Es dürfte sich schon herum gesprochen haben: Die Paulaner-Brauerei zieht nach über 375 Jahren am Standort Nockherberg nach Langwied um. Wenn alles nach Plan läuft, soll die Ansiedlung des Traditionsunternehmens zwischen Autobahnkreuz München-West und Berglwiesen-, Mooswiesen- und Mühlangerstraße Ende 2015 abgeschlossen sein. „Wir als Brauerei wollen einen guten Dialog mit der Nachbarschaft. Das ist sehr wichtig, wenn wir von der Innenstadt nach Langwied umziehen“, betonte Andreas Steinfatt, Geschäftsführer von Paulaner, auf einer Informationsveranstaltung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23) am vergangenen Montag Abend in der Aula des Louise-Schröder-Gymnasiums, zu der zahlreiche interessierte Bürger gekommen waren.
„Wir verlassen die Au durchaus mit einem weinenden Auge“, so der Paulaner-Chef weiter. Seit 1634 habe das Unternehmen dort seinen Hauptsitz. Dort stoße die Brauerei allerdings nun an ihre Kapazitätsgrenzen; es gibt nicht genügend Lagerplatz für Voll- und Leergut oder Rangierplatz für Gabelstabler und Lkw. „Für uns ist der Umzug auch eine große Chance eine neue Brauerei zu bauen und das Unternehmen so in eine neue Zukunft zu führen“, erklärt Steinfatt. Der neue Standort in Langwied – das Gelände hat eine Größe von zirka 15 Hektar – biete fast doppelt so viel Fläche wie bisher und eine bessere Verkehrsanbindung als in der Innenstadt. „Unser größtes Problem im Moment ist der jetzige Brauereihof“, betonte auch Christian Dahncke, der 1. Braumeister von Paulaner. „Durch die Enge ist es für die Gabelstapler und die Lkw schwer zu rangieren.“
Für die Anfahrt zum Brauereigelände wird eine neue Straße erschlossen. Sie führt vom Paulaner-Gelände entlang des nördlichen Teils der heutigen Mooswiesenstraße, kreuzt die Lochhausener Straße und mündet in die Mühlangerstraße. Von Seiten der Brauerei geht man davon aus, dass die zusätzliche Geräuschbelastung durch den Verkehr unwesentlich sei. Die Autobahn überdecke die Geräusche größtenteils. Doch im Bereich der Einmündung der neuen Zufahrtsstraße auf der Mühlangerstraße werde sich der Lärmpegel leicht erhöhen. In Spitzentagen werden nach Angaben der Brauerei in der Hauptsaison 230 Lkw das Gelände ansteuern – das sind 460 Fahrten pro Tag. „Das tägliche Verkehrsaufkommen inklusive Pkw-Verkehr beträgt demnach 1050 Fahrten pro Tag“, erklärte Andreas Burkhardt vom TÜV Rheinland. 97 Prozent des Lkw-Verkehrs fahre direkt auf die Autobahnen A99 und A8, „nur drei Prozent werden nach unserer Prognose über die Mühlangerstraße in Richtung Stadt fahren.“ Auch für die Stadt München seien diese Zahlen plausibel, betonte Verkehrsplaner Georg Dunkel. Entwarnung gab Dunkel übrigens bei der geplanten Verlegung des Kreisels von der Verdistraße an die Mühlangerstraße. „Da sehen wir im Moment nicht die Notwendigkeit. Das Thema ist erstmal zurückgestellt.“ Auch eine Erweiterung der Hanfgartenstraße sei nicht vorgesehen.
Die momentan noch auf dem Gelände in Langwied vorhandene überirdische Hochspannungsleitung werde in den Untergrund verlegt, erklärte Rainer Schwarzmeier vom Büro Jestaedt + Partner. Der Stadtplaner ist für den Bebauungsplan zuständig. „Durch die Verlegung der Stromleitung gibt es für den Bau keine Höhenbeschränkung auf sechs Meter. Vielmehr kann jetzt alles an die umliegende Bebauung angepasst werden. Da liegen wir bei rund 20 Meter im Schnitt“, so Schwarzmeier. Die höchsten Gebäude auf dem neuen Paulaner-Gelände sollen rund 28 Meter hoch werden.
Viele anwesende Bürger treibt aber nicht nur die Sorge nach der Verkehrs- sondern auch nach der Geruchsbelastung. „Bei der Geruchsbelastung werden die Grenzwerte eingehalten“, erklärte Schwarzmeier. „Der eine mag Malzgeruch, der andere nicht. Ganz vermeiden kann man ihn natürlich nicht.“ Die Geruchsausbreitung soll dank neuester Technologie geringer sein als bei dem bereits genehmigten Vorgänger-Vorhaben auf dem Gelände. Bereits 2009 wollte die Spaten-Brauerei ihren Standort nach Langwied verlegen.
„Wir haben bereits jetzt eine deutliche Geruchsbelästigung seitens Schernthaner und Riebel“, klagte ein Bürger. „Wenn ich die Belastung der Autobahn, von Paulaner, Schernthaner und Riebel addiere, ist es beachtlich, was die Bewohner dort trifft.“ In diesem Zusammenhang versuchte Gerald Höfler vom Referat für Gesundheit und Umwelt Entwarnung zu geben: „Die bereits angesiedelten Betriebe werden selbstverständlich bei der Begutachtung und der Planung berücksichtigt. Wir werden uns genau anschauen, wie es mit der Geruchsvorbelastung ausschaut. Das Thema Gerüche wird beim Genehmigungsverfahren ein wesentlicher Punkt sein.“ Auch Heike Kainz, die Vorsitzende des BA 23, betonte noch einmal, dass dies besonders wichtig sei. „Die Anwohner nehmen nicht die einzelnen Gerüche wahr, sondern deren Gesamtzahl. Und das muss unbedingt verträglich sein.“
Paulaner wird nun demnächst die offiziellen Antragsunterlagen beim Referat für Gesundheit und Umwelt einreichen. Läuft für die Brauerei alles nach Plan, sollen bereits Anfang des kommenden Jahres die ersten Vorarbeiten auf dem Gelände beginnen. Mit dem Abschluss des Planungsverfahrens rechnet man mit Mitte 2013, Anfang 2014 könnten dann bereits die Bauarbeiten beginnen. Momentan läuft ein Fassadenwettbewerb. Auch die Öffentlichkeit wird im Laufe des Verfahrens noch einmal beteiligt werden. Und auch die Antragsunterlagen können öffentlich eingesehen werden.