Plötzlich platzt ein Luftballon, ein Drache fliegt fauchend durch die Luft, ein Mädchen verläuft sich im tiefen, tiefen Wald: Viele Bilder entstehen in den Köpfen der Plinganserschüler beim Hören von Beethovens Waldsteinsonate. Die Zweitklässler erlebten vor Weihnachten ein ganz besonderes Konzert im Unterricht: Die Pianistin Meryem Natalie Akdenizli besuchte die kleinen Sendlinger, um ihnen klassische Musik nahezubringen. Das heißt bei der preisgekrönten Musikerin vor allem: charmant Geschichten erzählen.
„Ich will euch zeigen, wie spannend diese Musik ist”, erzählt Akdenizli den Schülern, ehe sie sich ans Klavier setzt, um die Waldsteinsonate selbst zu spielen: „Dieses Stück klingt unheimlich spannend, als würde gleich etwas Unglaubliches passieren!” Die Grundschüler finden das „coool” - denn Beethovens Stück klingt für sie wie aus einem Vampirfilm. Das Musik Gefühle transportieren kann, muss ihnen ohnehin keiner mehr erklären: „Manchmal muss ich weinen, wenn ich im Radio traurige klassische Musik höre”, erzählt ein Mädchen.
„Ein Stück spielen ist wie eine Geschichte erzählen”, meint Meryem Natalie Akdenizli. Sie spielte den Kindern im Klassenzimmer nicht nur einige Stücke aus verschiedenen Epochen vor und erklärte ihnen, wie die Menschen in jenen Zeiten lebten, sondern zeigte ihnen auch, wie ein Klavier innen aussieht, wie die Töne dort erzeugt werden und warum ein Klavier Pedale hat. Die Kinder hörten ihr begeistert zu. Viele von ihnen spielen selbst ein Instrument, Flöte, Geige oder Klavier zum Beispiel. Aber eine echte Pianistin hautnah erleben zu können und ihr vielleicht sogar ein Stück vorspielen zu dürfen, ist etwas besonders Tolles.
Auch die klassische Musik kannte ihre Superstars wie etwa Franz Liszt, der bei seinen Konzerten reihenweise Damen in Ohnmacht fallen lassen konnte. „Er war der beste Klavierspieler aller Zeiten”, erzählt Akdenizli den Schülern, „er war so berühmt wie heute Pink oder Lady Gaga!” Liszts „Totentanz” ist ihr Lieblingsstück: „Es ist gruselig, aber man muss es auch nicht so ernst nehmen”, meint sie und spielt es vor. Die Kinder gruseln sich gerne mit, stellen sich tanzende Skelette vor und sind begeistert: Michael Jackson hätte es mit Thriller auch nicht besser machen können!
Mit ihren Schulprojekten gelingt es Meryem Natalie Akdenizli, Schüler für klassische Musik und das Klavierspiel zu begeistern. Sie hat dafür das Schul-Gesprächskonzert „In 80 Minuten durch die Musikepochen” konzipiert. Seit zwei Jahren organisiert Akdenizli gemeinsam mit Schülern und Lehrern solche Gesprächskonzerte an Schulen. Die Schüler erleben, wie viel Spaß klassische Musik machen kann und dass Klavierspielen nichts Unerreichbares ist. Im Rahmen des renommierten Schulprojektes 'Rhapsody in School' besucht Meryem Natalie Akdenizli vor ihren Konzerten gene Schulen am jeweiligen Auftrittsort. Rhapsody in School wurde 2005 - nach einer Idee des Pianisten Lars Vogt gegründet, der meinte, „dass in den Schulen der emotionale Erstkontakt mit Musik hergestellt werden muss, da dies von Familien und der Praxis der Hausmusik immer weniger erwartet werden kann. In einer idealen Welt gäbe es eine Verbindung zwischen Musik und allgemein bildenden Schulen, und jeder Schüler würde in seinem Leben einmal ein Instrument erlernen.“
Die aus Stuttgart stammende Pianistin Meryem Natalie Akdenizli erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von sieben Jahren und wurde 1994 Stipendiatin der studienvorbereitenden Begabtenklasse der Stuttgarter Musikschule. Bereits im Alter von 15 Jahren debütierte sie in der Liederhalle Stuttgart mit Beethovens 2. Klavierkonzert, gab dort kurze Zeit später ihren ersten Klavierabend und gibt heute jährlich weltweit über 40 Konzerte.
Akdenizli ist Trägerin zahlreicher Preise nationaler und internationaler Wettbewerbe und Auszeichnungen u.a. beim internationalen Wettbewerb IBLA, Italien. Im deutschen sowie im türkischen Rundfunk wurden sowohl ihre Studio- als auch ihre Liveaufnahmen ausgestrahlt: Werke von Debussy, Ravel, Beethoven, Mozart, Bach, Chopin, Liszt wurden im SDR, SWR und MDR gesendet. Im Fernsehen war sie ebenfalls international live zu erleben.