Veröffentlicht am 09.07.2012 15:15

Ein Haus ohne Ecken und Kanten

Architekt Otto Hartmann, Lisa Hirdes (Leiterin Evangelische PflegeAkademie), Günther Bauer (Vorstand Innere Mission), Doris Löhr (künftige Heimleiterin) und Gerhard Prölß (Geschäftsführer Hilfe im Alter) beim Richtfest  (von links). (Foto: Innere Mission)
Architekt Otto Hartmann, Lisa Hirdes (Leiterin Evangelische PflegeAkademie), Günther Bauer (Vorstand Innere Mission), Doris Löhr (künftige Heimleiterin) und Gerhard Prölß (Geschäftsführer Hilfe im Alter) beim Richtfest (von links). (Foto: Innere Mission)
Architekt Otto Hartmann, Lisa Hirdes (Leiterin Evangelische PflegeAkademie), Günther Bauer (Vorstand Innere Mission), Doris Löhr (künftige Heimleiterin) und Gerhard Prölß (Geschäftsführer Hilfe im Alter) beim Richtfest (von links). (Foto: Innere Mission)
Architekt Otto Hartmann, Lisa Hirdes (Leiterin Evangelische PflegeAkademie), Günther Bauer (Vorstand Innere Mission), Doris Löhr (künftige Heimleiterin) und Gerhard Prölß (Geschäftsführer Hilfe im Alter) beim Richtfest (von links). (Foto: Innere Mission)
Architekt Otto Hartmann, Lisa Hirdes (Leiterin Evangelische PflegeAkademie), Günther Bauer (Vorstand Innere Mission), Doris Löhr (künftige Heimleiterin) und Gerhard Prölß (Geschäftsführer Hilfe im Alter) beim Richtfest (von links). (Foto: Innere Mission)

Im Beisein von zahlreichen Bauarbeitern und Festgästen hat die Innere Mission am 6. Juli Richtfest für ihr neues Pflegezentrum auf der „Südseite” gefeiert. Der Bau, in dem auch die Evangelische Pflege-Akademie untergebracht sein wird, kostet rund 23 Millionen Euro und wird im Frühjahr 2013 bezugsfertig sein. Das Zentrum bietet Platz für 227 pflegebedürftige Menschen und hat einen eigenen beschützenden Bereich für Demente sowie mehrere Appartements für Pflegewohnen. Insgesamt entstehen an der Ecke Baierbrunner Straße / Siemensallee auch rund 130 Arbeitsplätze in Pflege, Betreuung, Hauswirtschaft und Verwaltung.

Anders als beim Spatenstich (wo es heftig stürmte) und der Grundsteinlegung (mit Hagelschauern) spielte das Wetter bei dieser Feier mit und so dankte der Vorstand der Inneren Mission, Pfarrer Günther Bauer, allen Beteiligten für die gute Arbeit. Auch wenn ein Betonbau ohne Firstpfette auskomme, wolle man als Bauherr am Richtfest festhalten. Dieser Brauch sei schließlich ein Hinweis auf den „Grund des Lebens und wie nötig wir alle eine Behausung brauchen“.

Auch der Wochenspruch aus dem Galaterbrief – „Einer trage des anderen Last“ – sei hervorragend geeignet, um die Aufgabe zu beschreiben, die das Pflegezentrum künftig erfüllen werde. Es sei Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, dass „die Stärkeren die Schwächeren tragen, ohne sie auf ihre Schwachheit zu reduzieren“. Zudem ende das Leben nicht, „wenn wir keinen gesellschaftlichen Nutzen mehr haben“. In dem Haus werde ein christlicher Geist herrschen und das Bewusstsein, dass das Leben über den Tod hinausgehe – „und das ist auch gut so“.

Kleinteilige Betreuung

Trotz der herausragenden Architektur seien die Kosten für die Bewohner vergleichbar mit dem, was man in anderen neuen Einrichtungen bezahlen müsse. Der Anteil der Investkosten liege im Einzelzimmer bei etwa 20 Euro pro Tag, bei einem Platz im Doppelzimmer bei rund 16 Euro. Trotz der Dimensionen des Zentrums seien kleine Einheiten möglich: „Ein großes Haus und kleinteilige Betreuung sind kein Gegensatz.“

Bauer dankte allen, die das Projekt bislang nach Kräften unterstützt hatten: Den Gremien des Vereins, der Landeshauptstadt München für den Baukostenzuschuss, dem Freistaat und der Regierung von Oberbayern für die finanzielle Förderung der Pflege-Akademie und der Deutschen Fernsehlotterie für die 300.000-Euro-Spende für die Inneneinrichtung des Hauses.

Architekt Otto Hartmann wies darauf hin, dass das Gebäude nach den neuesten technischen und ökologischen Standards errichtet werde. Zudem baue man „so ressourcen- und umweltschonend wie möglich“. Da der ursprüngliche Baumbestand weitestgehend erhalten worden sei, zudem die Flachdächer begrünt würden und um die Gebäude eine intensive Grünanlage entstehe, sei es später möglich, „in einer parkähnlichen Landschaft zu wohnen und zu arbeiten“.

Das Pflegezentrum mit seinen 12.500 qm Nutzfläche werde ein „Mehrgenerationenhaus“ sein, in dem Bewohner, Mitarbeitende, Schüler und Studenten harmonisch miteinander leben könnten. Hartmann wörtlich: „Ein Haus ohne Ecken und Kanten war das Ziel; alles soll im Fluss bleiben und wird sich dadurch ständig verändern.“

Für den künftigen Betreiber sagte der Geschäftsführer der Hilfe im Alter, Gerhard Prölß, in diesem „tollen Haus an einem tollen Standort“ seien die besten Voraussetzungen für eine qualitätsvolle Pflege gegeben: „Unser Haus wird kein Inseldasein führen, sondern sich wunderbar in dieses neu entstehende Stadtviertel integrieren und positive Akzente setzen.“

Pflegeschule verknüpft Theorie und Praxis

Durch die unmittelbar anschließende Pflegefachschule lasse sich künftig Theorie und Praxis für die Studierenden ideal verbinden. Das Haus biete das ganze Spektrum vernetzter Pflege an von ambulanter Pflege bis zum Hospizdienst, so Prölß. Zugleich kritisierte er die anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen im Pflegebereich: „Das von der Politik so groß angekündigte Jahr der Pflege ist verpufft wie nichts.“ Was in Berlin als große Pflegereform verabschiedet worden sei, habe mit Reform überhaupt nichts zu tun. Ganz bewusst ausnehmen von dieser Kritik wollte Prölß die Landeshauptstadt München, die beispielsweise mit der Finanzierung von Überleitungskräften ein wichtiges Signal setze.

Der Geschäftsführer der Hilfe im Alter berichtete auch von der jüngsten Umfrage bei den Mitarbeitenden in seinem Unternehmen. Demnach sagten 80 Prozent, dass ihnen die Arbeit wichtig sei und sie von Kollegen und Vorgesetzen geschätzt würden; 70 Prozent würden sich auch wiederbewerben oder ihren Arbeitgeber weiterempfehlen. Er habe deshalb berechtigte Hoffnung, auch schnell gut qualifiziertes Personal für das neue Haus zu bekommen.

Lisa Hirdes, Leiterin der Evangelischen PflegeAkademie, freute sich auf die neuen Räume, die die Akademie während der Osterferien 2013 beziehen wird. Für sie persönlich sei das bereits der dritte Umzug – und es werde der letzte sein. Besonders erfreulich sei es, das die Berufsfachschule zum ersten Mal in ein Gebäude ziehen werde, „das von Anfang an als Schule geplant wurde und auch dementsprechend ausgestattet ist“.

Während das Pflegezentrum als Rundbau konzipiert sei, weise die unmittelbar anschließende rechteckige Ausbildungsstätte durchaus Ecken und Kanten auf: „Aber Theorie ist eben manchmal ein bisschen kantig und muss mitunter auch sperrig sein.“ Es gelte immer wieder, die Fachlichkeit in der Pflege zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Ziel sei es, dass sich Theorie und Praxis in einem zirkulären Prozess immer wieder austauschen. „Ich freue mich auf ein konstruktives Miteinander.“

Kontakt vor Ort

Die künftige Leiterin des Hauses, Doris Löhr, sagte, ihr persönliches Ziel sei es, „nicht nur mit der herausragenden Architektur zu glänzen, sondern vor allem mit hochwertiger Pflegequalität, gutem Service und einer positiven Grundstimmung innerhalb des Hauses und nach außen“. Sie werde „ab sofort mit der Suche beginnen nach qualifizierten und motivierten Mitarbeitenden, die mit Herz und Verstand die uns anvertrauten Bewohner versorgen und im Haus eine warme Atmosphäre entstehen lassen“. Von August an ist sie in einem Pavillon vor Ort erreichbar für zukünftige Bewohner und interessierte Mitarbeitende (Tel. 12 69 91 333).

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