Seit März 2012 versorgt das Regionalwerk Würmtal (RW) Kunden in der Region Gauting, Planegg und Krailling mit Strom, mittlerweile sind es bereits 1.750. „Der Kundenzustrom ist sagenhaft hoch“, meint Pressesprecherin Charlotte Rieboldt. „Das freut uns sehr. Das erste Betriebsjahr hätte nicht erfolgreicher verlaufen können.“ Aktuell besitzt E.ON Bayern noch das Stromnetz, durch das der Regionalstrom zu den Kunden gelangt. Ab Anfang dieses Jahres sollte das Netz in den Händen des RW sein. Nun sorgt allerdings eine E.ON-Klage gegen die rechtmäßige RW-Konzession für Wirbel.
„Alle Stromanbieter müssen dem Netzbesitzer Durchleitungsgebühren zahlen. Der Netzbetreiber selbst erhält für seinen Aufwand an Instandsetzung und Investitionen in das Netz ein entsprechend auskömmliches Netzentgelt. Das ist einer der Gründe, warum die Gründungsgemeinden des Regionalwerks den Schritt in die kommunale Energieversorgung gewagt haben“, erklärt Rieboldt.
Die Gesetzeslage sei nun recht eindeutig. „Wenn der Altnetzbesitzer die Konzession nicht mehr wiedererlangt, ist er verpflichtet, das Netz an seinen Nachfolger abzugeben.“ E.ON fechtet mit seiner Klage das angeblich wenig transparente Vorgehen bei der Konzessionsvergabe durch die drei beteiligten Gemeinden an. Hier sehe E.ON unrechtmäßige Absprachen, so der Unternehmenskommentar. Außerdem halte das Energieunternehmen die Erfolgsgarantien durch die am RW beteiligten Stadtwerke München für unzulässig.
„Nach Gesetzeslage kann uns E.ON das Netz nicht abspenstig machen, aber mit dieser Taktik unsere eigentlichen Geschäftsideen, nämlich eine regionale Energiepolitik zu entwickeln und umzusetzen, verzögern“, bedauert Rieboldt. Neben der Behinderung des RW sei allerdings auch eine Verunsicherung der Kunden Ziel der Klage.
RW-Geschäftsführer Heinz-Leo Geurtsen ist die Klagethematik vertraut, denn das Würmtaler Werk ist bereits das dritte seiner Art, das er von Anfang an betreut. Die zwei anderen betreiben inzwischen ihre Stromnetze in eigener Regie, nachdem sie ähnliche Verzögerungstaktiken hinnehmen mussten. „Der Gesetzgeber will den Wettbewerb um die Netze und dabei ist ein möglicher Wechsel der Netzinhaber schlicht und einfach der Normalfall. In Bayern ist das Regionalwerk Würmtal ein Präzedenzfall. Viele Kommunen, die ähnliches planen, werden sich das Verhalten der E.ON und den Ausgang der Klageverfahren genau ansehen“, so Rieboldt.
Die Wechselbereitschaft zum Regionalwerk ist zum Glück ungebrochen hoch. „Die Energieversorgung der bestehenden Kunden, aber auch derjenigen, die in den kommenden Wochen zum Regionalwerk Würmtal wechseln wollen, ist absolut sicher und wird durch die angekündigten Klagen der E.ON in keiner Weise in Frage gestellt.“