Veröffentlicht am 15.06.2013 00:00

Künstlerischer Kampf um Verständnis

Künstlerischer Kampf um Verständnis (Foto: red)
Künstlerischer Kampf um Verständnis (Foto: red)
Künstlerischer Kampf um Verständnis (Foto: red)
Künstlerischer Kampf um Verständnis (Foto: red)
Künstlerischer Kampf um Verständnis (Foto: red)

Im Dezember 2012 hat der H-Team e.V. dazu aufgerufen, künstlerische Arbeiten zum Thema „Messie“ zuzusenden. Teilnehmen konnte jeder, Betroffene, Angehörige, Künstler und der sich davon angesprochen fühlte. Insgesamt sind 119 Werke aus dem In- und Ausland (U.S.A, Schweiz, und Österreich) von 65 Künstlerinnen und 34 Künstlern eingereicht worden. 14 KünstlerInnen haben die Chance genutzt, mehrere Kunstformen zu bedienen. Vertreten sind Malerei, Fotografie, Fotografie, Objekte/Installationen, Vorzutragende Literatur, Dichtung, Kurzgeschichte, Comics, Kurzfilm, Musik. Am 20 Juni, wird nun der H-Team Künstlerpreis 2013 an sieben Künstler und Künstlerinnen vergeben.

„In jedem von uns steckt ein Messie”

Die Mitglieder der Preisjury, bestehend aus Dr. Bärbel Kopplin, Kuratorin der Sammlung HypoVereinsbank, Kurator Dr. Elmar Zorn, Anita Keller, Geschäftsführerin Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V., Peter Peschel, Geschäftsführer H-Team e.V. und Kommunikationsdesignerin Sandra Zeman, haben sich jede Arbeit angesehen und bewertet.

Auf die Frage „Wie erklärt sich der Brückenschlag vom Messie-Syndrom zur Kunst?“ antwortet Jurymitglied Dr. Elmar Zorn: „Viele künstlerische Vorgehensweisen, wie das ungebremste Sammeln und Bewahren von Erinnerungen und Materialien sind denen der Messies sehr ähnlich. Sie sind der Kunst nahe und umgekehrt diese ihnen. Die Künstler lassen einen spüren, dass dieses Thema alle angeht. In jedem von uns steckt ein Messie, in jedem Künstler, jedem Betrachter und jedem Kurator.“

Ein „Freak” aus Plastiktüten

Zu den Gewinnern zählt unter anderem das Objekt „Freak“. Das Gerüst des „Freak” ist aus Drahtgeflecht geformt. In jede Masche des Geflechts wurde ein Streifen einer zuvor zugeschnittenen Plastiktüte verknüpft. Insgesamt wurden für die ca. 13.000 Maschen etwa 350 Plastiktüten verarbeitet. Die Skulptur, eine Art Ungeheuer, ist 165 Zentimeter hoch und 150 Zentimeter breit und wirkt auf den ersten Blick wie ein skurriles Monster. Erst wenn man sich der Figur nähert, entdeckt man, dass das weit geöffnete Maul den Blick auf ein ``inneres`` Wesen freigibt, welches im Kontrast zu dem äußeren Eindruck steht.

„Messies sind gewissermaßen die neuen 'Freaks', die unsere Gesellschaft gleichermaßen faszinieren und erschrecken. Sie werden in den Medien zur Schau gestellt wie früher Menschen mit Behinderung auf Jahrmärkten und in Freakshows. Der Mensch 'dahinter' interessiert in der Regel nicht. Die Plastiktütenstreifen sind eine Anspielung auf den Messie in uns. Denn gerade Plastiktüten, die Überreste unserer modernen Konsumbeutezüge, finden sich in vielen normalen Haushalten zu absurden Mengen angehäuft“, so die Künstlerin Naomi Lawrence.

Den ersten Platz erhielt die Arbeit der Berliner Fotografin Fara Phoebe Zetzsche. Die Künstlerin begleitet seit 2009 eine Familie mit Messie-Syndrom. „Das zuständige Jugendamt ist mit der Situation überfordert. Dort fehlt das dringende Verständnis, dass der Satz 'die sollen erstmal aufräumen' nicht weiterhilft“, so Zetzsche.

Ausstellung bis 18. August

„Für die Juroren war es keine leichte Aufgabe und zugleich eine große Herausforderung“, so Torsten Sowa vom H-Team. „Alle eingereichten Werke hätten meiner Ansicht nach einen Preis verdient“, bestätigt Jurymitglied Peter Peschel und ergänzt: „Ich bewundere jeden einzelnen Künstler, mit welcher Kreativität und Ideenvielfalt er an das nicht einfache Thema herangegangen ist.”

Am Donnertag, 20. Juni, erhalten alle sieben Künstler im Rahmen der Ausstellungseröffnung ihren Preis von der Jury überreicht. Schirmherr Gerhard Schmitt-Thiel wird die Veranstaltung moderieren.

Die eingereichten Kunstwerke werden im Anschluss bis einschließlich Sonntag, 18 August, beim H-Team e.V. (Plinganserstraße 19) zu sehen und zu erwerben sein. Gegen eine Spende erhält man einen Ausstellungskatalog.

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