Es gab das ganze Jahr über ordentlichen Grund zum Feiern, denn das Freizeit- und Begegnungszentrum (FBZ) im Löhe-Haus feierte 2012 sein 25-jähriges Bestehen. „Wir bieten Menschen mit Behinderung ein umfangreiches Freizeit-, Bildungs- und Beratungsangebot“, erklärt Diakon und FBZ-Leiter Oliver Gründel. Das FBZ dient mit einem Café, Gruppenräumen und einer Disko als Treffpunkt und Veranstaltungsort der „Offenen Behindertenarbeit – evangelisch in der Region München“ (OBA).
Anlässlich des Jubiläums war kurz vor Weihnachten auch Münchens 2. Bürgermeisterin, Christine Strobl, zu Gast. Die Besucherinnen und Besucher erlebten die Politikerin ganz nah und konnten sich in persönlichen Gesprächen mit ihren Anliegen und Problemen an sie wenden. „Ich habe dank meiner Arbeit im Stadtrat immer wieder mit Behinderteneinrichtungen zu tun und beschäftige mich viel mit diesem Thema“, sagt die Bürgermeisterin. „Es gibt für uns als Stadt diesbezüglich sehr viel zu tun, weil wir Menschen mit Behinderungen besser integrieren wollen, damit sie normal am alltäglichen Leben teilhaben können.“ Dies sei allerdings ein langer Weg. Man versuche aber in der Stadt die Möglichkeit dafür zu schaffen. „Oft sind es die Nicht-Behinderten, die nicht wissen, wie sie mit Menschen mit Behinderung umgehen sollen.“ In diesem Zusammenhang müsse die Gesellschaft noch viel lernen, betont Strobl.
Als Einrichtung der evangelischen Kirche ermöglicht die OBA seit 30 Jahren Menschen mit Behinderungen beziehungsweise besonderen Bedürfnissen eine selbstbestimmte Freizeitgestaltung und unterstützt damit ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. „Wir sind vor allem spezialisiert auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung und mit Lernbeeinträchtigungen“, erzählt Gründel. „Unsere Angebote sind zielgruppenorientiert strukturiert. Wir machen vieles auch außerhalb, zum Beispiel Ausflüge. Das passt ja zum vieldiskutierten Begriff der Inklusion – wir wollen auch rausgehen.“
Unter anderem ist die Einrichtung auch regelmäßig Spielort der Neuhauser Musiknacht. „Da kommen auch sehr viele Gäste von außerhalb. Eine tolle Sache, um in Kontakt zu kommen. Daneben finden regelmäßig Konzerte statt“, berichtet Gründel. So gibt der Verein „Yehudi Menuhin Live Music Now“ immer wieder kostenlose, hochkarätige Konzerte im Löhe-Haus. Etwas poppiger oder rockinger fallen meist die kostenlosen Auftritte der Nachwuchsbands in der „Freitags-Kneipe“ aus. Außerdem gibt es im FBZ ein eigenes Bandprojekt.
Natürlich steht die Einrichtung allen Besucher offen – mit und ohne Behinderung. „Uns ist jeder Mensch in seiner Vielfältigkeit und Verschiedenheit wichtig“, betont Diakon Heinz Karrer, der Geschäftsführer und Leiter der OBA. „Wir ermöglichen Menschen mit Beeinträchtigungen die selbstbestimmte Teilnahme am Freizeitleben. Damit leisten wir einen Beitrag zur Veränderung gesellschaftlicher Strukturen und stärken das Bewusstsein für eine inklusive und barrierefreie Gesellschaft.“
Zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter mit und ohne Behinderung gestalten die Angebote in allen Bereichen aktiv mit. Dazu kommen ein Team von insgesamt neun Pädagogen und vier Jugendliche, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der OBA ableisten. „Viele der Kollegen haben eigene Schwerpunktbereiche, zum Beispiel Senioren, Kultur oder Sport“, erläutert der FBZ-Leiter. „Wir haben unter anderem auch eine eigene Sportgemeinschaft, die auch an den Special Olympics teilgenommen hat.“
Und auch die Besucher bringen sich in ehrenamtlicher Arbeit ein. So gibt es unter anderem das Café-Team, das für den Café-Betrieb und die Küche im FBZ zuständig ist. „Das machen die Teammitglieder komplett selbstständig“, erzählt Gründel. Für die Disko ist wiederum das sogenannte „Zabanak“-Team zuständig. Das Discoteam sorgt dafür, dass es jeden Samstag einen DJ gibt, der gute und angesagte Discomusik auflegt, beim Eintritt ein oder zwei Euro kassiert werden und die Garderobe sicher verwahrt wird. An Monatspartysamstagen, alle vier Wochen, werden dazu noch Getränke ausgeschenkt und unterschiedliche Cocktails angeboten. Einmal im Monat trifft sich das „Zabanak“ zu einer Sitzung, bei der alle wichtigen Themen besprochen und die Dienste eingeteilt werden.
Die Senioren-Angebote der OBA richten sich an Menschen mit und ohne Behinderung, die älter als 45 Jahre sind und aus dem Berufsleben stufenweise aussteigen oder schon in Rente sind. Das FBZ im Löhe-Haus bietet nachmittags ein abwechslungsreiches Programm mit ehrenamtlicher und pädagogischer Betreuung. Die OBA ermöglicht aber auch Jugendlichen und jungen Erwachsenen an den unterschiedlichsten Aktivitäten teilzunehmen. So finden unter anderem Treffen mit Gleichaltrigen und gemeinsame Unternehmungen mit anderen Jugend-Gruppen statt.
Die Angebote der OBA beziehen Menschen aller Altersgruppen mit ein – egal ob Wochen-Disko, Monats-Party, Freitags-Kneipe, Dämmer-Schoppen, Frauen- und Männer-Treffs oder Samstags-Café. „Wir haben zudem auch ein Streitschlichterteam“, erzählt Gründel. „Besucher, die daran teilnehmen, werden eigens geschult und trainiert, damit sie selbst ihre Probleme klären können.“ Des Weiteren gibt es Internetkurse und diverse kulturelle Angebote. „Wir bieten in allen Bereichen Freizeitmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung. Das ist in dieser Form in München einzigartig“, so Gründel weiter. „Als offene Einrichtung und Begegnungszentrum wirken wir sehr weit in den Stadtteil hinein, sind hier auch gut akzeptiert. Unsere Besucher kommen natürlich nicht nur aus Neuhausen-Nymphenburg, sondern vielmehr aus der ganzen Stadt und auch dem Münchner Umland.“
Weitere Informationen gibt es unter www.oba-muenchen.de im Internet.
Lesen Sie im Innenteil, was die Besucher und Mitarbeiter des Freizeit- und Begegnungszentrums (FBZ) im Löhe-Haus über die Einrichtung denken, wie sie Silvester feiern und was sie sich fürs Neue Jahr wünschen.