Veröffentlicht am 04.07.2013 12:10

Initiative für lebenslange Mobilität

Ronald Künemund aus Dietramszell macht sich gar keine Sorgen, was die Sicherheit bei Mitfahrten anbelangt: „Ich habe schon oft Schüler und andere Leute mitgenommen und dabei nur positive Erfahrungen gemacht. Man lernt auch tolle Menschen kennen.” (Foto: E.S.)
Ronald Künemund aus Dietramszell macht sich gar keine Sorgen, was die Sicherheit bei Mitfahrten anbelangt: „Ich habe schon oft Schüler und andere Leute mitgenommen und dabei nur positive Erfahrungen gemacht. Man lernt auch tolle Menschen kennen.” (Foto: E.S.)
Ronald Künemund aus Dietramszell macht sich gar keine Sorgen, was die Sicherheit bei Mitfahrten anbelangt: „Ich habe schon oft Schüler und andere Leute mitgenommen und dabei nur positive Erfahrungen gemacht. Man lernt auch tolle Menschen kennen.” (Foto: E.S.)
Ronald Künemund aus Dietramszell macht sich gar keine Sorgen, was die Sicherheit bei Mitfahrten anbelangt: „Ich habe schon oft Schüler und andere Leute mitgenommen und dabei nur positive Erfahrungen gemacht. Man lernt auch tolle Menschen kennen.” (Foto: E.S.)
Ronald Künemund aus Dietramszell macht sich gar keine Sorgen, was die Sicherheit bei Mitfahrten anbelangt: „Ich habe schon oft Schüler und andere Leute mitgenommen und dabei nur positive Erfahrungen gemacht. Man lernt auch tolle Menschen kennen.” (Foto: E.S.)

Unabhängig sein, die Freiheit genießen, überall und jederzeit mobil sein: Das sind Sehnsüchte, die wohl die meisten Menschen haben und viele mit dem Besitz eines Autos verbinden. Doch die Realität sieht oft anders aus: Die Jungen können sich selten ein eigenes Auto leisten und sind auf das Fahrzeug der Eltern oder die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen, während die Generation 50plus nach wie vor einen starken Bezug zum Auto hat, die hohen Spritpreise jedoch zu bedenken geben. Hochbetagte Senioren hingegen fallen aus beiden Kategorien raus, denn die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist für sie mit großen Anstrengungen verbunden, selber fahren oftmals nicht mehr möglich.

Eine mögliche Lösung dieser Probleme bietet nun eine neue Initiative des ADAC, die regionale Mitfahrbörse „moveplus“, die vergangene Woche als Pilotprojekt in den Großräumen München und Köln/Bonn startete. Die Plattform ging bereits im Mai testweise online und läuft stabil. Getragen wird die neue Mitfahrbörse vom Generationen Netzwerk für Deutschland e.V. (GND) und seinem Internetportal „GENERATIONplus“. Diese vom ADAC initiierte Interessenplattform richtet sich vor allem an ältere Menschen, die aktiv und viel unterwegs sind. Sie folgt der Überzeugung, dass jeder ein Leben lang das Recht auf uneingeschränkte Mobilität hat. Neben dem Service einer herkömmlichen Mitfahrzentrale wird auch der Netzwerkgedanke einer aktiven Nachbarschaftshilfe gefördert.

Kostenlos suchen oder anbieten

Das Prinzip ist simpel: Auf der leicht bedienbaren Internetseite www.moveplus.de können Interessierte Fahrgelegenheiten für kurze Strecken suchen oder anbieten und so untereinander Vereinbarungen treffen. Hierfür muss man sich einmalig mit seinen Daten registrieren, anschließend kann man sich jederzeit mit seiner E-Mail-Adresse und einem selbstgewählten Passwort anmelden. Das Angebot richtet sich an jeden, nicht nur an ADAC Mitglieder. Die Nutzung der Plattform ist kostenlos, jedoch bleibt es den Fahrern vorbehalten, ob sie eine Beteiligung des Mitfahrers am Spritpreis wünschen. „Das ganze soll fair vonstatten gehen und nicht zu kommerziellen Zwecken genutzt werden. Darauf haben wir natürlich ein Auge“, betont Robert Sauter, Vorstand GND e.V. Neben Einzelfahrten besteht auch die Möglichkeit, eine nachbarschaftliche Fahrinitiative für Busse zu suchen oder anzubieten. „Auf diese Weise können Mobilitätslücken, die es vor allem im Münchner Umland gibt, geschlossen werden“, hofft Sauter. Praktisch wäre dies vor allem in Ortschaften, in denen öffentliche Verkehrsmittel nur stündlich oder seltener fahren.

Generationsübergreifend

„Die Mitfahrbörse ist, trotz der Hautzielgruppe 50plus, generationsübergreifend geplant“, erklärt Robert Sauter. „Wenn ein Pendler den Schüler von nebenan mit in die Stadt nimmt, ist das nicht nur entlastend für die Umwelt, sondern bringt auch einen sozialen Aspekt mit sich.“ Dies bestätigte auch „moveplus”-Nutzer Roland Künemund aus Dietramszell, der beim Projekt „Lebensqualität durch Nähe“ mitwirkt: „Wir versuchen durch Arbeitskreise die Infrastruktur und Kultur in Dietramszell anzukurbeln. Ich habe häufig Schülern eine Mitfahrgelegenheit nach München angeboten. Es war sehr interessant junge Leute kennen zu lernen, vor allem ihren Musikgeschmack“, lacht Künemund, der für den Arbeitskreis Tourismus und Gastronomie sowie Kultur und Vereine zuständig ist. Ihm sei die Schwierigkeit aufgefallen, private Netzwerke zu organisieren: „Die Leute kommen oftmals nicht mal zur Bushaltestelle, weil diese zu weit weg ist. Die offizielle Plattform 'moveplus' zeigt den Bedarf von nebenan. So wurde mir erst klar, dass viele Nachbarn den gleichen Weg haben wie ich. Warum also nicht gemeinsam fahren?“

Auch Gemeinderätin Waltraud Bauhof, die den Arbeitskreis Senioren und Familie übernommen hat, ist begeistert: „Die Initiative des ADAC kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben eine Buslinie beantragt, die jedoch abgelehnt wurde.“ Die Plattform ist auch ein Hoffnungsträger für viele betagte Menschen, denn eine Mitfahrgelegenheit erspart ihnen aufwändige Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, Einkaufen oder Arztbesuche können auf diese Weise bequem erledigt werden. Die sozialen Kontakte, die dabei entstehen, wirken effektiv der Alterseinsamkeit entgegen.

Starke Partner

Als Kooperationspartner hat sich der ADAC das Bayerische Rote Kreuz (BRK) und die Landesbausparkasse (LBS) ins Boot geholt. „Wir unterstützen die Initiative, weil es uns am Herzen liegt, dass der Einzug ins Altersheim vermieden wird und Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden wohnen können“, erklärt Leonhard Stärk vom BRK. „Die Mobilität von Alten und Pflegebedürftigen spielt dabei eine entscheidende Rolle.“ Im Rahmen der neuen Mitfahrbörse bietet das BRK gegen einen Preisaufschlag auch Betreuungsleistungen beim Transport an. Dominik Müller von der LBS freut sich ebenfalls über die neue Kooperation, da durch diese Zusammenarbeit „auch die Mobilitätslücken für LBS-Kunden im Münchner Umland geschlossen werden.“ Diese seien eine schnell wachsende Gruppe, da sich die Menschen aufgrund steigender Mietpreise zunehmend außerhalb Münchens orientieren. Zudem werde „die gelebte Nachbarschaft gefördert”, was durchaus auch im Sinne der LBS sei.

Weitere Unterstützung erfährt 'moveplus' durch Thomas Bily, Gründer und Vorstand der Seniorbook AG mit Sitz in München. Die Internetplattform, die ältere Menschen miteinander verbinden und ein zukunftsweisendes Bild vom Älterwerden fördern möchte, weist genau die benötigte Zielgruppe auf. „Die Mitfahrbörse ist eine vernünftige Sache und wir werden helfen, diese neue Initiative über Seniorbook unter die Leute zu bringen“, so Bily.

Ausbau geplant

Zwei Themen warfen jedoch Fragen auf: die Sicherheit bei der Mitfahrt und der oft nicht vorhandene Internetanschluss bei älteren Menschen. Robert Sauter weist darauf hin, dass bei Mitfahrbörsen eine 100-prozentige Sicherheit nicht garantiert werden könne. Als Mitfahrer sei man über die Haftpflicht versichert, wer keine habe oder auf Nummer sicher gehen wolle, könne sich auf der Internetseite ein Versicherungsformular herunterladen. Was die Inhalte auf www.moveplus.de anbelange, prüfe ein „Watchman“ die Inserate sowie deren Formulierungen. „Durch die Registrierung liegen dem ADAC die Daten der Fahrer und Mitfahrer vor, die bei Fehlverhalten auch gemeldet werden können“, erklärt Sauter. Die Nummer der Servicehotline für Anregungen und Beschwerden lautet 01801 556575 (3,9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz, max. 42 Cent pro Min. aus Mobilfunknetzen).

Aber was ist mit denjenigen, die gar kein Internet haben und gerne eine Mitfahrgelegenheit in Anspruch nehmen würden? „Hier setzen wir sehr stark auf bürgerliches Engagement und die Jungen, die sich für Eltern, Großeltern oder Nachbarn nach einer Mitfahrmöglichkeit erkundigen. Außerdem hoffen wir, dass sich Tablet PCs im Laufe der nächsten Zeit mehr durchsetzen. Diese kleinen Computer sind sehr einfach zu bedienen, so dass auch Ältere spielend leicht den Umgang erlernen können“, so Sauter.

Verbesserungen sind also durchaus noch möglich, an denen laut GND-Vorstand auch gearbeitet werde. Die Idee der lokalen Mitfahrbörse ist jedoch gut wie lobenswert und weist viel Potenzial in Richtung Umweltschutz und Nachbarschaftshilfe auf, so dass der ADAC optimistisch in die Zukunft blickt: „Sollte unser Pilotprojekt Erfolg haben, planen wir den schrittweisen Ausbau der Börse und die Vernetzung in ganz Deutschland“, erklärt Rudolf Vogler, Pressestelle ADAC Südbayern.

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