„Warum macht ihr die Brücke kaputt?” fragte der zehnjährige Michael, der am Wochenende an der Westendbrücke vorbeiradelte. Projektleiter Martin Spornraft von der Autobahndirektion Südbayern erklärte es ihm wie einigen anderen Passanten, die den Abbruch der ersten Hälfte des Bauwerks verfolgten: Eine Sanierung der 40 Jahre alten Brücke wäre zwar machbar, sie wäre aber zu teuer und würde zu lange dauern. Daher hatte man sich zum Abriss entschlossen. Der gestaltete sich als ebenso lärmintensiv wie spektakulär - Björn Glass, der Geschäftsführer der Fa. Glass, die für den Brückenneubau verantwortlich ist, machte sich vor Ort selbst ein Bild davon: „Das ist eine spannende Sache”, meinte er zu dem Abbruch, „viel spannender als der Neubau!”
Damit die schweren Abbruchmaschinen ungestört arbeiten konnten, musste die Lindauer Autobahn, die die Brücke überspannt, am Freitag ab 23 Uhr komplett gesperrt werden. Entsprechend viel Geduld war von den Autofahrern gefordert. In der Fürstenrieder Straße kam es am Samstag zu erheblichen Stockungen, in der Ehrwalder Straße stauten sich die Autos in beiden Richtungen auf der gesamten Länge. Die Brücke selbst blieb aus Sicherheitsgründen gesperrt, die Westendstraße abgeriegelt. Der Parkplatz am Rosengarten und Albertinum war während des Abbruchs nicht erreichbar.
Martin Spornraft zeigte sich zufrieden mit dem reibungslosen Ablauf. Bis zum Montag morgen wurde ununterbrochen gearbeitet. Schon die Koordination im Vorfeld war aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten nicht einfach gewesen: Die Autobahndirektion etwa war für die Sperrung der Autobahn zuständig, die Westendstraße hingegen musste die Stadt sperren. Die Blockade hatte die Stadt indes genutzt, um die Abfahrtsrampe vom Mittleren Ring zur Autobahn neu zu asphaltieren.
Am Wochenende wurde indes nur die Osthälfte der Brücke abgebrochen. 1.600 Kubikmeter Schutt fielen an, der ab Samstag mittag abtransportiert wurde. Der Stahl wird wiederverwertet, ebenso der Beton. Er wird geschreddert und als Füllmaterial verwendet. Wie geplant konnte am Montag in den frühen Morgenstunden die Autobahn wieder für den Verkehr freigegeben werden.
Anfang Juli sollen nun die neuen Brückenteile eingesetzt werden. Erst danach kann die Westhälfte der alten Brücke (hier verläuft u.a. eine Gasleitung) abgerissen werden.
Die Autobahndirektion Südbayern zeigt auf ihrer Internetseite alle zwei Minuten ein aktuelles Webcam-Bild von der Westendbrücke .