Freundlich, weltoffen, ehrgeizig, erfahren. Diese Worte beschreiben Harald Neubauer, neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit München, recht trefflich. Voller Optimismus betritt er den Konferenzraum, um sich vorzustellen und lächelt selbstbewusst in die Runde. Zum 3. Dezember übernahm er die Leitung und weiß, dass im kommenden Jahr einiges getan werden muss, um die gegenwärtige Situation zu verbessern. Sein Motto lautet schon seit jeher „Neue Wege gehen“ und dieses will er auch als neuer Münchner Chef beibehalten.
Ursprünglich kommt Neubauer aus der Nähe von Hof, Oberfranken. Nach dem Wehrdienst begann er ein Studium im gehobenen nichttechnischen Dienst der Bundesagentur für Arbeit – damals noch Bundesanstalt für Arbeit genannt. Sein beruflicher Werdegang führte ihn sowohl in viele deutsche Städte als auch nach Lettland, wo er im Auftrag der EU half Arbeitsberatungs- und Vermittlungsstellen aufzubauen. Die letzten neun Jahre war der vierfache Familienvater als Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rosenheim tätig. „Es war schon immer mein Traumziel, eines Tages München leiten zu dürfen. Das ist die zweitgrößte Agentur Deutschlands nach Hamburg und ich bin froh, dass der Vorstand so viel Vertrauen in mich setzt und mir die Stelle angeboten hat“, sagt Neubauer.
Vertrauen ist dabei das Stichwort, denn dieser Wert liegt ihm besonders am Herzen: „Mein persönliches Ziel ist es, mit meiner Arbeit die richtigen Akzente zu setzen und Vertrauen zu schaffen. Meine Mitarbeiter und ich müssen mit der richtigen Politik dafür sorgen, dass fachkundige Arbeitnehmer die für sie richtigen Stellen besetzen“. Als weitere Ziele nennt er die Unterstützung der Jugendlichen, Alleinerziehenden und Schwerbehinderten, damit diese Gruppen so schnell und gut wie möglich im Arbeitsleben Fuß fassen können. Außerdem ist eine enge Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft geplant: „Mir ist es wichtig, dass den Münchner Unternehmen genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Wir werden mit unserem Dienstleistungsangebot einen großen Beitrag dazu leisten, wenngleich dies kein Allheilmittel darstellen wird: Die Engpässe an Fachkräften in machen Branchen haben ihre Ursache ja hauptsächlich in der demografischen Entwicklung.“
Die Agentur für Arbeit München verzeichnet im Vergleich zu Weilheim, Freising und Rosenheim mit 4,4 Prozent die höchste Arbeitslosenquote, die zum Vorjahr um 0,1 Prozentpunkte gestiegen ist. Somit sind aktuell 40.670 Personen im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet, davon 35.833 in der Landeshauptstadt und 4.837 im Landkreis München. Besorgniserregend ist die Arbeitslosenquote der Jugendlichen unter 25 Jahren, da gegenwärtig 2.631 junge Menschen keine Beschäftigung haben. Das entspricht einer Quote von 3 Prozent, Tendenz steigend. Die meisten von ihnen seien zwar nur kurzzeitig arbeitslos, aber dennoch sei gerade hier dringender Handlungsbedarf, so Neubauer. „Ich will mir gar nicht ausmalen, wo wir landen, wenn sich diese Tendenz fortsetzt.“ Die Anzahl der Arbeitslosen 55plus beträgt 6,3 Prozent, das sind 7.766 Personen. Eine größere Beteiligung der Älteren sowie der Menschen mit Handicap müsse ebenfalls in Angriff genommen werden, betont der Diplom-Verwaltungswirt.
Bereits vor zwei Jahren kam die Diskussion um den Verkauf des Backsteinkomplexes in der Kapuzinerstraße 26 auf. Geplant hatte dies die Bundesarbeitsagentur in Nürnberg, die Eigentümerin des Gebäudes ist. Der Grund: Die 43.000 Quadratmeter umfassende Geschossfläche sei zu groß, denn seitdem sich die Rechtsbereiche geändert haben, stünden viele Büros leer. „Ein Umzug in ein anderes, kleineres Gebäude wäre aufgrund der günstigen Verkehrsanbindung und der guten Parkmöglichkeiten unvorteilhaft“, sagt Neubauer. Bei dieser Planung werde nicht berücksichtigt, dass auch das Berufsinformationszentrum im Gebäudekomplex untergebracht sei und täglich viele Jugendliche und Berufseinsteiger vorbeikämen, um sich in beruflichen Entscheidungen beraten zu lassen. Dafür würden die Räumlichkeiten benötigt, erklärt der neue Chef. Er hofft auf das Alternativkonzept, dessen Realisierbarkeit noch nicht genau feststeht. In diesem Fall sollen Bereiche umgestaltet und abgetrennt werden, um eine Teilvermietung zu ermöglichen. Jetzt wird sehnsüchtig auf die Entscheidung aus Nürnberg gewartet, die im ersten Quartal des Jahres mitgeteilt werden soll. Harald Neubauer ist jedoch zuversichtlich und konzentriert sich nun auf die Erfüllung seiner neuen Aufgaben: „Ich trete mit sportlichem Ehrgeiz, viel Freude und Optimismus mein neues Amt an und freue mich auf die neuen Herausforderungen und Möglichkeiten in der Arbeitsagentur München.“