALDI SÜD und bei dm-drogerie markt interessiert bekommt im Internet weiter Informationen unter: karriere.aldi-sued.de und http://www.dm.de/de_homepage/arbeiten-und-lernen.
Was meinen Sie zu den Chancen im Einzelhandel? Schreiben Sie uns Ihre Meinung per Mail an leser@muenchenweit.de oder per Post an Wochenanzeiger Medien GmbH, Redaktion, Fürstenrieder Str. 11, 80687 München.
Verscherbeln wir unser Tafelsilber? Unser nächstes Sommergespräch beschäftigt sich mit der Privatisierung kommunaler Güter. Mit dabei: Josef Schmid, Alexander Reissl, Thomas Schmatz, Florian von Brunn und Andreas Lorenz. Lesen Sie mehr in unserer Mittwochsausgabe!