Normalerweise steht Bronze an dritter Stelle, bei den Schülern des Kunst-Seminars am Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering kommt „Bronze auf Platz eins“. Dieses Motto hatten die Schüler jedenfalls bei der Kunstvernissage in großen Buchstaben auf die Tafel geschrieben. Eineinhalb Jahre lang haben die neun Schüler mit Kunstlehrer Andreas Feiber im Rahmen ihres Praxis-Seminars an ihrem Projekt „Bronzeguss in aktuellem Gesicht“ gearbeitet. Das Ergebnis stellten sie im Rahmen einer Ausstellung vor.
Auf neun Stelen standen die etwa faustgroßen Bronzegüsse. Da gibt es eine im Stil der Etrusker mit Patina überzogene Büste neben einem goldglänzenden Totenschädel, ein zierlicher Frauenkopf neben einem kräftigen Männergesicht. Auf Stellwänden hatten die Schüler die einzelnen Arbeitsschritte mit Text und Foto demonstriert und darüber hinaus hat jeder noch ein persönliches Portfolio angefertigt, in dem sein Projekt beschrieben wurde. „Die intensive Arbeit und Mühe hat sich gelohnt, die Bronzeplastiken werden immer eine Erinnerung an die schöne Zeit bleiben“, meinte eine Schülerin. Die künstlerische Beschäftigung hat den Gymnasiasten aber auch die Mühsal eines Künstlerlebens vor Augen geführt. „Ich hätte nicht gedacht, wie viel Arbeit hinter so einem Bronzeguss steckt“, sagte Lisa Heller. Für sie ist im Seminar klar geworden, dass sie Kunst „definitiv nur als Hobby“ ausüben möchte.
Zufrieden mit seinen Schülern war Kunstlehrer Andreas Feiber. Er wollte mit dem Projekt nicht nur die Kreativität der Jugendlichen ansprechen, sondern auch ihr Wissen verbessern. „Überall im städtischen Raum stehen Bronzegüsse“. Kaum jemand wisse aber, wie diese hergestellt werden beziehungsweise, dass es sich bei allen um Hohlgüsse handele. Und noch etwas: „Vielleicht wird ja der eine oder andere Schüler später einmal in den Gemeinde- oder Stadtrat gehen und muss dann über Kunst am Bau entscheiden“. Da sei es sinnvoll, eine Ahnung über die aufwändige Herstellung zu haben.
Eine Vielzahl an Arbeitsschritten mussten bewältigt werden, bis der fertige Kopf endlich aufgestellt werden konnte. Zuerst wurden die Köpfe skizziert, dann ein Prototyp aus Plastilin geformt. Diesen ummantelten die Schüler mit Gips, der anschließend als dreiteilige Schale abgenommen werden konnte. Diese Negativform befüllten die Schüler dann mit Wachs. Anschließend wurden die Gipsschalen wieder entfernt. „Nun war ein identisches Abbild unseres Plastilinkopfs in Wachs entstanden“, erläuterten die Schüler. Den Bronzeguss selbst hat ein professioneller Bronzegießer während der Sommerferien übernommen. „Der Ofen muss 1000 Grad heiß sein. Aus Brandschutzgründen kann so etwas nicht in der Schule gemacht werden“, erklärte Feiber. Das Verfahren ist außerdem recht kompliziert. So wird die flüssige Bronze nicht einfach in die zuvor vorbereitete Form gegossen – das Ganze ist soll schließlich ein Hohlkörper werden - sondern zuerst werden verschiedene Gusskanäle angelegt, um die Masse gleichmäßig zu verteilen. „Wir waren natürlich alle auf die Ergebnisse gespannt“, sagte Feiber. Denn nicht immer gelingt der Guss. Bei einem Wachskopf war das Gewicht beispielsweise um zwei Drittel zu hoch. „Das ist aber gerade noch gut gegangen“, so Feiber und deutet stolz auf die knapp ein Kilo schwere Skulptur. Für die Schüler ist der Ausflug in die Künstlerwelt erst einmal vorbei. Sie müssen sich jetzt auf die Abiturprüfung im Frühjahr vorbereiten.